Möchte ich eine D/s-Beziehung als heterosexuelle, dominante Frau eingehen, dann kommen wohl nur devote (vielleicht noch switchende) Männer in Frage; dementsprechend werde ich von devoten Männern sexuell getriggert. Im ersten Moment mag es so erscheinen, dass ich ihn nur auf seine Neigung reduzieren würde, aber wir alle wissen ja: devot ist nicht gleich devot und hinter dieser Hülle steht ein Mensch mit Wünschen und Bedürnisse, auf die er ein Anrecht hat. Also gilt es herauszufinden, was diesen devoten Menschen ausmacht und ob es mit dem übereinstimmt, was ich brauche.
Natürlich kann man nicht jeden Menschen in all seinen Facetten wahrnehmen und kennenlernen, daher ist eine Reduzierung nicht per se schlecht. Treffe ich einen Menschen auf der Straße, so nehme ich erstmal nur das Äußere wahr und sollte er in meinen Gedanken bleiben, werde ich wahrscheinlich an sein Aussehen denken. Da mag vielleicht ein netter, erfahrener Arzt mir gegenüber stehen und alles, an das ich denke, sind seine schönen Haare.
In kurzen, oberflächlichen Treffen wie zB ONS wird es ähnlich sein. Da geht es sicherlich nicht darum, was für ein toller Mensch mein Gegenüber ist, sondern eher darum, dass zwei Körper aufeinandertreffen und sich gegenseitige Lust schenken.
Das heißt aber nicht, dass man die Menschlichkeit vergessen darf. Sowohl der fremde Mann mit den tollen Haaren auf der Straße, sowohl der heiße Mann für den ONS haben ihre Würde, dementsprechend behandle ich sie.
Habt Ihr es erlebt auf körperliche Attribute/
Praktiken/Wesenszüge reduziert zu werden?
Ja, das passiert ständig. Auf der Straße, sonstwo.
Habt Ihr es erlebt auf eine Vorliebe für körperliche
Attribute/Praktiken/Wesenszüge reduziert zu werden?
Ja, auch das habe ich erlebt.
Vor allem auf dieser Plattform, da werde ich gerne mal auf meine „Devotion“ reduziert, obwohl ich weder devot bin, noch ein Wörtchen davon in meinem Profil steht. Trotzdem bekomme ich immer wieder mal detaillierte Anfragen von dominanten Männern, was sie alles gerne mit mir machen würden, unter der Versicherung, dass nichts geschieht, was mir schadet.
Wie hat sich das für Euch angefühlt und
wie seid Ihr damit umgegangen?
Das ist situationsabhängig. Auch ich habe nicht die Kapazitäten jeden Menschen vollumfänglich wahrzunehmen, dementsprechend reduziere ich.
Problematisch wird es aber im Umgang miteinander. Je stärker man einen Menschen nur auf gewisse Attribute reduziert, desto schwieriger wird es, ihn als Menschen denn Objekt zu sehen.
Für mich besteht ein himmelweiter Unterschied zwischen auf körperliche/sexuelle Attribute reduziert zu werden oder Vorlieben und Neigungen zu haben und sich jenen Menschen anzunähern, die sie besitzen.
Es ist völlig in Ordnung, wenn mein Partner lange Haare liebt und das der Grund ist, warum er sich anfänglich für mich interessiert. Wenn er aber den ganzen Wert meiner Person an den Haaren festmacht, dann finde ich es alles andere als okay. Schließlich werde ich alt und kann vielleicht nicht immer lange Haare haben, oder ich will einfach mal etwas Neues ausprobieren (lange Haare sind sehr kostspielig) oder ich werde krank und im Zuge dessen verliere ich meine Haare. Muss ich jetzt jedesmal damit rechnen, dass er mich verlassen wird? Alles andere ist noch da, nur eben die Haare nicht? Mit so einem Mann würde ich definitiv keine Beziehung eingehen wollen und ja, es hinterlässt einen sehr bitteren Geschmack.
Genauso wenig wie es nicht in Ordnung ist, wenn meine Wünsche missachtet werden, weil ich zB auf mein Aussehen reduziert wurde und folglich nur als Projektionsfläche diene. Wie oft haben mich schon ältere/alte Männer, die ausschließlich jüngere/junge Frauen daten wollen, bespottet und beschimpft, wenn ich mir dasselbe Recht eingeräumt habe und sie aufgrund ihres Alters (ich bevorzuge nunmal jüngere und gleichaltrige Menschen) abgelehnt habe. Einige mögen einfach nur unfähig gewesen sein, einen Korb annehmen zu können, aber diese Uneinsicht, dass das Gegenüber mehr als eine schöne Hülle ist und ihre eingeben Bedürfnisse hat, nach dem sie ihren Partner sucht, ist keine Seltenheit.