Hinterher weiß man immer mehr...
Ich habe früher gänzlich unbedarft bei mir und anderen Zuhause gedatet, auch mit Leuten, die ich nur schriftlich "kannte".Bin abends nach der Arbeit zu einem unbekannten Date nach Brandenburg gefahren, wo ich gar nicht genau wusste wo ich bin (damals noch ohne Smartphone) und nachts sowieso nicht weggekommen wäre, weil die Bahn recht früh Betriebsschluss hatte.
Alles völlig unproblematisch und mal mehr, mal weniger gut.
Der grundsätzlichen Gefahr war ich mir natürlich bewusst und hatte auch Freunde, die das bedenklich fanden,...
Aber irgendwie bestätigen einen die positiven Erfahrungen ja auch, es ist bisher nichts passiert und warum sollte da noch was kommen, Statistiken, die eigene toughe Ausstrahlung etc. pp.
Im Klartext eine Art vielleicht Überheblichkeit oder übersteigertes Sicherheitsempfinden verbunden mit der (angeblichen, selbst geglaubten) Abgeklärtheit "natürlich kann immer was passieren, aber das Risiko erscheint mir gering und gehe ich ein".
Tja... und dann war eines Tages tatsächlich jemand dabei, der irgendwie nicht ganz rund lief.
Zum Glück ist nichts wirklich schlimmes passiert, aber ich hatte selten in meinem Leben (wenn überhaupt) solche Angst wie in dieser Nacht.
Ich weiß nicht, welche Motivation und Absicht dieser Typ hatte, wie weit er gegangen wäre oder ob er nur ein bisschen sadistisch war und das mit dem Einverständnis nicht ganz verstanden hatte oder ungeil fand, aber ohne dass wir sexuell aktiv gewesen wären (und obwohl wir eigentlich nur auf 'n Tee verabredet waren), fing er plötzlich an, mich zu würgen und fragte mit einem gruseligen 'Funkeln', ob mir das Angst mache.
Weil ich genau gemerkt hab, wie geil ihn der Gedanke an Macht und Angst beim Gegenüber macht, hab ich eiskalt und möglichst gelangweilt "nö" gesagt, woraufhin er etwas verwundert noch nachgefragt hat, warum nicht, aber dann zum Glück relativ bald von mir ab ließ, nachdem er sich einen runtergeholt hatte und dann einschlief.
Ich musste am nächsten Tag arbeiten, lag aber die ganze Nacht voller Angst wach, vor Ekel an den äußersten Rand der Matratze gerückt und hab überlegt, was ich tun könnte.
Eigentlich hätte ich 'gerne' die Polizei gerufen und ihn aus meiner Wohnung entfernen lassen.
Oder ich hätte ihn selbst rausgebeten, wenn ich hätte sicher sein können, dass mir nichts passiert.
Aber mein Bauchgefühl fand das keine gute Idee, weil dann hätte er gewusst, dass ich sehr wohl Angst habe und wer weiß, wozu jemand, der einen ohne jede Absprache, Vorfühlen oder sonst irgendwie Kontext einfach würgt, dann in seinem Rausch noch fähig wäre...
Und er wusste ja, wo ich wohne und hätte nach einem unguten Ende jederzeit wiederkommen können, mir auflauern o.ä.
Also habe ich weiterhin cool getan und ihn am nächsten Morgen verabschiedet, ich müsse mich fertig machen für die Arbeit.
Damit war die Sache zum Glück erledigt, zumal er ja auch nicht bekommen hat was er wollte (eine Frau, deren Angst ihn erregt und ihn sich mächtig fühlen lässt) und keinerlei Aussicht darauf bestand, aber das war das letzte mal, dass ich jemand Fremden in meine Wohnung gelassen hab oder zu einem Unbekannten nach Hause gegangen wäre.