Hallo zusammen,
wieder ein Thema in dem ich mich (zumindest bedingt) wiederfinde. Daher entlasse ich mal wieder einen Schwall an Selbstoffenbarung.
Lebe in einer Ehe mit Kind. Die junge Familie ist an und für sich sehr glücklich dran. Haben die Kindeserziehung, Jobs, Eigenheim, usw. alles im Griff.
Dennoch bin ich als Mann hier alleine auf Joy unterwegs. Dies nicht heimlich, es wurde kommuniziert.
Wie kam es?
Auch mir geht es als Mann daheim so, dass die innereheliche Sexualität mir nicht ausreicht, ich unter Verzicht leide in Häufigkeit und Tiefe. Vor einigen Jahren, noch vor unserer Ehe, hatte ich diesbezüglich Probleme, unterstellte ich Ihr doch, dass ausbleibender sexueller Trieb ihrerseits, gleichgestellt sei mit „mich nicht wirklich lieben/begehren“.
Die TE hat in Ihrem Eingangspost geschrieben, dass viele der Männer scheinbar nicht offen und klärend mit Ihrer Partnerin sprechen können. Dies ist bei uns anders gelagert, wir können über ALLES sprechen.
Wenn ich die letzten Monate das Thema Sexualität ansprach, beklagte sie sich jedoch über einen zwischenmenschlichen Druck, den ich so auf sie ausübe, was bei ihr die sexuelle Lust umso mehr ausbremst. Doch wenn nicht mit dem Partner darüber sprechen, mit wem dann?
Viele hier schrieben von Therapien, Beratungen.
Meine Frau ist tiefenpsychologische Psychotherapeutin. Und ich denke als Ehemann und „Patient 1.0“
fehlt uns an Kommunikation überhaupt nichts. Tatsächlich kann ich über ALLE meine Gedanken sprechen, auch wenn die Beziehung mit einem Psychoterapeuten auch Ihre speziellen Aspekte hat.
In den frühen Jahren unserer Beziehung kochte das Thema der sexuellen Häufigkeit und „Machart“ bereits hoch. Damals war sie noch in Ausbildung. Ich ließ mich davon überzeugen, eine Kurzzeittherapie zu machen. Diese bewirkte bei mir, dass ich als Hauptursache meiner sexuellen „Unzufriedenheit“ eine deutliche Selbstwertproblematik erkennen konnte.
Diese begründete sich jedoch in völlig anderen Problemen (familiäre Beziehungen, Job, usw.).
Weiterhin bin ich damals vom Denkschema weg gekommen „Sie will mich nicht ficken (auf diese und jene Art), also KANN sie mich nicht lieben/begehren.
Wir kamen dann eine ganze Weile gut zurecht (ich natürlich mit Kompromissen), bis der Nachwuchs kam. Eine 1 ½ Jährige sexlose Zeit hat mich erneut in eine Krise fallen lassen, aus der ich bis heute noch nicht heraus bin.
Im Gegensatz zu damals zweifle ich jedoch nicht an Ihren Gefühlen mit gegenüber. Wir lieben uns.
Doch bin ich, was Triebe, Sexualität, und Wollust angeht, gefühlt alleine in der Ehe.
So kam es, dass wir Anfang des Jahres wieder da saßen (mit dem EINEN Thema).
Habe seither äußerlich mehr aus mir gemacht, abgenommen, Körper in Form gebracht und so weiter.
Von Außen bekomme ich dafür Bestätigung, merke dass ich durchaus einen gescheiten Marktwert habe. Daheim hat sich durch mein Upgrate leider nichts geändert.
Zur Eingangsfrage:
Würde mich nicht trennen wollen, WEIL ich mir soviel Wert bin.
Das Leben besteht (Gott sei Dank – oder leider) aus so viel mehr Themen als „nur“ der Sexualität.
Etwas in mir wehrt sich dagegen, dass „allein“ die für mich subjektiv als mangelhaft empfundene Sexualität ein Trennungsgrund sein soll, wo andere Dinge, speziell das miteinander reden, so toll laufen.
Dazu denke ich mir, dass der Zahn der Zeit doch auch an mir knabbern müsste, Trieb zurückgehen sollte, der Sexualität weniger Gewicht zugesprochen werden wird. Wenn ich all die anderen Lebensfelder sehe, kann ich mich mit meiner Frau ABSOLUT glücklich schätzen.
Es Stück weit könnte man sich Vorwürfe machen, dem „bisschen Akt“ solch Gewicht zuzusprechen, wo doch der Rest so wertvoll ist.
Doch an der Stelle musste ich einsehen, ich KANN so einfach nicht. Die Launen, die Frustration, die Entbehrung…. das überrollt einem punktuell. In solchen Momenten tue ich Ihr auch Unrecht. Doch ab einem gewissen Punkt, kann man nicht mehr mit dem Verstand rangehen.
Dies sind dann Momente in denen ich auf Distanz gehen muss. Zum Selbstschutz, aber auch um unnötige Streitereien zu vermeiden, welche nur aufgrund meiner sexuellen Frustration aufkämen.
Ja Sexualität ist mein „Ladegerät“ – lässt mich zuversichtlich werden, stärkt die Nerven, das Ego, lässt innerlich die Wolken verschwinden. Um so mehr muss ich aufpassen, es ihr nicht zum Vorwurft zu machen, dass es bei Ihr nicht so ist.
Es ist bitter, wenn der Partner dann nur „halt mit macht“.
Jedenfalls ist der jetzige Stand der Dinge, dass ich hier auch alleine unterwegs sein kann und darf.
Dabei ist zu betonen dass ich das alles eigentlich lieber mit ihr hätte. Doch da ist derzeit zumindest nichts zu machen.
Seit ich auf Joy zu Gange bin und das ein- oder andere Date hatte, bin ich zuhause auch wieder entspannter.
Auf der einen Seite besorgt mich eine Gewisse Distanz, die so aufkommt. Auf der anderen Seite stimmt der Rest gefühlt.
Ich hoffe ich konnte die Situation zutreffend beschreiben, und denke mir, dass ich mir sehr wohl „was wert bin“, INDEM ich die Beziehung deshalb nicht aufgebe.
Als „toxisch“ würde ich die Beziehung jedoch nicht ansehen. Eher mit einer Abweichung in EINEM der Kerngebiete.
Für viele gilt wahrscheinlich jedoch:
Lieber das bekannte Übel, als das unbekannte Glück.
Wünsche Euch stets das beste!