Ich als oller Punker bin ja eigentlich gegen jede Form von Dresscode, vor allem, wenn dieser Gesellschafts-Status und Geschlechterrollen-Konformität bewahren will. Und so war ich auch zunächst skeptisch, als ich bei meinen ersten Fetisch/BDSM-Partys davon hörte, hatte ich doch bisher jede Party gemieden, auf der es in diese Richtung ging.
Und wenn man noch nie auf Fetisch/BDSM-Partys war, könnte man ja auch denken: Warum soll man denn Jeansträgern den Eintritt verwehren? Wenn jetzt jemand bei sich selbst auf Jeans steht und bei anderen auf Latex, soll sie/er doch gern Teil der Fetischszene sein, oder? Aber wenn man, wie ich, Erfahrung mit Fetisch/BDSM-Partys hat, weiß man, warum es Dresscodes gibt:
Auf "richtigen" Fetisch/BDSM-Partys gibt es keine Eintrittspreis-Unterschiede für Frauen, Männer und Paare und es sind zumindest fast so viele Frauen wie Männer da. Warum klappt das in der Fetisch/BDSM-Szene meist so gut (was in der Swinger-Szene eher nicht klappt)? - Unter anderem wegen des Dresscodes! Diese These mag zunächst sonderbar klingen, aber ich will sie Außenstehenden gern erklären:
Es gibt fast nie Frauen, die gegen den Dresscode verstoßen. Und wenn es mal eine gibt, die den Dresscode nicht voll erfüllt, so wird sie sich in fast allen Fällen auf der Party vernünftig benehmen. Es gibt aber immer Männer, die versuchen, nicht dresscode-gemäß auf die Party zu kommen, und wenn sich mal ein Mann auf der Party daneben benimmt, ist es ganz oft ein Mann, der dem Dresscode nicht so richtig entspricht.
Woran liegt das? Schlicht daran, dass durch das Internet auch Männer von Fetisch/BDSM-Partys erfahren, die nicht aus der Szene sind, und der Szene nichts "schulden", und die denken, auf solchen Partys kann man leicht Frauen "abgreifen". Nun schützt natürlich kein Dresscode vor allen diesen Männern, aber es hat sich gezeigt: Vor vielen derer.
Und daher bin ich - obwohl ich ein oller Punker bin - für strenge Dresscodes auf Fetisch/BDSM-Partys, nämlich zum Wohl der Frauen, damit diese sich also wohl und sicher fühlen können und gern weiterhin zu solchen Partys kommen, und damit es weiterhin faire geschlechtsneutrale Preise gibt. Dafür soll der Jeanstyp ruhig mal in den sauren Apfel beißen und sich eine Lederhose zulegen. Wenn er wirklich ein Fetischist ist, wird er dieses Opfer bringen - dankbar dafür, dass es Partys für ihn gibt.