D/s ohne Schmerz? Eine andere Vision des Führens und Formens
Hallo zusammen,das konsensuelle Anwenden und Aushalten von Schmerz und Erniedrigung gehört vielleicht zu den Kernpunkten der meisten D/s-Beziehungen. Das sind Hammer und Meißel, mit denen die Form eines Machtgefälles unmissverständlich aus dem Material der Beziehung herausgearbeitet wird. Liebhaber von Granit brauchen adäquates Werkzeug, um ein Kunstwerk aus diesem schönen und gleichzeitig harten Stein zu hauen. Doch Stein ist nicht das Medium eines jeden Plastikers.
Das Leben hat mich so geformt, dass S/M nicht für mich ist. Interessanterweise ist die Gleichstellung zwischen einer Partnerin und mir nicht die Beziehungsform, die ich bevorzuge. Mit den Jahren begann ich zu spüren, dass beide Seiten des Machtgefälles zu gewissen Teilen zu meinen Bedürfnissen gehören. Vielleicht wurde mir das nur langsam klar, weil meine Vorstellung zum Ausleben dieses Wunsches, großteils im direkten Gegensatz zu dem steht, was die breite Masse praktiziert.
Auch in meiner Vorstellung von D/S sind die Rollen von Top und Bottom das Fundament. Top führt, Bottom folgt. Top bittet, Bottom erfüllt. Top legt fest, Bottom beachtet. Top formt, Bottom nimmt an. Schmerz, Erniedrigung, Überwältigung und Konflikt sind nicht gewünscht. Der Umgang miteinander wird bestimmt durch Kooperation, Rücksicht, Milde, Wohltat, Freiheit, Freiwilligkeit und Dankbarkeit in ihrer offensichtlichsten Form.
Ich weiss nicht, ob das noch D/s ist. Ich weiss, dass ich es brauche. Ich würde gerne wissen, wie es heisst. Ich würde gerne Menschen kennenlernen, die es leben. Für eure Gedanken und Hinweise zu diesem Thema bin ich dankbar.
Grüße an alle