Jetzt kommt es langsam zur Unterscheidung von Liebe und Beziehung.
Liebe findet für mich in einem gewissen Rahmen statt. Kann sich Liebe frei entfalten, wenn es die Beziehung nicht kann? z.B. durch ein Haltbarkeitsdatum?
Zitat von *********_love:
„Wenn aber die Beziehungen nicht frei und in Resonanz zueinander gelebt werden, sondern eine Jonglage von Ego-Befindlichkeiten ist, dann stimmen Gefühl und Information ganz oft nicht überein.
Bsp. Mann verbringt Abend nicht mit mir, sondern mit einer anderen Frau, weil er das möchte, fühlt, für ihn dran ist. Passt.
Mann verbringt Abend nicht mit mir, obwohl wir uns beide nacheinander sehnen, weil eine andere Frau so gestresst hat, dass er um des lieben Friedens willen, ihren kindischen Trotzkopf bedient, dann geht mir das auf den Sack.
Das ist genau die Problematik, die entsteht, wenn nicht alle Beteiligten ein polyamores Leben, also die Offenheit und Akzeptanz aller Beteiligten, leben.
Aber selbst in Poly-Konstrukten wird man solche Konflikte finden. Es sind ja nicht immer Ego-Befindlichkeiten, sondern auch ganz normale Verbindlichkeiten, die den Rahmen einer Beziehung stecken.
Also muss man sich die Frage nach der Basis der Beziehung stellen und da stoße ich an Grenzen, wenn die rein gefühlsbasiert ist oder die Liebe frei ist. Das Gefühl vielleicht, aber die Umsetzung nicht.
Wo fängt also der Egotrip an und wo hört er auf. Sich sehen zu wollen, weil man Sehnsucht hat, ist genauso egoistisch, wie den Mann zu stressen. Der Mann trifft die Entscheidung, welchem Bedürfnis er folgt.
Die Entscheidung kann dir berechtigterweise auf den Sack gehen, aber er führt die andere Beziehung, die genauso frei ist, wie die Beziehung zu dir. Der kindische Trotzkopf ist deine Bewertung.
Allerdings gibt es in diesem Setting vermutlich eher eine Hierarchie, nämlich dass ein Mensch bzw. die Beziehung oder der "liebe Frieden" den Vorrang hat. Und diese Hierarchie ist nicht etwa an das Gefühl Liebe gekoppelt (das kann gleichwertig sein), sondern an den Beziehungsrahmen.
Dass jemand, der Frau Vorrang lässt, die mit ihm eine Partnerschaft führt, vor der, mit der eben keine Partnerschaft besteht, ist eine Entscheidung. Und da sind die Grenzen für eine freie Entwicklung.
Es ist natürlich wesentlich einfacher, nach dem Gefühl Liebe zu leben, je weniger Verbindlichkeiten in einer Beziehung stecken.
Der Affäre in deinem Beispiel mangelt es an mehreren Verbindlichkeiten (mit Absicht). z.B. die der Beständigkeit/Dauerhaftigkeit (es ist auf Zeit) und der Partnerschaftlichkeit.
Es ist bestimmt spannend sich dazu auch mit der Beziehungsanarchie zu befassen.
Es ist, geb ich zu, schwierig. Vor allem weil es weniger um Gefühle als um Beziehungen geht. Und für mich beinhaltet Polyamorie ganz klar die Auseinandersetzung mit Beziehung. Aber ich bin da auch befangen, weil Affärenkonstrukte für mich nicht funktionieren (u.a. aus den von dir genannten Beispielen).