Spannende Frage…
… auch wenn es schon etwas länger her ist, dass sie gestellt wurde, und obwohl sich an der Situation, aus der sie gestellt wurde, offensichtlich einiges geändert hat.
Dass eine Beziehung kein Geschäft ist, würde ich hinterfragen. Wird eine Beziehung nicht eingegangen, weil die Beteiligten davon mehr haben, als wenn sie Single geblieben wären? Die Beziehung hat also gegenüber dem Single-Leben einen „Mehrwert“. Dafür tun die Beteiligten etwas: sie „investieren“ Zeit, Energie, Gefühle… Eine Beziehung hat den Preis, etwas dafür tun zu müssen. Dazu gehört auch, dass man ein Stück seiner Freiheit für den/die anderen aufgibt. So lange sich das für die Beteiligten mindestens ausgeglichen anfühlt, gibt’s an dieser „Geschäftsgrundlage“ wohl selten etwas auszusetzen.
Fairness in der Beziehung ist für mich allerdings nicht Quid pro Quo. Das ist mir zu platt — wie alle sinnlosen Verallgemeinerungen. Schließlich sind die Bedürfnisse –selbst wenn nur in Nuancen– unterschiedlich. Dem wird eine Gleichmacherei à la Quid pro Quo kaum gerecht. Unterschiedliche Bedürfnisse wollen auch in einer Beziehung unterschiedlich befriedigt werden. So lange dem/den Beteiligten der Preis dafür nicht zu hoch ist, dürfte das die Beziehung nicht gefährden — im Gegenteil: das zu ermöglichen könnte sie sogar festigen.
Dass eine Beziehung sich entwickelt und die Basis im Verlauf immer wieder „verhandelt“ und angepasst wird, halte ich für normal. Mutter Natur gibt das Beispiel vor: die Devise ist Wachstum, nicht Stillstand. Gegenüber den Pflanzen und Tieren haben wir in unseren Beziehungen allerdings einen kleinen Vorteil: denken, entscheiden und auf andere Rücksicht nehmen zu können.
Mit diesen Gedanken im Hinterkopf dürften sich die meisten der eingangs gestellten Fragen relativ einfach beantworten lassen. Im Zweifel reicht „das will ich“ oder „ich will ich (so) nicht“ (= Preis für das Aufrechterhalten der Beziehung in Relation zu dem, was man von der beziehung hat).
Ein Punkt, der von denen, die auf Rechte wie Quid pro Quo pochen, gerne übersehen wird, ist das Recht, auch Pflichten zu haben.
Eine „Verbotskultur“, dass ein Partner nur das und dann haben darf, was bzw. wenn man es selbst gerade hat, halte ich für mehr als sinnwidrig und lässt Eigenverantwortung vermissen. Haben dürfen ist in Ordnung — dafür etwas tun muss aber jeder selbst. Dafür, dass man bekommt, was man will, und dass es einem gut geht, ist man immer noch selbst verantwortlich. Partner dafür verantwortlich machen? Spätestens wenn man über das Kindesalter hinaus ist, sollte man auch darüber hinaus sein.
Plötzliches „Nachverhandeln“ der Basis zu eigenen Bedingungen, weil einem das gerade besser passt, man selbst gerade könnte, das jetzt gerne würde, … ist für mich genauso schlimm und egoistisch. Das könnte tatsächlich als Erpressung zu einer Beziehung verstanden werden, die so nicht verhandelt war.