Das Problem ist ja immer, dass wir als Lesende, aber auch der Autor als Schreibender, immer einen bestimmten Hintergrund haben. Wir haben diese oder jene Erfahrungen gemacht, bewegen uns in diesem oder jenem Umfeld, und da wird dann eben die eine oder andere Verhaltensweise gefördert oder akzeptiert - oder eben auch nicht.
Ich habe das Buch nicht gelesen, aber ich erwarte nichts anderes als die Argumente, die ich meinen Bekannten und Freunde auch Jahre lang unterbreitet habe. Und die wenigen Leseproben hier bestätigen das ja. Es gibt schrecklich viele Argumente für "offene Beziehungen", die auch alle schrecklich logisch sind.
Das Problem aber, dass die Gefühle des Menschen nicht logisch sind. Passt es zufällig, ist eine offene Beziehung machbar.So ist es mir gegangen; das und die Logik haben mich dazu verleitet, Polyamorie nach allen Kräften zu verteidigen, "offene Beziehung" als die einzig langfrisitg machbares Partnerschaftsmodell zu betrachten.
"Die Gessellschaft" empfindet "offene Beziehung" und Polyamorie immer noch als Ausnahme, und jeder, der sich in einem Umfeld bewegt, in dem er es auch mit nicht ganz so aufgeschlossenen Menschen außerhalb der Swinger-, Fetisch- oder SM-Welt zu tun hat wird sein Beziehungsmodell immer wieder verteidigen müssen. Nicht nur gegenüber den anderen, sondern auch - wenn er dann mal wieder Single ist und sich nach einem neuen Partner umsieht - gegenüber dem neuen potenziellen Partner.
Ich habe erfolgreich viele Jahre lang eine offene Beziehung geführt. Ich bin mehrfach jedoch auch daran gescheitert. Ich bin heute an dem Punkt, an dem ich weiß, dass alle "Offenheit" mich davon ablenkt, mich wirklich auf meinen Partner einzulassen. Und ich gehe noch einen Schritt weiter: Oft sind es Menschen, die nicht glauben es wert zu sein, Exklusivität zu erhalten, die sich auf derartige Beziehungen einlassen.
Ich habe schon viel von Felix gehört und schätze seine Ansichten. Aber sie kommen aus der viel zu aufgeschlossenen Welt, die ich um mich herum nicht finden kann.