Die Debatte kann nur geführt werden, wenn auch die Begriffe gleich verwendet werden.
Kompromiss bedeutet beide geben nach.
Ich bin davon überzeugt und das entspricht auch meiner Erfahrung, dass das in einer Partnerschaft zwischen Erwachsenen auf Augenhöhe seltenst nötig ist.
Warum.
Freie Individuen entscheiden sich klar und bewusst für oder gegen etwas. Die leben natürlich auch die Konsequenz ihrer Entscheidung. Entscheiden sie sich für einen gemeinsamen Haushalt, dann klären sie auch miteinander die Verantwortlichkeiten und fertig.
Sie haben ein Bewusstsein dafür, dass Menschen unterschiedliche Interessen haben können, die somit im Konflikt stehen können. Für sie ist das aber etwas Natürliches, das kein persönliches Drama braucht. Das ist einfach so.
Je nach Inhalt des Konflikts, macht entweder jeder sein Ding und weiß, dass das natürlich okay ist oder man sucht nach einer gemeinsamen Lösung.
Gemeinsame Lösung bedeutet aber einen Weg finden, der für beide okay ist und eben nicht darum zu rangeln, wer wie sehr nachgeben muss.
Für beide ist die Partnerschaft kein auswegloses Konstrukt, indem sie sich so verstrickt fühlen, dass sie nicht gehen könnten.
Sie leben Partnerschaft, weil sie das wollen, sich täglich frei neu dafür entscheiden können wie das auch für jede andere Entscheidung auch gilt.
Darin liegt eine große Kraft. Starke Persönlichkeiten, die sich auf dieser Ebene begleiten sind auch kraftvolle und freudvolle Paare.
Es gibt nicht das Bedürfnis einander klein zu halten. Im Gegenteil hat man Freude am Wachstum des anderen.
Auch und gerade in der Sexualität kann ich mit dem Thema Kompromiss nichts anfangen.
Was soll denn daraus entstehen, wenn sich für Sex jemand verbiegen muss? Das kann doch nur mechanisch und trostlos werden und irgendwann in Verachtung enden.
Jemand, der erfüllende Sexualität erfährt, der hängt sich auch nicht daran auf, ob er alle Praktiken ausleben kann, die ihn interessieren. Das führt nicht zum Konflikt, weil es gar nicht relevant ist.
Wer miteinander zu keiner erfüllenden Sexualität findet, die am Ende immer Ausdruck dessen ist, was ist, der hat aber auch keine Not zu hinterfragen, wer man denn tatsächlich füreinander ist und künftig füreinander sein möchte.
Es gibt sehr viel Krampf einfach nicht.
Anders ist das bei Menschen, für die der Partnerwunsch wichtiger ist als der Partner selbst. Für die das Ende einer Partnerschaft eine persönliche Katastrophe und Scheitern darstellt, die in der ständigen Spannung stehen zwischen dem Erhalt der Beziehung und dem Durchsetzen der eigenen Bedürfnisse.
Das gibt es aber unter Erwachsenen nicht. Die müssen ihre Bedürfnisse nicht durchsetzen.
Nicht jeder, der Volljährig ist, ist erwachsen, auch unabhängig von Elternschaft und beruflichem Erfolg.
Die meisten Menschen arbeiten am Partner ihre Kinderthemen ab. Das weiß man.
Erwachsen bedeutet für mich, das nicht mehr zu brauchen. Aus dem Korsett der anerzogenen Ideen erwachsen zu sein und im Einklang mit sich selbst zu sein.
Das sind zwei völlig unterschiedliche Ausgangslagen für Partnerschaft.
Jemand mit Bewusstsein für sich und Selbstwert, der verhandelt sein Liebesleben nicht.
Der freut sich über das, was ihm begegnet, wertschätzt wenn es passt und pflegt das auch anders als jemand, der eine Beziehung eingeht, weil man das so macht und nach der Phase der Verliebtheit nur noch genervt ist.