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Was hält eine Partnerschaft konkret zusammen?

*******ker Mann
6.570 Beiträge
Themenersteller 
Was hält eine Partnerschaft konkret zusammen?
Es gibt viele Threads, die sich um das Thema "Probleme in der Partnerschaft" drehen. In vielen Diskussionen kommen immer die gleichen Floskeln vor, weil es scheinbar schwierig ist, konkret etwas zu schreiben. Oder ich finde die richtigen Antworten auf meine Fragen nicht...

Liebe ist wichtig für eine Partnerschaft - so steht es überall. Nur wie merke ich sie, wenn die Phase der Verliebtheit vorbei ist, dass Liebe besteht?

Vertrauen sei wichtig. Worauf kann und soll ich vertrauen? Dass meine Partnerin das Schwarzbrot vom Einkaufszettel holt und ich etwas abends essen kann? Dass in 30-40 Jahren meine Partnerin mich pflegt oder zumindest meine Pflege organisiert? Was macht Vertrauen konkret aus???

Sex sei wichtig. Soll er einmal in der Woche, einmal im Monat oder einmal im Quartal stattfinden? Kann man das bemessen? Gibt es feste Rollen, wer den Anfang macht? Was wenn ein Ungleichgewicht entsteht: Der eine empfindet zu viel Druck, dass ein Akt stattfinden soll, der andere ist genervt, dass er immer anfangen muss, dann oft zurückgewiesen wird und ihm unterstellt wird, er baue zu viel Druck auf?!

Rituale seien wichtig. Was wenn sich niemand an die Rituale hält? Wenn ein gemeinsamer Paar-Abend in der Woche als "Quatsch" abgetan wird. Rituale seien spießig und auch Druckaufbau.

Zärtlichkeiten seien wichtig. Ist es der Willkommenskuss? Ist es die Nackenmassage nach einem harten Arbeitstag? Was wenn man ein Ungleichgewicht spürt? Der eine massiert ständig, der andere gibt sich distanziert.

"Beziehungsarbeit" sei wichtig. Was ist das? Dass ich guten Morgen wünsche und frage, ob wir zusammen Shoppen gehen wollen. Gemeinsame Zeit verbringen. Oder muss ich deutlich sagen, dass es nicht nur ein guter Morgen sei, sondern dass ich mich auch freue den Anderen zu sehen. Kann ich bei Vorschlägen für gemeinsame Zeit ablehnen? Weil mich der Kinofilm nicht interessiert? Weil ich keine neuen Schuhe brauche und der Partner eh zu viele hat? Weil mich das Fitnessstudio nicht interessiert? Oder zählt der Besuch eines Freizeitparkes mit den Kindern auch zu "gemeinsame Zeit verbringen"?

Überhaupt: Halten Haus, Kinder und der Lebensstandard eine Partnerschaft zusammen? Kann ich mich über die Familie definieren? Oder braucht es mehr?
Kann ich mich weiterentwickeln? Von Zweisamkeit zu Drei- oder Viersamkeit??? Ist die Zweisamkeit dann unwichtig?

Und zum Schluss: Wie wichtig sind Ziele? Müssen wir Ziele definieren? In fünf Jahren möche ich mit dir ein Haus haben? Lass uns ein Kind in die Welt setzen, um unsere Liebe und Verbundenheit zu beweisen? In drei Jahren möchte ich das Dach in Stand setzen? Oder nächsten Sommer wollen wir an die Ostsee fahren? Mit dir möchte ich alt werden?
Was wenn hier Sprachlosigkeit regiert? Keine Absage an gemeinsame Ziele, aber auch keine Visionen, wie das Leben einmal sein könnte. Und man für alles Kompromisse eingeht, weil man eben doch nicht die gleichen Ziele hat....?! Ziele also besser nicht definieren?

Bitte versucht nicht anhand meines Profiles mir eine persönliche Beratung zu geben. Die Fragen oben beschäftigen mich generell.Ich brauche keine Einzelfall-Analyse. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir konkrete Beispiele zusammentragen.
*******ust Paar
5.827 Beiträge
es ist NICHT die Verliebtheit.
Verliebtsein ist ein neurotisches Verhalten.
Verliebt war/bin ich,
wenn mir ein Mensch begegnet,
der auf dem ersten Blick alles hat,
was mir noch fehlt.
Da ist dieses Schmetterlingsgefühl.
Allerdings:
bin ich mit diesem Menschen zusammen,
reife ich an ihm nach
und irgendwann habe ich auch all das,
was was er/sie hat.

Beim Verliebtsein zählen die Gegensätzlichkeiten,
bei der Liebe zählen die Gemeinsamkeiten.

Und Liebe hat mit Zeit und Vertrauen zu tun.
und einem ENTSCHLUSS:
Mit dir will ich durch das Leben gehen
das Leben entdecken
mich entwickeln.

Kinder sind sicher wichtig.
Ohne Kinder hätten wir diesen Entschluß nicht gefaßt,
glaube ich.

Gemeinsame Ziele sind wichtig:
wie wollen wir leben?
Was wolen wir noch erleben?
*******schi Frau
14.591 Beiträge
@*******ker

danke für die auch für mich sehr interessanten fragen, die Du stellst
vor allem, weil auch ich keine antworten habe, wie das alles aufrecht erhalten werden kann...

rein biologisch würde ich sagen, dass die verliebtheits-phase für den körper sehr anstrengend ist
all die glückshormone zu produzieren - um sich fortzupflanzen
in dieser phase bin auch ich häufig in eine gemeinsame wohnung gezogen
und dann...leere - gefühle mehr oder weniger weg

vielleicht sind viele menschen für diese art der langjährigen beziehungen gar nicht geschaffen?
****dat Frau
3.739 Beiträge
Einerseits stellst du interessante Fragen, @*******ker, andererseits machst du dich in den Antworten darüber lustig oder führst Banalitäten auf.

Ich hätte einiges zu dem Thema zu sagen, das ich insgesamt für sehr diskussionswürdig halte, aber ich fühle mich durch deine Beispiele schon provoziert, bevor ich überhaupt antworten kann.

Nur so viel: Ich bin seit über 20 Jahren mit meinem Mann zusammen. Er ist die Liebe meines Lebens. Ich bin seine. Wir freuen uns darauf, den Rest unseres Lebens miteinander zu verbringen und tun was dafür.
Es kann also funktionieren. Es hat nur relativ wenig mit Schwarzbrot und Schuhen zu tun.
*******ker Mann
6.570 Beiträge
Themenersteller 
@****dat
Es tut mir leid, ich wollte dich/euch nicht kränken oder beleidigen. Die Beispiele sind in der Tat sehr banal gewählt. Ich wollte aber wenig schwülstig über Traumpartner und Ideal-Beziehungen philosophieren, sondern es konkret versuchen zu erfassen.
********s_63 Frau
2.973 Beiträge
Um es kurz zusammen zufassen...eine Partnerschaft halten die Menschen zusammen, die sie gemeinsam LEBEN!

Jeder sich in seiner Persönlichkeit entwickelt und beide an und miteinander in ihrer Partnerschaft wachsen..so wie es auch der Sinn ist..

Jede Hürde gemeinsam nehmen!👍
Wir zitieren in solchen Threads immer wieder gerne John Gottman´s "7 Geheimnisse einer glücklichen Beziehung" - hier nur die Kurzform:

  • Die Landkarte des Partners auf den neuesten Stand bringen. Was liebt mein Partner, was will er, was braucht er? Aufmerksamkeit im Alltag.
  • Pflegen der Zuneigung und Bewunderung füreinander.
  • Zuwendung als Grundlage für die emotionale Verbindung.
  • Männer behandeln ihre Frauen mit Respekt.
  • Lösbare Probleme lösen.
  • Überwinden von Patt-Situationen.
  • Einen gemeinsamen Sinn machen.

****dat Frau
3.739 Beiträge
Danke, @*******ker

Die Fragen sind komplex und ich werde es nicht schaffen, sie allgemeingültig zu beantworten. Ich werde nur schreiben, wie ich es sehe / empfinde.

Liebe
Verliebtheit ist wild, brummelig, aufregend, unsicher und überhaupt ein Ausnahmezustand.
Liebe ist ruhig, tief, verlässlich und behäbig. Der Übergang ist so fließend, dass man eines Tages erstaunt feststellt, dass sie da ist.

Vertrauen
Das hat auch immer etwas mit sich selbst zu tun. Es hat sehr, sehr viele Jahre gedauert, bis mein Mann sich ge-traut hat, dass ich ihn nicht verlasse, wenn er mal nicht so reagiert, wie er denkt, dass er es muss. Ganz schön verquirlt, was?
Er ging Streit aus dem Weg, wollte immer Harmonie und hat sich dabei völlig absurd (für mich) verhalten. Er traute seiner Wahrnehmung (dass ich bei ihm bleibe, auch wenn er mal arschig sein sollte) nicht.
Erst nach vielen Gesprächen wurde ihm klar, wie er sich selbst behindert. Dann konnten wir langsam beginnen (wieder durch Gespräche und dann durch Ändern unseres Verhaltens) sein Vertrauen aufzubauen und jetzt traut er sich.
Konkret: Wenn ich weine, bedeutet das nicht, dass das Gespräch beendet und ich getröstet werden muss. Es bedeutet nicht das Ende meiner Liebe oder der Beziehung. Es bedeutet nur, dass ich extrem angespannt bin. Er hält es jetzt aus, mir dabei ruhig gegenüberzusitzen und weiter mit mir zu reden. Er vertraut.

Sex
Ist ein wunderbares Mittel, Intimität zu schaffen und / oder zu erhalten. Wer es nur darüber kann, sollte tunlichst daran arbeiten, ihn möglichst oft zu haben. Gerade in der Anfangsphase hat man unheimlich viel Sex, weil es Verbindungen schafft. Man hat noch keine andere, bessere Möglichkeit gefunden. Und Spaß macht’s ja auch.
Für uns ist (gemeinsamer) Sex nicht mehr unser Bindemittel. Wir haben andere Wege gefunden (Bondage). Es muss also nicht immer die Penetration oder der Weg über Orgasmen sein, es sollte allerdings körperliche Nähe herstellen. Sonst rutscht man in die geschwisterliche Liebe (was auch okay ist, wenn beide das wollen).

Rituale
Spielen in unserer Partnerschaft überhaupt keine Rolle. Wir feiern nicht mal unseren Hochzeitstag. Wir vergessen ihn ständig.

Zärtlichkeiten
Hm. Ich kuschele nicht so gerne. Ich lehne mich mal an ihn, beim Fernsehen, kuschele mich ein wenig in ihn rein. Er krault mir die Füße. Wir küssen uns häufig auf den Mund. Und wir halten uns ab zu, mehrmals täglich: Eine fette Umarmung, leicht wiegend, allumfassend und sehr innig.
Ich musste das erst lernen. Er braucht es. Ich hatte eine Blockade. Ist es wichtig? Ihm ja. Ich liebe ihn auch ohne Kuschelkram.

Beziehungsarbeit
Das Kuscheln war so was. Er braucht es. Es gibt ihm Sicherheit. Ich konnte es lange Zeit nicht, es war mir zu nahe, ich fühlte mich so verletzlich. Lange Zeit haben wir das Thema verschwiegen - und genau das kann zu Brüchen führen. Da ist immer einer bedürftig und der andere merkt es nicht. Er hat es mal so nebenbei erwähnt und dann habe ich ihn gebeten, mir das zu erklären.
Ich habe es also für ihn gelernt. Immer ein wenig mehr, anfänglich war es schwierig genug, ihm nicht - wie gewohnt - auszuweichen. Inzwischen mag ich es und fühle mich sehr wohl in seinen Armen. Und er traut sich (das ist wieder das Vertrauen) zu sagen: „Komm mal bitte, ich brauche ne Umarmung.“
Beziehungsarbeit bedeutet für mich, miteinander zu reden: Geht es dir gut? (Als ernsthafte Frage, nicht als Floskel) Wenn nicht, was fehlt dir? Was ist zuviel? Zuhören und überlegen, ob man etwas ändern kann. Fortgeschrittene sprechen selbst an, das etwas im Argen liegt. Es können nur Kleinigkeiten sein, ein Missverständnis. Eine blöde Bemerkung. Das anzusprechen, liebevoll, respektvoll, ist immens wichtig. Und nicht mit Vorwürfen um sich zu schlagen, weil man etwas seit Monaten mit sich herumträgt.
Drei oder viermal in den zwei Jahrzehnten ist es uns passiert, dass sich etwas aufgestaut hatte und jedesmal hätte es zum Bruch führen können. Mit jedem Mal haben wir mehr gelernt, dass wir früher Probleme ansprechen müssen. Und noch früher.

Äußerlichkeiten, Ziele
Dazu gehört wohl sein berufliches Weiterkommen. Es ist etwas, was ihn glücklich macht. (Ich hab in der Richtung keinerlei Ambitionen) Dazu gehör(t)en lange Zeit eine Wochenendbeziehung, häufige Umzüge und heftige Arbeitszeiten. Jede dieser Schwierigkeiten haben wir uns angeschaut und gemeinsam beschlossen, ob wir es wagen wollen. Einer unserer großen Krisen entwickelte sich aus zu großer räumlicher und zeitlicher Distanz aufgrund seiner Arbeit. Wir haben viel auf uns genommen, auch finanziell, um den Zustand zu verbessern.

Haus, Lebensstandard etc. war bei uns nie Grundlage unserer Liebe. Unsere gemeinsame, persönliche Entwicklung stand im Vordergrund. Wir setzen uns dabei keine Ziele, haben keine Erwartung. Nur den Wunsch, zusammenzubleiben. Das ist unser Ziel bei allem, was wir tun.


Ich bin mir nicht sicher, ob dir meine Antworten weiterhelfen. Andere habe ich nicht.
*******ker Mann
6.570 Beiträge
Themenersteller 
@****dat : Vielen, vielen Dank in diesen persönlichen und sehr interessanten Einblick. Das sind genau die Antworten, die ich lesen wollte.

@****ee : Auch dir/euch vielen Dank. John Gottman kannte ich noch nicht und habe mir 1-2 Sachen von ihm kurz durchgelesen. Teilweise zwar theoretisch, was er über Beziehungen schreibt, aber seine Theorie der fünf Beziehungsmuster in Partnerschaften ist für mich so konkret, dass ich da auch Antworten drin finde.

An Konflikten und an Problemen wachsen Partnerschaften, das haben @****dat und Gottman gemeinsam. Zentral scheint eine tragbare Lösung für beide Seiten zu finden. Ob die aus totaler Harmonie, einem eindeutigen Dom/dev-Gefälle oder dass der starke Part den schwachen Part in der Beziehung trägt besteht, spielt vielleicht keine Rolle.
Ein interessantes Thema und letztendlich kann wohl nur jedes Paar für sich entscheiden, wie es mit den bestimmten Werten in einer Beziehung umgeht.

Den Bericht von @****dat kann ich in vielen Teilen bestätigen, in anderen sehen wir es etwas anders, aber rundum empfinde ich sehr ähnlich.

Liebe
Absolute Übereinstimmung mit @****dat

Vertrauen
Vertrauen ist für uns das Gefühl, dass wir dem anderen einfach alles anvertrauen können, ohne Angst sich zu blamieren oder nicht ernst genommen zu werden ... wir reden über alles und finden eine Lösung ... wir haben Vertrauen in unsere Beziehung und egal, was uns beschäftigt, wir können es aussprechen und wir haben sogar Vertrauen darin, dass selbst wenn sich die Liebe irgendwann bei einem von uns nicht mehr hält, wir auch über eine Trennung reden können, denn wir waren und sind seit 23 Jahren glücklich, aber wer weiß schon, wie lange es hält ... für nichts im Leben gibt es eine Garantie!

Sex
Spielt wohl auch in jeder Beziehung eine eigene Rolle, man sollte sich einig sein, wie wichtig jedem der Sex ist und dementsprechend handeln ... für uns ist der Sex sehr wichtig, also haben wir auch regelmäßig (für uns 2-5 Woche) Sex und trotzdem gab es eine Zeit, bei der ich auch neugierig auf andere wurde und dann haben wir unsere Beziehung geöffnet (natürlich ist das nicht immer leicht und auch nicht von heute auf morgen) und jetzt sind wir uns auch wieder mehr als "genug" ... ist einfach von Paar zu Paar individuell und darüber muss man ehrlich reden.

Rituale
Sind für manche Paare sinnvoll, gerade wenn sie beide beruflich sehr eingespannt sind, damit der Alltag einen nicht überrollt und man trotzdem noch eine Beziehung führt ... war bei uns auch mal eine zeitlang so und dann haben wir uns mindestens 2 x die Woche festgehalten und sind mind. eine Stunde spazieren gegangen, da konnten wir endlich über alles Reden, was einem so beschäftigt, aber man keine Zeit gefunden hat, darüber zu reden ... gerade wenn man Kinder hat, kommt das häufig vor *zwinker* ... außerdem sind wir mind. 1 x Woche in die Sauna. UNS hat es immer gefallen und geholfen.

Zärtlichkeiten
Da geht es uns wieder ähnlich wie @****dat ... muss auch jedes Paar für sich herausfinden, was für jeden einzelnen Zärtlichkeiten bedeuten und sich gegenseitig etwas anpassen.

Beziehungsarbeit
Da kann ich immer nur "Die fünf Sprachen der Liebe" von Gary Chatman empfehlen. Jeder Mensch hat mindestens eine von 5 Sprachen der Liebe. So empfindet jeder Mensch seine eigene Sprache und gibt sie so auch meist weiter. Was aber, wenn der Partner eine andere Sprache spricht?
So geht es uns, wir sprechen verschiedene Sprachen und seit wir das wissen, gehen wir auf die Sprache des Partners ein und so fühlt sich jeder von uns innigst geliebt, ohne es auszusprechen. Manchmal zählen Taten einfach mehr als Worte und das ist unsere Beziehungsarbeit!

Ziele
Hatten und haben wir immer ... finde ich persönlich für jeden Menschen wichtig, egal ob in Beziehung oder ohne. Die Ziele sind bei uns ziemlich ähnlich und wenn wir sie erreicht haben, dann setzen wir uns weitere Ziele. Unser Hauptziel ist, dass wir im Rentenalter irgendwo am Meer leben. Daran arbeiten wir beide und die persönlichen Ziele werden eben einzel erreicht und auch darüber erfreunen wir uns gemeinsam.

Das ist unser "Rezept" einer guten Beziehung, aber das mag auch jeder anders sehen. Wir leben damit seit 23 Jahren glücklich.
*********ce96 Mann
95 Beiträge
Verliebtheit:
Darüber lässt sich lange diskutieren, was es bedeutet. Für mich bedeutet es in erster Linie "Sex", der Reproduktion und damit dem Überleben einer Spezies.
Verliebtheit nimmt keinen direkten Bezug auf die Person, in die man verliebt ist, sondern auf die eigenen Gefühle, die durch eben diese Person, vielleicht ihre Pheromone, ausgelöst werden. Damit sehe ich Verliebtheit eher als "egoistisch" an.
Verliebtheit hat damit auch eher ein Ziel. Nachdem biologischen ist es der Sex, nach unserer Gesellschaft ist es eine Beziehung. Man handelt dann häufig entsprechend diesem Ziel: Ist freundlicher, gibt sich mehr Mühe, gibt Komplimente und trägt eine "rosarote Brille". Was aber wenn das Ziel erreicht wurde?
Verliebtheit ist intensiv, wird aber mit der Zeit weniger. Dadurch kommt es dann eben dazu, dass der Partner nach bereits einem Jahr als die "Liebe des Lebens" bezeichnet wird und dann... die Trennung.
Man kennt einfach eine Person nach 2 Jahren nicht vollständig und schon gar nicht, wenn Verliebtheit der Kern einer Beziehung war/ist. Erst danach merkt man so richtig, ob man zusammen passt.

Liebe:
Liebe ist etwas gemeinsames. Deswegen sollte man Liebe nicht nur auf seine Bedürfnisse achten, sondern auf die gemeinsamen. Es bedeutet für mich verzichten zu können. Verzichten auf Dinge wie Sex, Nähe oder im schlimmsten Fall die Beziehung, weil man in dem Fall seinen eigenen Egoismus (der Mensch ist nunmal in erster Linie egoistisch) quasi untergräbt.

Vertrauen:
Das geht für mich mit Liebe einher. Wenn man zum Beispiel aus beruflichen Gründen 2 Monate lang getrennt ist, dass einer von beiden nicht fremdgeht, um seine Bedürfnisse zu stillen, bzw. generell ein offener und ehrlicher Umgang das, sollte sowas passieren, man zumindest darüber reden kann und nicht angelogen wird.

Sex:
Sex ist doch nur wegen unserer Gesellschaft so wichtig. Sex ist in erster Linie eine "Aktivität", die der Fortpflanzung dient. Nicht mehr und nicht weniger. Dadurch das unsere Gesellschaft uns aber so sehr diktiert, wie man mit solchen Dingen umzugehen hat, können wir das heute kaum noch ausleben und wenn dann nur mit einem Partner.
Erneut, wegen Liebe, sollte man auch mal darauf verzichten können. Erstmal weil es ja schön ist, seine Bedürfnisse zurückzustellen und andererseits, weil man so eben auch frischen Wind ins Bett bringen kann.

Rituale:
Ich weiß natürlich ncht genau, was Rituale man sich darunter vorzustellen hat, aber ich sehe Rituale als eine Gewohnheit an. Ich finde sie aber weder negativ noch positiv. Man kann ja nicht jeden Tag etwas Neues machen.

Zärtlichekeit:
Ich gehe mal davon aus das sie wichtig ist, weil wir in unserer Kindheit häufig sehr viel Zärtlichkeit durch die Eltern erleben. Ansererseits ist sie aber auch wichtig, weil uns Beziehungen eben so erklärt werden: Man muss Händchen halten, man muss sich küssen, man muss kuscheln. Alles andere ist doch keine Beziehung...

Beziehungen:
Wenn Kind, Haus und Lebensstandard eine Beziehung zusammen halten sollen, geht es meiner Meinung nach weniger um das Interne, die gemeinsame Beziehung und hoffentlich auch um Liebe, sondern um Externe, um die gesellschaftliche Bedeutung einer Beziehung, also nein, sowas wird keine Beziehung zusammenhalten. Eine Beziehung braucht eine beuwsste Entscheidung. Möchte man sie zweisam leben, dann muss man sich bewusst dafür entscheiden und diesem Wunsch nach handlen, sprich nciht fremdgehen, keine heimlich Affäre, oder sonst was. Das wäre ein Alleingang und zu Zweisamkeit gehören nunmal 2.

Ziele:
Ziele sind meiner Meinung nach eher kontraproduktiv. Ein Ziel ist etwas, das eine Erfüllung fast schon vorraussetzt und damit auch schnell mal enttäuschend sein können, wenn sie nicht erreicht werden. Das Problem ist aber das sich viele Dinge im Leben verändern. Ich finde Wünsche passender. "Man wünscht sich in 5 Jahren ein Kind". Damit wird kein Druck hin zur Erfüllung gemacht.

Nachtrag:
Es gibt keine Formel nach der man eine funktionierende Beziehung führen kann. Wir reden hier von einem Konzept, dass durch noch mehr Konzepte definiert wird, jedoch sind alle dieser Konzepte abstrakt.
****nah Frau
1.741 Beiträge
@Your_Joker

Vielen Dank für das tolle Thema, deine Fragen.. so ähnlich kenne ich das von mir.

und

@Heradat

Klasse! Vielen Dank auch dir, sehr anschaulich und prima Beispiele, hilft mir auch weiter
*******nep Frau
15.824 Beiträge
Ziele setzen hat sich bei mir als totales aus der Ehe ergeben.
Meine jetzige Partnerschaft besteht darin, das wir uns jeden Morgen guten Morgen schreiben. Das wir uns täglich sehen, es sei denn er oder ich kann nicht.
Das wir Gemeinsamkeiten haben, aber auch alleine mal los ziehen können. Das man auch mal Nein sagt wenn man zu etwas keine Lust hat. Das ich ihn massiere wenn er es brauch. Das er meine Lust befriedigt wann ich es brauche. Und das fast täglich.

Wir reden nicht davon, was ist morgen, in einer Woche, in einem Monat, in einem Jahr. Morgen kann so viel anders sein. Plötzlicher Unfalltot, diskrepanzen die in ein Beziehungs aus führen. Morgen kann so viel sein, anders als man es sich wünscht und vorstellt.

Ich habe nach der Scheidung und all den Erfahrungen danach gelernt, im hier und jetzt zu leben. Diesen Tag zu genießen mit allem was dazu gehört. Auch wenn es nicht immer leicht ist.

Und wenn die Schmetterlinge weg sind?

Das kommt irgendwann.
Bei meinem exmann war es nach 5 Jahren, jetzt nach 3 Jahren habe ich sie zu meinem Partner immer noch.
Aber ich weiß mittlerweile, das es trotzdem liebe ist wenn die Schmetterlinge weg sind. Denn das, was man hat, beruht auf diese Festigkeit die uns verbindet.
******usB Mann
718 Beiträge
Bei mir ist es ganz klar, dass auf den Partner verlassen können.
Das beziehe ich nicht auf Vertrauen, sondern wirkliches verlassen - das ist nicht häufig.

Wir sind unser "Back-up", egal was der andere gemacht hat - auch wenn wir damit nicht zwingend konform gehen, nach aussen und dann auch nach innen werden wir uns immer unterstützen und letztendlich einen Ausweg gemeinsam finden und diesen gehen. Bedingungslos - wenn es darauf ankommt.

Das macht für mich die enge Beziehung aus.
********keen Frau
357 Beiträge
Ich finde das Thema wirklich toll und entschuldige mich schonmal im voraus für die Textwand…. *sorry* Bei nachfolgenden Ausführungen handelt es sich um meine persönliche Meinung & Erfahrung aus 12 Jahren Beziehung mit meinem Mann. *love*

LIEBE

Eine gute Frage. Mein Mann und ich führen nun seit 12 Jahren eine glücklichen und liebende Beziehung. Manchmal fühlen wir uns wieder wie Teenager, frisch verliebt auf Wolke sieben schwebend, aber die meiste Zeit sind wir „alt verliebt“. Doch woran merken wir, dass unser Partner uns liebt? Für mich sind es die kleinen Dinge im Leben / Alltag. Zum Beispiel richtet mein Partner mir (falls er zuerst zur Arbeit muss) mein Frühstück in der Küche… im Laufe des Tages speichert er immer lustige Comics/Clips etc. auf seinem Handy, um sie mir abends zu zeigen, um mich zum lachen zu bringen… wenn ich Abends noch unterwegs bin, legt er mir eine Wärmflasche unter die Decke, damit ich es dann schön warm habe… jeden morgen machen wir ein Wettrennen daraus, wer zuerst sagt „Ich liebe dich immer 2x mehr als du mich“; der Sieger darf dann den Tag den anderen immer 2x mehr lieben… Abends wird „eingeparkt = kleines & großes Löffelchen“, und einfach nur den Körper und die Nähe des Partners genossen… Wie du siehst, merkt man sehr gut an den Kleinigkeiten im Alltag, das Liebe besteht.

VERTRAUEN
Wieder eine sehr gute Frage. Ich mag das Thema. Bedingungsloses Vertrauen bedeutet für mich, dass mir mein Partner stets die Wahrheit sagt… zB. Schatz, bei der Arbeit haben wir eine neue Kollegin, und ich empfinde etwas für sie. Vertrauen bedeutet für mich nicht, dass mein Partner all die Dinge tut, die ich ihm im Haushalt auftrage. Es kann schonmal passieren, dass man vergisst, die Milch mitzubringen oder die Glühbirne zu wechseln, aber es sollte nie passieren, dass Gelogen wird, nur um die Gefühle des Partners nicht zu verletzen. Vertrauen ist für mich gleichzusetzen mit Wahrheit. Können wir offen und ehrlich miteinander umgehen?

SEX
Meiner Meinung nach ist Sex sehr wichtig, aber dennoch sollte die Häufigkeit von jedem Paar festgelegt werden. Am schönsten wäre es, wenn Sex von beiden aus geht bzw. das Verhältnis wer anfängt ausgeglichen ist. Wenn ein Ungleichgewicht entsteht, sollte dies offen und ehrlich angesprochen werden, damit eine Lösung für das Problem gefunden werden kann. Dann baut sich nämlich auch kein Druck auf.

RITUALE
Meiner Meinung nach sind Rituale nicht wichtig, dennoch ist ein gemeinsamer Paar-Abend, wenn es das stressige Berufsleben zulässt, super schön. Immer Montags Paar-Abend zu haben, käme für uns nicht infrage, da dafür nicht immer Zeit wäre, und dies nur zu unnötigem Stress und Termindruck führen würde.

ZÄRTLICHKEITEN

Zärtlichkeiten sind super wichtig, ob Willkommenskuss, Verabschiedung, eine liebevolle Umarmung einfach so, ein schneller Kuss, oder das nächtliche Kuscheln … nichts davon würde ich missen wollen. Wenn ein Ungleichgewicht entsteht, ist die Lösung wieder super simpel… du hast es erfasst… die Lösung lautet offene und ehrliche Kommunikation. Man spricht das Ungleichgewicht an, und arbeitet zusammen an einer Lösung. Nur mit ehrlichem Feedback, kann man sich auch weiterentwickeln und verbessern.

BEZIEHUNGSARBEIT:
In einer perfekten Beziehung ist meiner Meinung nach keine „Beziehungsarbeit“ notwendig. Wenn ich „Beziehungsarbeit“ definieren müsste, wäre es mal wieder die offene und ehrliche Kommunikation und das gemeinsame Arbeiten an Problemen und Ungleichgewichten. Man muss keine gemeinsamen Hobbys haben, dennoch sollte man auch reine Pärchen-Zeit haben. Vorschläge für die gemeinsame Zeit kann man durchaus auch ablehnen, dennoch sollte man dann Gegenvorschläge oder andere Alternativen vorschlagen, damit die Pärchen-Zeit nicht ins Wasser fällt. Im Idealfall sollte die Pärchen-Zeit vom Spaßfaktor der Unternehmungen ausgeglichen sein. zB. Gehe ich mit meinem Mann ins Fitness (ich hasse Sport!!!) und er verbringt dafür ab und zu einen schönen Tag mit Netflix und mir im Bett (er hasst das Couch-Potato-Life!!!). Oder wir machen Dinge, die wir beide mögen. Zeit mit der Familie ist nicht mit Pärchen-Zeit gleichzusetzen und sollte strikt getrennt werden.

HAUS, KINDER, LEBENSSTANDARD
Zu Haus & Kindern kann ich keine Angaben machen, aber es ist normal das sich ein Mensch verändert, und weiterentwickelt. Es ist durchaus möglich, dass sich beide Partner in verschiedene Richtungen entwickeln. Aber mit offener und ehrlicher Kommunikation, kann man durchaus einen Mittelweg finden, der für beide Partner gangbar ist. Sich über die Familie zu definieren halte ich für zu einfach, der Mensch besteht aus so vielen Facetten, nicht nur aus seiner Familie. Ich denke, Zweisamkeit ist nie unwichtig, auch wenn man sich zur Drei- und Mehrsamkeit entwickelt hat, denn jeder einzelne soziale Kontakt ist wichtig und wertvoll und sollte gepflegt und gehegt werden. In welchem Ausmaß das passiert, hängt vom einzelnen Individuum ab.

ZIELE
Ich halte Ziele für sehr wichtig. Es ist gut seine Ziele klar zu definieren, ob das jetzt die Standard-Ziele wie Haus, Kind, Hund etc. sind, oder kleinere Ziel wie zB. Ich möchte mehr für meine Gesundheit tun. Dennoch sollte man nicht starr an Zielen festhalten, das Leben kann sich jeden Tag verändern und die Menschen entwickeln sich weiter. Anstatt zu sagen, in fünf Jahren möchte ich ein Haus haben, kann man auch sagen, dass man eines Tages gerne ein Eigenheim hätte. Ich persönlich finde es nicht schlimm, wenn der eine Partner noch keine klaren Visionen hat, wie das Leben einmal sein könnte, nicht jeder ist typisch „Deutsch“ und plant sein ganzes Leben im Sekundentakt (ich bin auch so eine deutsche Kartoffel *ggg* ) … Bei grundlegenden Fragen sollte man jedoch eine Lösung finden, mit denen alle Leben können. Es gab schon genug Beziehungen die beim Kinderwunsch gescheitert sind. Ziele nicht zu definieren, nur aus Angst, dass man unterschiedliche Wünsche hat, halte ich jedoch für grundlegend falsch. Langfristig wird dies nur zu Problemen führen.

Von Siramara geklaut und für gut befunden: *top*

Das ist unser "Rezept" einer guten Beziehung, aber das mag auch jeder anders sehen.


Im großen und ganzen kann ich also meinen Vorrednern und Vorrednerinnen nur zustimmen.

Liebe Grüße,
Daenerys
Nur wie merke ich sie, wenn die Phase der Verliebtheit vorbei ist, dass Liebe besteht?

Verliebt sein, ist wenn dein Schwanz lacht, wenn Du sie siehst. Liebst Du sie, lacht dein Herz.

Der Rest ist Verhandlungssache. Die Schnittmenge an gemeinsamen Interessen, das Interesse, gemeinsam Pflichten zu übernehmen und Ziele entwickeln sich aus der Schnittmenge der jeweiligen Wünsche.

Kann ich meinem Partner vertrauen, weiß ich, dass er mich nicht ausnutzt, missbraucht und belügt. Das ich mich auf ihn verlassen kann, dass er sich an Vereinbarungen hält.

Sex hängt mit Verliebtheitswellen zusammen. Beziehungen "wabern" mal hin und her, entsprechend hat ein Paar täglich Sex und andere sogar in Phasen gar nicht. Die Qualität entscheidet, nicht die Quantität.

Beziehungsarbeit ergibt sich aus den Vereinbarungen und dazu ein kleines Plus. Bitte, Danke, Wertschätzung zeigen. Zuhören. Wahrnehmen.

Sie
Nur die Liebe hält eine Partnerschaft zusammen.
Ist keine Liebe mehr da und bleibt bleibt trotzdem zusammen, bzw. zusammen wohnen, dann ist das nur noch eine Zweckgemeinschaft oder WG.
Bleibt man zusammen, auch wenn die Liebe verflogen ist, dann wirft man sein Leben weg, denn dann ist man nur noch damit beschäftigt, etwas zusammen zu halten, was gar nicht mehr existiert.
*****uel Frau
1.426 Beiträge
Eine schöne Frage!
Liebe, Zärtlichkeit, Intimität sind Zutaten einer Paarbeziehung, andere meinen Freundschaft, Loyalität wären ausreichend auslösend und tragend auf der Bandbreite von Gefühlen in Herz, Hirn und Körper.

Kinder, Haus, eine gemeinsame berufliche Selbständigkeit u. a. sind gemeinsame Aktivitäten, Lebensinhalte.

Beides, Gefühle und Lebensinhalte, können sich ändern während der Paarbeziehung. Ob eine Paarbeziehung unter diesem Change Bestand hat, eine Lebensbeziehung wird, entscheidet nicht nur der aktive good will zur Beziehungspflege.

Oft ist es ein Nukleus, ein unsichtbarer Kern, der die zwei Menschen im positivem Sinn zusammen hält, meist existenzielle Lebenserfahrungen vor oder in der Beziehung. Es ist die Sehnsucht, sich im anderen zu erkennen und man erkennt sich im anderen. Es ist eine Art gegenseitige Heilung.
Manchmal wird dieser Kern schon am Anfang der Beziehung deutlich, wenn Dritte zweifeln, "Wieso sind die denn jetzt zusammen?"

Ein befreundetes Paar ist seit mehr als 30 Jahren zusammen, verheiratet, sind Eltern. Die Beziehung begann in der Oberstufe und man hätte meinen können, ist ja toll von ihr, der reichen Unternehmertochter, dass sie mit ihm ist, dem frühen unehelichen Kind einer Arbeiterin.
Was nicht sichtbar war, waren ihre getrennt gemachten Erfahrungen eines schwierigen Familienlebens und wahrscheinlich der "abwesender" Väter.
Bei ihr durch die aufreibende Unternehmertätigkeit der Eltern, die branchenbedingt auch Sonn- und Feiertags keine ruhigen Familienzeiten zuließen und die Kinder ab 15 aktiv täglich miteinbanden. Bei ihm durch das Aufwachsen in einer Stieffamilie, in der er, als Sohn eines promovierten Akademikers, den er erst mit 18 kennenlernte, sich nie so richtig dazu gehörig fühlte.

Der Kern ist nicht objektiv existenziell, muss auch nichts dramatisches sein, wie Krieg oder der Verlust eines Kindes, es sind subjektiv von den Zwei empfundene, existenzielle Erfahrungen, die wie eine Puzzleverankerung wirken, manchmal ist es dem Paar auch nicht oder anfänglich nicht bewusst. Ist nicht planbar, Teil der Magie!
Ich glaube, das Schwierige ist, dass man es eben nicht konkret benennen kann. Was für das eine Paar toll funktioniert, muss es noch lange nicht für das andere Paar.
Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass wenn es so verkopft zugeht, wie im Eingangsposting beschrieben, es nicht „richtig“ und „harmonisch“ ist.

Was bringt z. B. ein Ritual wie ein Paarabend, wenn beide keinen Bock darauf haben und schon am Anfang genervt an die Sache herangehen? Was bringt dreimal Sex pro Woche, wenn es einem viel zu wenig oder viel zu viel ist oder der Sex an sich einem nicht gefällt?
Was bringt der Abschiedskuss, wenn er nicht ehrlich ist? Was bringt die liebe WhatsApp-Nachricht, wenn sie per Rund-Nachricht gedankenlos an den Partner und die 10 Geliebten geschickt wird?
Was bringt es, etwas zu sagen oder zu tun, ohne es zu meinen und zu fühlen?

Wenn es passt, wenn ich meinen Partner wirklich liebe, dann fällt es mir nicht schwer, ihn das fühlen zu lassen. Dann brauche ich keinen Zeitplan und keine Regeln, dann laufen solche Dinge von selbst, weil sie sich für beide richtig anfühlen. Dann entsteht der Paarabend also deshalb, weil beide ihn wollen und genießen und nicht, weil "das so dazugehört".

Ich würde also sagen, dass es leider – oder zum Glück? – keine konkrete Anleitung gibt. Wenn ich mir nicht sicher bin, ob es in meiner Beziehung Vertrautheit oder Liebe gibt, dann gibt’s wahrscheinlich keine. Das ist wie beim Orgasmus: Eine Freundin fragte mich immer, woher sie denn wüsste, wann sie zum Orgasmus gekommen ist, sie sei sich nicht sicher. Und ich sagte: „Wenn du kommst, dann weißt du es. Ganz sicher.“
Wenn man in einer glücklichen Beziehung ist und jemanden liebt, dann weiß man es.

Liebe Grüße,
Jessica
Zitat von *******ker:
Was hält eine Partnerschaft konkret zusammen?
Es gibt viele Threads, die sich um das Thema "Probleme in der Partnerschaft" drehen. In vielen Diskussionen kommen immer die gleichen Floskeln vor, weil es scheinbar schwierig ist, konkret etwas zu schreiben. Oder ich finde die richtigen Antworten auf meine Fragen nicht...

Liebe ist wichtig für eine Partnerschaft - so steht es überall. Nur wie merke ich sie, wenn die Phase der Verliebtheit vorbei ist, dass Liebe besteht?

Vertrauen sei wichtig. Worauf kann und soll ich vertrauen? Dass meine Partnerin das Schwarzbrot vom Einkaufszettel holt und ich etwas abends essen kann? Dass in 30-40 Jahren meine Partnerin mich pflegt oder zumindest meine Pflege organisiert? Was macht Vertrauen konkret aus???

Sex sei wichtig. Soll er einmal in der Woche, einmal im Monat oder einmal im Quartal stattfinden? Kann man das bemessen? Gibt es feste Rollen, wer den Anfang macht? Was wenn ein Ungleichgewicht entsteht: Der eine empfindet zu viel Druck, dass ein Akt stattfinden soll, der andere ist genervt, dass er immer anfangen muss, dann oft zurückgewiesen wird und ihm unterstellt wird, er baue zu viel Druck auf?!

Rituale seien wichtig. Was wenn sich niemand an die Rituale hält? Wenn ein gemeinsamer Paar-Abend in der Woche als "Quatsch" abgetan wird. Rituale seien spießig und auch Druckaufbau.

Zärtlichkeiten seien wichtig. Ist es der Willkommenskuss? Ist es die Nackenmassage nach einem harten Arbeitstag? Was wenn man ein Ungleichgewicht spürt? Der eine massiert ständig, der andere gibt sich distanziert.

"Beziehungsarbeit" sei wichtig. Was ist das? Dass ich guten Morgen wünsche und frage, ob wir zusammen Shoppen gehen wollen. Gemeinsame Zeit verbringen. Oder muss ich deutlich sagen, dass es nicht nur ein guter Morgen sei, sondern dass ich mich auch freue den Anderen zu sehen. Kann ich bei Vorschlägen für gemeinsame Zeit ablehnen? Weil mich der Kinofilm nicht interessiert? Weil ich keine neuen Schuhe brauche und der Partner eh zu viele hat? Weil mich das Fitnessstudio nicht interessiert? Oder zählt der Besuch eines Freizeitparkes mit den Kindern auch zu "gemeinsame Zeit verbringen"?

Überhaupt: Halten Haus, Kinder und der Lebensstandard eine Partnerschaft zusammen? Kann ich mich über die Familie definieren? Oder braucht es mehr?
Kann ich mich weiterentwickeln? Von Zweisamkeit zu Drei- oder Viersamkeit??? Ist die Zweisamkeit dann unwichtig?

Und zum Schluss: Wie wichtig sind Ziele? Müssen wir Ziele definieren? In fünf Jahren möche ich mit dir ein Haus haben? Lass uns ein Kind in die Welt setzen, um unsere Liebe und Verbundenheit zu beweisen? In drei Jahren möchte ich das Dach in Stand setzen? Oder nächsten Sommer wollen wir an die Ostsee fahren? Mit dir möchte ich alt werden?
Was wenn hier Sprachlosigkeit regiert? Keine Absage an gemeinsame Ziele, aber auch keine Visionen, wie das Leben einmal sein könnte. Und man für alles Kompromisse eingeht, weil man eben doch nicht die gleichen Ziele hat....?! Ziele also besser nicht definieren?

Bitte versucht nicht anhand meines Profiles mir eine persönliche Beratung zu geben. Die Fragen oben beschäftigen mich generell.Ich brauche keine Einzelfall-Analyse. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir konkrete Beispiele zusammentragen.

Aufmerksamkeit, Interesse für den Partner zeigen, ihm zu hören.

Wir sind ein Liebespaar und gleichzeitig beste Freunde. Ich freue mich jeden Tag das ich sie sehe.
****ot2 Mann
10.722 Beiträge
Mir fiel bei der Lektüre deiner Ausgangsfrage und des Threadauftakts ein:

Warum trennen sich eigentlich so viele Paare??
Oft schon nach wenigen Monaten...

Oder...
Warum trennen sich so viele Paare nach langjähriger Ehe? Und lassen sich scheiden?
Meine Vermutung ist: Die Trennungswilligen fühlen sich unzureichend wertgeschätzt.

Vor einiger verliess ein Mitarbeiter unsere Firma. Ich fragte ihn, warum eigentlich?
Er antwortete: Ich fühle mich vom Chef nicht wertgeschätzt.
Ich: Oh Gott, der Chef hält 90% der Belegschaft für low-performer. Der lobt niemanden.
Mache dich doch bitte nicht vom Lob anderer Menschen abhängig.
Du bist weitgehend autonom und deine berufliche Zufriedenheit sollte nicht von der
Beurteilung des Chefs abhängen, sondern davon, dass dich deine Arbeit zufrieden stellt.

Zurück zum Beziehungthema:
Warum sind viele Menschen so unglücklich (in der Beziehung) ??
*******ker Mann
6.570 Beiträge
Themenersteller 
An sich ein guter Vergleich @****ot2
Warum trennen sich eigentlich so viele Paare??
Oft schon nach wenigen Monaten...
Weil sie merken, wenn die Schmetterlinge im Bauch weg sind, dass der Traumpartner im Alltag überhaupt nicht so traumhaft ist.

Warum trennen sich so viele Paare nach langjähriger Ehe? Und lassen sich scheiden?
Meine Vermutung ist: Die Trennungswilligen fühlen sich unzureichend wertgeschätzt.
Definitiv. Und sie meinen, es müsste noch etwas Besseres da draussen geben. Diese Partnerschaft, die gerade zerbricht, kann nicht alles gewesen sein.

Soweit die Theorie, nun zur Praxis.
Vor einiger verliess ein Mitarbeiter unsere Firma. Ich fragte ihn, warum eigentlich?
Er antwortete: Ich fühle mich vom Chef nicht wertgeschätzt.
Ich: Oh Gott, der Chef hält 90% der Belegschaft für low-performer. Der lobt niemanden.
Mache dich doch bitte nicht vom Lob anderer Menschen abhängig.
Du bist weitgehend autonom und deine berufliche Zufriedenheit sollte nicht von der
Beurteilung des Chefs abhängen, sondern davon, dass dich deine Arbeit zufrieden stellt.
Nehmen wir einmal an, du bist ganz okaaaay in deinem Beruf, machst deine Aufgaben, hast nie viel gefehlt, streitest dich wenig mit anderen Kollegen, aber du bist eine graue Maus im Job. Du fälltest durch nichts auf, hast keine wichtigen Ideen, bist kein Motivator fürs Betriebsklima, kein Vorbild für Arbeitseifer - Durchschnitt eben.
Du bist auch keine 29 Jahre mehr alt, sondern 59 Jahre alt. Würdest du freiwillig die Komfortzone verlassen und dich beruflich neu orientieren? Bist du mutig für einen Neuanfang? Oder arrangierst du dich mit der Situation?

Übertragen auf eine Partnerschaft heißt das: Wann kommt der Punkt, wo du sagst, dass dich nichts mehr bei deinem alten Partner hält? Wann traust du dir einzugestehen, dass es keine Liebe mehr ist, sondern nur noch Ertragen der Situation? Ist es schwerer, wenn man älter ist, weil man bereits ein großes Stück des Lebens gemeinsam gegangen ist? Ist es schwerer, wenn man total durchschnittlich attraktiv und kommunikativ ist - man also nicht mehr so aus der Masse der Ü35-Singles heraussticht? Weil man Angst hat, dass man alleine bleiben könnte (ähnlich wie die Angst keine neue Arbeit zu finden)?! Jeder, der Ü40, Ü50 oder Ü60 ist, kennt diese Gedanken.

Halten längere Beziehungen also wegen der Vergangenheit zusammen? Nein, das wäre zu sehr verallgemeinert. Aber in Krisen fällt es schwer, gemeinsame "Wünsche" (in der Tat ein besserer Begriff als "Ziele") für die Zukunft zu formulieren.
*****ite Frau
9.557 Beiträge
Zitat von *******ker:

Liebe ist wichtig für eine Partnerschaft - so steht es überall. Nur wie merke ich sie, wenn die Phase der Verliebtheit vorbei ist, dass Liebe besteht?

Das finde ich eine seltsame Frage.
Ich stell mir auch nicht die Frage, ob ich meine Kinder liebe.
Wenn man jemanden liebt weiss man das einfach.

Zitat von *******ker:
Vertrauen sei wichtig. Worauf kann und soll ich vertrauen?
Ich vertraue darauf dass mein Partner ein "guter" Mensch ist und es auch gut mit mir meint. Und umgekehrt.
Keine absichtlichen Verletzungen.
Gedankenlosigkeit verzeih ich.

Zitat von *******ker:
Rituale seien wichtig.

Rituale haben wir nicht, ausser dem wöchentlichen morgentlichen Plausch.

Zitat von *******ker:

Zärtlichkeiten seien wichtig.

Jein.
Eine Umarmung im richtigen Moment zählt mehr als eine Massage etc.


Zitat von *******ker:
Sex sei wichtig

Ausgelagert.

Zitat von *******ker:
"Beziehungsarbeit" sei wichtig.

Eine Beziehung zu haben ist keine Arbeit. Man ist zusammen weil man sich mag und es gut klappt.

Zitat von *******ker:
Und zum Schluss: Wie wichtig sind Ziele? Müssen wir Ziele definieren?

Am Anfang einer Beziehung sollte abgeklärt werden, ob man gleiche/ähnliche Sehnsüchte und Träume hat.
Your_Joker kleine Ergänzung zu Gottman: er ist nicht nur Paartherapeut (seine Bücher leben oft von Praxisbeispielen), sondern sammelt auch statistische Daten in seinem "Liebeslabor". Die Ergebnisse hat er statistisch ausgewertet und kann mit grosser Genauigkeit voraussagen, ob ein Paar, das bei ihm ist, aufgrund des Konfliktverhaltens eine Chance hat, zusammen zu bleiben.

Letztlich hängt alles davon ab, ob auf beiden Seiten genügend Liebe vorhanden ist und damit auch der Wille, aktiv an der Beziehung zu "arbeiten" - was oft nichts anderes bedeutet, als zuerst einmal an sich selbst zu arbeiten. Nur wollen das halt viele Menschen nicht wahrhaben...
*********eife Paar
226 Beiträge
Am Anfang hat man tatsächlich das Gefühl, dass alles leicht und wunderbar ist, aber irgendwann (meist in einem Zeitraum zwischen 18 Monaten und 3 Jahren??) spürt man den Alltag, alte bekannte Muster bahnen sich den Weg.............und dann ist Beziehungsarbeit, wenn nicht schon im Vorfeld daran gedacht, nötig. Leider ist allein das Wort schon sehr negativ behaftet.

Aber Beziehungsarbeit kann auch schön sein, denn die wichtigsten Arbeiten dabei sind Wertschätzung, liebevoller Umgang, Respekt, Ehrlichkeit, nicht nach Recht und Schuld leben und den anderen verstehen wollen!
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