Mitleid heischen...
@**na:
wie Du denn aus der Ferne meinst, einen Dir unbekannten Menschen so treffsicher beurteilen zu können.
Es kann sein, dass ich übers Ziel hinausgeschossen bin, mit meiner Interpretation, aber mir klang der Tonfall im Thread schon sehr stark nach Mitleid heischen.
Dagegen wollte ich mich verwehren.
Denn das kann es nicht sein.
Ich streite nicht ab, dass ein Kind-zu-bekommen das Leben komplett verändert, anstrengend und nicht einfach ist.
Das weiss ich aber vorher.
Und wenn ich mich entschliesse, das Kind auszutragen, muss ich damit rechnen, dass es mich auch was kostet. In diesem Fall eben Freiheit und Selbstbestimmung (zumindest vorübergehend, wie du ja auch schon selber geschreiben hast).
@****la
ich hab von ungeplant geschrieben, nicht von unfreiwillig, ist für mich noch ein grosser unterschied. Klar das du das schreibstt wenn du den hintergrund nicht kennst...
Ich hatte bewusst das Wort 'unfreiwillig' gewählt und es war auch so gemeint.
Denn es ist ein Unterschied, ob man schwanger wird oder schwanger
bleibt.
Deine Geschichte ist heftig und es tut mir leid, dass dein erstes Kind unter diesen Umständen gezeugt wurde.
Und wenn du es jetzt trotzdem liebst, ist das bestimmt eine sehr große menschliche Leistung, die ich gar nicht abstreiten möchte.
Du schreibst...
Abtreibung kam für mich nich in frage
Siehst du? DAS ist eine Entscheidung. Welche Gründe du dafür hattest... interessieren nicht, tun auch nichts zur Sache gerade. Du WIRST Gründe dafür gehabt haben, dass du Abtreibung ablehnst und die sind für dich legitim, denn es waren DEINE Gründe.
Tatsache ist aber- du hast dich
gegen eine Abtreibung entschieden.
Dann musst du aber auch die Konsequenzen, die das Kind mit sich bringt, in Kauf nehmen.
@*****ith:
...aber das ist wohl nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
So. Sagst du.
Also: Wenn du keine wirkliche Ahnung davon hast bitte vor dem Gebrauch der Tastatur das Gehirn einschalten und dann vielleicht besser zu dem Entschluss kommen nichts zu schreiben.
Darf ich fragen, woraus du schliesst, dass ich mein "Gehirn nicht anhatte"?
Abgesehen davon, dass es eine ziemlich billige Methode ist, mir Dummheit und Naivität zu unterstellen, um sich nicht die Mühe zu machen, drüber nachzudenken, ob an meinen Worten vielleicht etwas dran sein könnte, nur weil man sich persönlich auf den Schlips getreten fühlt?
Wie gesagt, dass, was mich so gestört hat, war der Tenor
"oh, mir gehts jaaaa soooo schlecht und ich bin komplett unschuldig daran...denn ich bin ja immer nur für Andere da"
Mein Ex-Mann war auch so ein Fall. Er hat sich ja immer aufgeopfert für Andere. Nie etwas für sich einverlangt. Nur gegeben.
Aber sich dann aufgeregt, dass er auch nie etwas von den Anderen bekommt.
Wie denn? Wenn sie gar nicht wissen, dass -und vor allem, was- du von ihnen möchtest, wenn du nicht deinen Mund mal aufkriegst?
(Das Du in dem Satz ist ein allgemeines Du, nicht auf jemanden Speziellen gerichtet).
Und es kommt noch besser. Weil man es ihm offiziell ja nicht "zugestanden" hat, hat er sich unterbewusst-manipulativ geholt, was ihm fehlte. Nämlich eben durch z.B. Mitleid heischen.
Anstatt dadurch, dass er sein Verhalten ändert und ausspricht, was ihn stört.
Das Argument, ich habe keine Kinder, lasse ich nicht gelten.
Nein, ich habe keine Kinder, aber...
A) Ich bin das Kind so einer überforderten Mutter.
B) Ich kenne das Gefühl, überfordert von einer Lebenssitutaion zu sein.
Meine Mutter gehört auch zu den Frauen, die lieber still leiden, als mal etwas zu sagen.
Was habe ich als Kind dadurch gelernt?
1.) Ich muss wohl schlecht sein für meine Mutter, denn sie ist ständig überfordert (ergo:durch mich).
2.) Man darf sich nicht wehren, wenn man überfordert ist, sonst erfüllt man nicht mehr die Vorgabe, perfekt zu sein.
Also besser, schlucken und leiden, als zuzugeben, dass man Hilfe braucht (ergo:unperfekt ist)
Was glaubt ihr, wie lange ich gebraucht habe, um diese Struktur wieder aus meinem Hirn zu bekommen? Wie lange ich geschwiegen habe, wenn etwas nicht okay war, um das Bild aufrecht zu erhalten?
Weil ich es so angelernt bekommen habe, dass man es so tut?
Hah. Und jetzt sage mir nochmal einer, ich wüsste nicht, wovon ich rede.
Wie sollen eure/unsere Kinder denn zu selbstbestimmten, selbstbewussten Menschen heranwachsen, wenn wir ihnen beibringen: leiden und die Klappe halten ist besser?
Weil man ja dann den ach-so-guter-aufopfernder-Mensch-Stempel beanspruchen kann?
Bullshit.
Es gibt viele Situationen, die sich anstrengend anfühlen oder die einen zeitweilig sehr stark fordern oder sogar überfordern. Man landet jedoch nie ganz ohne eigenes Zutun in dieser Situation.
Und dann brauch ich auch nicht so zu tun, als ob.
Nimm z.B. mich.
Ich habe mich verpflichtet, die Schulden, die mein Ex mit unserer (ehemals gemeinsamen Firma) gemacht hat, zu begleichen.
Ich bin raus aus der Firma. Komplett. Habe nichts mehr damit zu tun.
Dennoch habe ich mich bei einigen unserer Partner -wohlgemerkt nach meinem Ausstieg- freiwillig gemeldet und gesagt, dass ich die ausstehenden Zahlungen übernehme. Diese Zusatzbelastung bringt mich auch manchmal an den Rand der Verzweiflung. Da ich jetzt momentan auch einen anderen, mir nahestehenden Menschen finanziell mittrage, umso mehr.
Das heisst, ich habe auch eine starke Mehrfach-Belastung.
Stelle ich mich jetzt hin und sage:
oooooh, das böse Leben hat mich in die Prostitution gezwungen und ich kann ja gar nichts dafür, dass ich "meinen Körper verkaufen" muss?
Ich könnte. Denn Mitleid wird mir in meinem Fall häufig sogar freiwillig nachgeschmissen.
Es gibt viele, die es "gaaaanz schlimm" finden, dass ich "so etwas machen muss".
Verdammt. Ich MUSS es nicht machen.
Ich könnte auch an die Tanke gehen, arbeiten. Dann würde es halt länger dauern. Oder ich könnte eben niemand anderen unterstützen. Oder die Rechnungen meines Ex würden eben unbezahlt bleiben.
Es war meine Entscheidung. Jetzt muss ich damit leben, welche Belastungen auf mich zukommen.
Und wenn ich die nicht will, dann muss ich sehen, wie ich die Situation verändern oder verbessern kann.
Aber
immer, immer, immer hängt es mit mir (sprich: den Entscheidungen der handelnden Person) zusammen, wie sich Leben gestaltet.
So. Aber das war jetzt ziemlich
-sorry dafür- und deshalb bin ich auch
lg Julie