Liebe in Zeiten der Cholera
Meist entsteht eine Wohngemeinschaft doch als Zweckgemeinschaft. Unter dem Deckmantel der "Liebe". Man tut sich zusammen, um zu sparen (nicht steuerlich, um das hier mal klar zu legen: Steuerklasse IV (verh.) und I (Single) sind identisch! Nur III/V-Splitting gibt einen temporären Steuervorteil, doch dafür muss einer der Partner deutlich weniger verdienen als der Andere - also besteht auch da eine Abhängigkeitsgemeinschaft).
Sparen kann man an der bezahlten Wohnfläche, für zwei einzelne Wohnungen braucht man zwei Küchen, zwei Bäder, die kann man auf je eins reduzieren (auch den Hausflur
). Zweifelhaft wird es schon, wenn man am Schlafzimmer spart und nur noch eines haben will. Noch schlimmer wird's, wenn nicht jeder Partner sein eigenes Zimmer haben kann (viele meinen ja, das Zimmer der Frau wäre die Küche
)
Zusammenleben heißt nicht zwangsläufig, unter derselben Adresse gemeldet zu sein und seine Dreckwäsche in dieselbe Waschmaschine zu stopfen - es ist aber auch nicht ausgeschlossen.
Wählt jemand den Modus "Ich versorge Dich mit xxx, also versorgst Du mich mit yyy" ist dagegen doch nichts zu sagen, solange das Verhältnis ausgeglichen ist und beide es so wollen.
Wählt man dagegen den Modus "Ich bin Selbstversorger, Du bist Selbstversorger" und "jeder von uns käme selbst klar" ist da doch wohl auch nichts Falsches dran.
Und die emotionale Seite? Ist "Liebe" etwa daran gebunden, nur aus gemeinsamer Freizeit zu bestehen? Oder aus geteilten Konten? Schlafzimmern? Tag und Nacht aufeinanderglucken? Sicher nicht, oder?
Die Balance zu finden zwischen Autarkie und Hingezogenheit, darum geht es doch. Und das kann in gemeinsam bewohnten vier Wänden genauso geschehen wie in räumlicher Unabhängigkeit. Da gibt es kein "richtig" oder "falsch", sondern nur ein "das ist für mich okay".
Trotz aller Ähnlichkeiten und Vergleichbarkeiten sind Menschen eben nicht gleich.
Ich achte und verstehe hier jederman. Nur nicht die, die meinen, es am Besten für alle anderen zu wissen