Wenn man sich die gute alte Bedürfnishierarchie von Maslow ansieht, sind ja ganz unten die physiologischen Grundbedürfnisse (wie essen, schlafen, atmen) angesiedelt; eine Stufe darüber liegt das Bedürfnis nach Sicherheit und Angstfreiheit. Weiter oben stehen die sozialen Bedürfnisse, darunter Zugehörigkeit, Bindung und sexuelle Intimität bzw. Liebe. Wiederum darüber finden sich individuelle Bedürfnisse, zu denen Geltung, Anerkennung, Selbstwirksamkeit usw. zählen; ganz oben schließlich die Selbstverwirklichung.
Die Frage, die im EP gestellt wird
Zitat von *********_love:
„Wofür gebt Ihr das aus, was für Euch daran besser und wichtiger ist als sich geliebt zu fühlen?
kann man so verstehen, dass sie darauf abzielt, ob das Geld Bedürfnisse abdeckt, die (gemäß Maslow) ober- oder unterhalb des Bedürfnisses nach Liebe stehen. Ich glaube nicht, dass irgendjemandem ein Vorwurf zu machen ist, wenn er (oder sie) nicht die Sicherheit, ein Dach über dem Kopf und täglich einen gefüllten Bauch zu haben, für die bloße Chance auf eine neue Liebe aufgibt. Wenn Sicherheit fehlt, entsteht Angst; und Angst ist ein sehr wichtiger Antrieb bzw. Hinderungsgrund für Entscheidungen, wenngleich sie nicht immer bewusst ist. Da Geld zumindest materiell für eine gewisse Sicherheit steht, bedient es insofern sehr elementare Bedürfnisse.
In diesem Thread berufen sich viele auf den Sozialstaat und die Tatsache, dass grundsätzlich hierzulande niemand hungers sterben muss. Das ist richtig; trotzdem kann ein Ausbruch aus einer bestehenden Beziehung die materielle Sicherheit sehr stark beeinträchtigen. Immerhin denken die meisten dabei nicht nur daran, das Abendessen des jeweiligen Tages sicherzustellen, sondern auch an Dinge wie Altersvorsorge, die Miete, ein kaputtes Auto oder steigende Heizölpreise.
Auf der anderen Seite steht Geld für individuelle Bedürfnisse: um des Prestigegewinns willen, zur Erfüllung von Luxusbedürfnissen oder als Ausdruck, etwas erreicht zu haben. Auch hier spielen durchaus reale und legitime Bedürfnisse eine Rolle. Und gerade wer vielleicht noch gar nie erlebt hat, wie erfüllend und (bedürfnis)befriedigend eine gute Partnerschaft sein kann, mag diese individuellen Bedürfnisse höher schätzen als die bloße Möglichkeit einer neuen (und wirklich besseren?) Liebe.
Ich war persönlich nie in dieser Situation. Aber da der Tenor doch stark in die Richtung "Wie kann man bloß Geld wichtiger finden als LIebe?" ging, war es mir ein Anliegen, hier womöglich etwas mehr Verständnis zu schaffen.