„Für euch ist soetwas, wie Lecken vielleicht banal und könnt euch deswegen eine Ablehnung dieser Praktik nicht vorstellen, aber es gibt es.
Vielleicht hast du das missverstanden oder es wurde nicht eindeutig genug formuliert:
Alle wissen, dass Sub und Dom nur die Dinge miteinander tun, mit denen beide einverstanden sind. Dagegen hat niemand etwas gesagt. Es gibt Menschen, die mögen es, wenn Dom vorsichtig über ihre Grenzen hinaus geht und Dinge tut, die zwar nicht tabu, aber trotzdem unangenehm sind. Diese Art von Bdsm hat nicht jeder. Keiner sagt, jeder muss so denken.
Es ist also völlig in Ordnung, wenn ein Sub und ein Dom die Abmachung haben, dass sie nicht geleckt wird. Niemand hat etwas dagegen, wenn ein Pärchen diese Abmachung hat.
Wogegen ich und einige andere etwas haben, ist etwas anderes, nämlich:
Wenn Sub es eigentlich mag, geleckt zu werden, aber ihrem Dom nicht erlaubt, sie zu lecken aus dem einzigen Grund, dass "lecken nicht dominant" sei.
Diese Denkweise ist nämlich sehr einengend und verbaut einem schöne Erfahrungen nur weil man eine sehr enge Definition von Dominanz zugrunde legt.
Es gibt Menschen, die mögen enge Definitionen. Sie lassen Jungs nicht mit "Mädchensachen" spielen, können sich Frauen nicht in leitender Position vorstellen, denken, alle Menschen einer bestimmten Herkunft sind böse, lehnen Swinger als "schmutzig und untreu" ab und haben grundsätzlich Probleme damit, wenn ihnen Menschen begegnen, die nicht ihrem Raster an engen Definitionen entsprechen. Für Menschen, die gerne alles ganz genau definiert und abgegrenzt haben möchten, ist es sicherlich schwierig, sich einen dominanten Menschen vorzustellen, der nicht dem Klischee entspricht und trotzdem dominant ist. DAS IST NICHT SCHLIMM! Diese Menschen werden, wenn sie Glück haben, einen Menschen finden, der genau auf die Art dominant ist, die ihnen gefällt. Ich wünsche es ihnen.
Menschen wie mir, die weite Definitionen und fließende Übergänge bevorzugen, fällt es schwer, die engen Definitionen der anderen stehen zu lassen, denn wir finden sie oft zu eng, zu unnachgiebig und zu wenig an der Realität orientiert. Wir müssen aber lernen, dass es Menschen gibt, die diese Enge brauchen und sich ohne klare Definitionen und Orientierungsmuster verloren, unwohl oder unsicher fühlen.
So lange ich meinen Dom nicht auf seine Kleidung, Strenge und Körperposition reduzieren muss, habe ich überhaupt nichts dagegen, wenn sich jemand einen Dom genau nach diesen Kriterien aussucht. Bloß möchte ich mir im Gegenzug nicht vorwerfen lassen müssen, dass mein Dom ja nicht dominant wäre und ich also gar keine "echte Sub" wäre.