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Habt ihr in euren offenen Beziehungen schon ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie seid ihr dann damit umgegangen. Und vor allem was waren die Gründe dafür?
Unterschiedliche Menschen lösen unterschiedliche Bedürfnisse in mir aus. Was ich mit dem einen total geil finde, kann ich mit dem anderen total doof finden, das ist eine Frage der sexuellen Persönlichkeit.
Ich war schon in beiden Situationen: Ich habe Dinge mit anderen Sexpartner gemacht, die ich nicht mit meinem Lebenspartner gemacht habe, obwohl dieser sie sich wünscht.
Mir wurden Praktiken von meinem Lebenspartner "verweigert", obwohl er diese mit anderen Frauen macht.
Jetzt ist es so, dass ich persönlich mit Verweigerung deutlich lockerer umgehe. Zum Beispiel habe ich mich absolut damit abgefunden, dass mein Partner viele Gesten, die ich als dominant empfinde, mir gegenüber nicht initiativ zeigen kann, aber kein Problem damit bei anderen Frauen hat. Er ist bei mir vorsichtiger, fragt und tastet mehr nach, während er sich an anderen Frauen weniger zimperlich ausleben kann. Ich verstehe das und es macht mir nichts aus, dass er das mit anderen besser kann, weil diese ihm nciht so nahe stehen.
Umgekehrt geht er mit meiner "Verweigerung" nicht so locker um. Ich habe das sehr früh gemerkt und deshalb aufgehört, ihm zu erzählen, was ich mit anderen mache - auch der Diskretion wegen. Allerdings gibt es ein paar Dinge, die ich nicht verbergen kann, zum Beispiel Devotion und die Tatsache, dass jemand anderes, sofern er mich dominant erreicht, nur mit dem Finger schnippen muss, damit ich bestimmte Dinge tue, die ich bei ihm wiederum initiativ niemals tun würde, weil wir einfach eine andere Art von Beziehung führen (gleichberechtigt, ohne Machtgefälle).
Ich persönlich finde, dass man sich nicht gegenseitig unter die Nase reiben sollte, was man mit anderen Sexpartnern macht. Ich bin kein Freund davon, mich wegen meiner unterschiedlichen Bedürfnisse zu rechtfertigen und verlange das umgekehrt auch nicht von meinem Partner.
Es kommt allerdings auch immer ein wenig auf das an, was man sich vom Partner wünscht. Sieht er nur, dass man sich mit anderen Mühe gibt, bei einem selbst jedoch nicht, kann das durchaus frustrierend sein und sollte besprochen werden. Als Partner sollte man nie das Gefühl haben, dass die eigenen Bedürfnisse dem anderen nicht wichtig sind.
Aber ich mache kein Fass auf, weil mein Partner mich zum Beispiel initiativ nicht mehr würgen möchte, andere Frauen aber schon. Er hat das eine Weile auf meinen Wunsch hin gemacht und es mittlerweile sein gelassen, weil er das bei mir schlichtweg nicht tun möchte - OBWOHL ich das sehr liebe.
Es geht mir also weniger um einzelne Praktiken, als vielmehr um ein Gesamtgefühl. Es ist für mich nicht schlimm, wenn es Praktiken gibt, die ich mag, die er aber mit mir nicht durchführen möchte, mit anderen aber schon - solange ich das Gefühl habe, wir geben uns trotzdem Mühe miteinander und begehren uns.