Ich möchte mich für all eure Beiträge herzlich bedanken. Es freut mich sehr, dass das Thema bis jetzt so ausgiebig diskutiert wurde. Viele Posts haben mich Neues gelehrt und mich nachdenklich gemacht.
Nachdem ich eure Meinungen gelesen habe und nochmal in mich gegangen bin, hat sich mein Gefühl verstärkt, dass das was ich will, tatsächlich D/s ist, nur frei von SM. Es geht für mich über eine intensive traditionelle Partnerschaft deshalb hinaus, weil es zeitlich klar definierte Abschnitte gibt, in denen die Rollen von Top und Bottom vergeben sind, während die Rollen in einer normalen Partnerschaft ständig, unbewusst und nicht abgesprochen tauschen können.
Auch in der von mir bevorzugten Version von D/s gibt es gewisse Formen von Spannung, mit denen ich sehr gerne spiele. Dazu zäht für mich etwa das Teasing, welches ich jedoch gerne auf eine vollkommen spielerische und keinesfalls erniedrigende Art und Weise sehr genieße. Es ist also hauptsächlich ein miteinander Spielen, als gegeneinander Kämpfen.
Weiterhin habe ich festgestellt, dass ich den Begriff 'Formen' nicht so sehr in den Vordergrund stellen möchte, im Gegensatz zum Begriff 'Führen'. Formen ist für mich ein nicht oder nur sehr schwer reversibler Prozess, je Älter ein Mensch wird. Ich präferiere es, wenn Bottom zu keinem Zeitpunkt das Gefühl hat gedrängt oder gezwungen zu werden. Bottom lässt sich freiwillig führen, aber bestimmt wo das zutrifft und wo es nicht gewünscht ist. Somit bestimmt Bottom in meiner Welt seine Entwicklung / Formung selbst. Natürlich ist mir dabei bewusst, dass wir uns alle ständig durch unsere Worte und Handlungen gegenseitig formen, auch ohne Absicht.
Die Bezeichnung Female Led Relationshiop trifft auf die von mir gewünschte Form von D/s zu dem Teil zu, zu dem ich gerne Bottom bin. Gefühlt ist das etwa zwei drittel der Zeit. Das letzte Drittel bin ich gerne Top. Das Switchen gibt mir die Möglichkeit mehr über meine Partnerin zu lernen und aus verschiedenen Perspektiven. Ebenso gibt es mir die Möglichkeit mein gesamtes Spektrum an Bedürfnissen im Kontext eines Machtgefälles zu erforschen.
Ich finde es interessant, dass einige Mitglieder des Joyclubs die Erfahrung gemacht haben, dass BDSM von vielen Leuten in ihrem Verständnis und dem resultierenden Verhalten hauptsächlich auf SM reduziert wird. Es scheint auch Mitglieder zu geben, die das Gefühl haben mit groben SM-Methoden ihre Dominanz in einer Beziehung ersteinmal unter Beweis stellen zu müssen. Oft wird hier die Natur von Sadismus und Masochismus ihrer Tiefe und ihres Sinns beraubt, vermute ich. Weiterhin wird allgemein ein Stereotyp geschaffen, welches bei vielen Menschen zu einem einseitigen Bild von BDSM führen kann und es ihnen schwer macht ihr Bedürfnis für ein Machtgefälle zu erkennen, wenn sie kein Bedürfnis für SM haben.
Vielen Dank nocheinmal an alle, die sich an dieser Diskussion beteiligen. Ich lerne viel über andere und über mich selbst. Ich freue mich natürlich über alle zukünftigen Beiträge zu diesem Thema.