Möglicherweise können sich viele schriftlich besser ausdrücken?
Das bezweifle ich stark.
Die allermeisten sind nicht mal in der Lage, sich vernünftig auszudrücken, wenn sie normale Mails oder Texte schreiben. Kommt dann noch die erotische Komponente hinzu, werden viele entweder hoffnungslos verschwurbelt oder ziemlich fade und einsilbig.
Dabei hat an und für sich der Austausch erotischer Mails sogar viele Vorteile: Du musst nicht aufräumen, keine Haare waschen, die Fingernägel können Trauerränder haben, es geht auch, wenn man seine Tage hat, oder wahlweise, wenn man keinen hochkriegt, man kann in Rollen schlüpfen, die man im richtigen Leben nie auszufüllen imstande wäre, man traut sich mehr, man muss denjenigen nicht riechen können, er kann am anderen Ende der Welt sein, man kann wahlweise endlich mal dünn, dick groß oder klein sein, man kann den Busen/Schwanz haben, den man immer wollte, kann undendlich oft und lange, man kann Highheels tragen, ohne umzuknicken, man kann drei Meter weit spitzen, man kann schwanger sein oder stillen, man kann Hure und Freier sein, Rollenspiele erleben, ohne rot zu werden, man darf nach Herzenslust Sperma schlucken (sogar als Mann), sich in den Arsch ficken lassen, oder sich bepinkeln lassen, man kann ALLES machen. Vorausgesetzt man KANN. Daran hapert es leider meistens.
Erstens benötigt man Fantasie (danke Neverask) und zwar nicht nur die EINE, die einen geil macht, sondern man muss schon viel in Petto haben, damit der Mailverkehr auch ein bisschen nachhaltig ist und nicht nach drei Mails endet.
Zweitens muss man in der Lage sein, das dann auch adäquat auszudrücken. Viele können entweder schreiben ODER geil sein, aber beim erotischen Austausch muss man beides gelichzeitig beherrschen.
Drittens muss man in der Lage sein (oft unter erschwerten Bedingungen) ziemlich fehlerlos zu tippen, denn eine »naße voze« macht aus mehrerlei Gründen nicht jeden geil.
Viertens, wer glaubt, es reiche, wenn man die eigenen Fantasien aufschreibt und bedient, der sieht sich gehörig getäuscht. Selbst oder gerade hier ist es elementar, auszuloten, was der andere will um ihn dann regelgerecht bedienen zu können. Immer in der Hoffnung, derjenige ist dann in der Lage, sich entsprechend zu revanchieren.
Der letzte Punkt bedarf noch genauerer Erläuterung: Dazu sollte man wissen, was einen geil macht, das Schreiben oder das Lesen? Nicht ganz unwichtig der Punkt, denn wenn einen das Schreiben geil macht, ist die Chance groß, dass das Gelesene einfach nur Müll ist. Macht einen das Lesen geil, so ist man auf einen guten Schreibpartner angewiesen. Hält sich beides die Waage, muss man nur noch jemanden finden, dessen Niveau man erreicht und dann kann's losgehen.
Was man nicht vergessen darf, auch hier lohnt es sich, langsam zu beginnen, damit man noch viel Platz hat, sich zu steigern. Was habe ich davon, wenn mir mein Gegenüber schon im zweiten Satz den Saft aus den Eiern lutscht? Was will sie denn dann in einer halben Stunde machen?