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Bei all diesen Berichten frage ich mich heute den ganzen Tag "WARUM?" Warum lebt ihr in solchen Beziehungen? ...
... Dennoch schließt sich für mich die Frage an: warum seid ihr euch so wenig wert? Warum wollt ihr nicht geliebt werden und begehrt werden und gebt euch mit so viel weniger zufrieden?
... Und da habe ich dauernd mit Männer zu tun, die nicht reden können mit ihren Frauen.
Es macht mich traurig und ich würde gerne verstehen, wovor ihr Angst habt.
@****na ,
da weiß man ja gar nicht, wo man anfangen soll
Chronologisch, in der Kindheit?
Aufgewachsen bin ich in einer nicht sehr herzlichen Familie, war die Letzte, kein Junge, nicht intelligent, ein bisschen peinlich und einfach nicht passend. Stolz und Selbstwert durften andere haben, für mich war das nicht schicklich.
Bereits im Grundschulalter kam sexueller Missbrauch dazu, im Laufe der Jahre auch mehrere Täter.
Es gab auch eine andere Seite, auch wohlwollende Menschen, Spielkameraden und Freunde, Natur und Tiere und viel Zeit, in der ich in 'Ruhe' heranwachsen konnte, - es ist nicht alles nur schwarz oder weiß.
Irgendwann war ich dann eine Erwachsene, sicher und unsicher zugleich, mutig in einigen Situationen, in anderen ängstlich und verschreckt.
Da traf ich einen Mann, der herzlich war, dessen Familie warmherzig war und der einen ganz offensiven Kinderwunsch hatte.
Er wollte eine Familie machen, mit mir!
Gesagt - getan
, schon bald hatten wir unser erstes Kind.
Eine berauschende Zeit. Wir lernten uns kennen, wir bauten gemeinsam eine selbstständige Existenz auf, eine zweite Schwangerschaft, ...das Glück, in einer Familie aufgehoben zu sein.... so richtig reflektiert und geprüft habe ich unsere Beziehung in den ersten Jahren gar nicht.
Wurde ich geliebt und begehrt?
Was die TE als wichtige Grundlage nennt, habe ich anfangs gar nicht hinterfragt. Er war ja mit mir zusammen - dann liebte er mich ja wohl. Begehrt zu werden war für mich (siehe Kindheit) das Normalste der Welt.
Es war auch normal für mich, emotional allein zu sein.
Über all das, was in dieser Beziehung ungesund war, will ich hier schweigen, die Aufzählung wäre sehr lang.
Doch irgendwann war nicht die Frage wichtig, ob ich geliebt und begehrt werde, sondern, ob ich liebe und begehre.
Das musste ich verneinen.
Und auch danach dauerte es lange, wohl mehrere Jahre, bis ich mich trennte.
WARUM aber nicht schneller getrennt?
Liebe TE, die Frage steht wie ein Elefant im Raum herum, aber trotzdem empfinde ich deine Formulierungen als fast selbstgefällig.
Wer, außer mir, sollte darüber urteilen, was ich mir wert bin?
Und wer weiß, wie tief eine Angst empfunden wird?
Auch wenn du jetzt, beim alleine Leben keine Angst verspürst, kannst du nicht beurteilen, und erst Recht nicht bewerten, wie andere fühlen.
Toxische Beziehungen verringern das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl. Das geht schleichend und zieht sich über Jahre hin.
Mit der Trennung habe ich zunächst viel verloren.
Meine und seine Familie haben mich abgelehnt, der finanzielle Verlust war enorm, die Schulden hoch, mit Kindern in finanzielle Unwägbarkeit zu springen verlangte wirklich Mut und fühlte sich auch verantwortungslos an.
Und das alles, weil ich nicht liebe und begehre?
Ist das nicht etwas egoistisch?
Dieser charmante und liebevolle Mann soll daheim so ein Arsch sein? Glaubt kein Mensch.
WARUM ich also länger als nötig verharrt habe... weil ich wusste, dass ich mich damit auch 'gesellschaftlich' ziemlich ins Abseits kicke, und die Kinder möglicherweise auch.
Würden die Kinder mir irgendwann vorwerfen, egoistisch gehandelt zu haben?
Würde ich es mir irgendwann selbst vorwerfen?
Ist es wirklich so schlimm, oder stelle ich mich an und bin hysterisch? (wie ja immer behauptet wird...)
Wenn man psychisch ordentlich aufgeweicht und zermürbt ist, ist es sehr schwer, Entscheidungen zu treffen.
Entscheidungen, bei denen man sich unbeliebt macht, sind dann ein gewaltiger Kraftakt.
Jetzt, viele Jahre nach der Trennung und der Kindheit, sieht alles ganz anders aus.
Dennoch will ich mich nicht rechtfertigen, warum ich mich mit 'so wenig zufrieden gebe/gegeben habe'.
Damals war das nicht wenig für mich.
Geliebt zu werden ist nicht allein von einem einzigen Menschen abhängig und begehrt, naja...ja, begehrt werden ist schön, wen man sich selbst aussucht, von wem.