Aber wenn man sich liebt, sich vorstellen kann für den anderen da zu sein, warum nicht auch zusammen wohnen. Ich empfinde es als schön gemeinsam ins Bett zu gehen und früh seinen Liebling zu sehen. Nachmittags zusammen Kaffeetrinken oder eben das Abendbrot vorzubereiten. Zu wissen wenn der Tag doof war, man kommt in ein gemeinsames zu Hause und fängt sich und kann Kraft tanken. Mir gibt es Halt.
Das sind deine Empfindungen und die sind nicht falsch, aber für mich und einige andere gelten sie so nicht.
Gemeinsam ins Bett gehen:
Ich bin eine Nachteule. Selbst wenn ich früh aufstehen muss, gehe ich kaum vor eins ins Bett und wenn ich frei habe, bin ich auch gerne bis vier oder fünf wach und schlafe dann bis mittags.
Das entspricht offensichtlich meinem natürlichen Biorhythmus, ist aber nur mit wenigen anderen Menschen kompatibel.
Wer abends früh schlafen will, den wird mein Herumgegeistere nerven und ich würde es hassen, am Wochenende neben jemandem zu schlafen, der spätestens um neun aus dem Bett springt.
Morgens seinen Liebling sehen:
Ich bin (s.o.) beim Aufstehen meist noch sehr müde.
Ich brauche morgens Zeit und Ruhe.
Es stresst mich, wenn jemand hektisch herumrennt, weil er immer erst in letzter Sekunde aufsteht und es eilig hat.
Ich will mich mit niemandem einigen müssen, wer wann und wie lange das Bad nutzt und ich möchte 20 Minuten auf der Couch sitzen und ins Leere starren können ohne angesprochen zu werden.
Und dann war da noch der Mann, der vor mir aufstehen musste und regelmäßig dreimal die Schlummertaste des Weckers drückte, so dass ich mehrfach sinnlos aus dem Schlaf gerissen wurde...
Doofer Tag:
Wenn der Tag ätzend war und ich schlechte Laune habe, freut sich mein Partner bestimmt unbeschreiblich, wenn ich knatschig und unleidlich nach Hause komme.
Ich weiß, wie ich bin, wenn mir irgendwas die Stimmung verhagelt.
Warum dann zum Meckern und Granteln in eine gemeinsame Wohnung fahren und den Liebsten an meiner üblen Laune teilhaben lassen?
Warum nicht Alltag, sich halt geben und in Clubs gehen?
Ich habe (wohnsituationsunabhängig) kein Interesse daran, in Clubs zu gehen.
Für mich ist das als Belohnung für "Warum soll ich saugen. Mir ist es sauber genug."-Diskussionen, das Erdulden von Motorradteilen in der Spülmaschine und LAN-Partys in meiner Wohnung sowie vollumfängliche Teilhabe an Magen-Darm-Infekten absolut ungeeignet.
(Ich bin aber sicher, dass auch Paare, die nicht in derselben Wohnung leben, gemeinsam in Swingerclubs gehen dürfen.)
Ich bin der Meinung wenn man verantwortungsvoll mit seinen eigenen und den Bedürfnissen des Partners umgeht muss man nicht weglaufen vor einem "gemeinsam".
Die Neuzeit ist wahrscheinlich einfach zu faul...
Menschen, die nicht (mehr) das Bedürfnis haben, mit einem Partner in einer gemeinsamen Wohnung zu leben, Faulheit (zuvor ja auch schon mangelnde Kommunikations- und Verantwortungsbereitschaft sowie Egoismus) zu unterstellen, ist ganz schön anmaßend.
Du selbst empfindest eine gemeinsame Wohnung als ultimativen Beweis ernsthafter, verlässlicher Gefühle, tiefer Verbundenheit und (emotionaler) Nähe.
Das kann ich verstehen.
Du kannst nicht nachvollziehen, warum einige Menschen die einzelnen Aspekte von Beziehung und Zusammenleben anders gewichten als du.
Verstehe ich auch.
Aber warum du auf die Antworten, um die du doch gebeten hattest, so verletzt und "bissig" reagierst, als habe dein eigener Partner es gerade abgelehnt, mit dir zusammenziehen, erschließt sich mir nicht.