„Seit ca 30 Jahren ist mit Internet und Email asynchrone Kommunikation der höflichere Standard geworden.
Nunja, seit knapp 20 Jahren würde ich mal sagen - etwa Jahrtausendwende war der Zeitpunkt, ab dem die meisten Internet hatten. Allerdings gehörte permanente Erreichbarkeit per Handy noch nicht zum Standard. Und eine große Auswahl an Flatrate-Tarifen gab es auch noch nicht. Also wurde hauptsächlich privat noch vom Festnetztelefon aus telefoniert.
Übrigens ist die asynchrone Kommunikation NICHT immer höflicher, denn eine E-Mail verlangt eine Antwort, wohingegen viele Sachen mit einem kurzen Telefonat direkt geklärt werden können. Man macht also dem Empfänger, wenn es z.B. um eine Frage geht, mit der schriftlichen Variante MEHR Arbeit als mit einem Anruf.
Womit wir bei b) sind:
Jemanden anzurufen ist Machtanspruch.
Es kommt drauf an. Wenn jemand dann keine Nachricht auf dem AB hinterlässt und x-mal wieder anruft, weil er/sie nun aber unbedingt mit einem reden will, ja, dann würde ich der Aussage zustimmen. Wenn jemand anruft, probiert, einen direkt zu erreichen und dann eben eine Nachricht hinterlässt oder schlicht nicht drängelt, sehe ich das nicht so.
zu "24/7 erreichbar":
Unsinn, mein Telefon kann ich auch leise stellen oder ausschalten. Man kann mich eigentlich immer anrufen, denn wenn ich nicht gestört werden will, gehe ich nicht ran.
Früher ist man erschrocken, wenn das Telefon (das Plastikdings mit Hörer und Kabel in der Wand) nach 20 Uhr geklingelt hat. “Wer ruft denn jetzt noch an?”
Wir sind früher überhaupt nicht erschrocken, wenn das Telefon geklingelt hat, weil das normal war. Das Telefon klingelte täglich mehrere Male. Auch abends. Bei Fremden hat man ab 20 Uhr - Tagesschau - nicht mehr angerufen, okay. Aber unsere Freunde und Familienmitglieder haben ALLE nach acht noch telefoniert - wann denn sonst? Da hatte man Zeit.
Spontane Anrufe ohne vorher anzufragen sind in meinem Privatleben ausgestorben. Und das ist gut so.
Das ist in meinem Privatleben auch so. Aber ich finde das schade. Denn das war immer eine schöne Überraschung. Und mir fällt auf, dass viele Kontakte durch die SMS-Schreiberei auf der Strecke bleiben. eben weil man "irgendwann" antworten kann und nicht sofort was abmacht, wenn man sich verabreden will.
------------
Verabredung über den Joyclub:
Telefonieren mit mir bisher Unbekannten tue ich tatsächlich nicht so gern, da ich noch kein Bild, kein Feeling für die Person hab.
Für wen das allerdings Bedingung wäre - kein Problem, man muss ja nicht stundenlang reden.
Ich sehe es allerdings als selbstverständlich an, dass man, wenn man sich konkret verabreden will, die Handy-Nummern tauscht.
Wem das zu privat ist, sorry, nix für mich.
Ich hab auch nicht tausend Apps auf meinem Handy und ich werde die auch nicht installieren, nur weil es Leute gibt, die ein Problem damit haben, eine SMS von ihrem Handy aus zu verschicken, weil sie dann nicht mehr anonym genug sind.
Jemanden, der so ein Bedürfnis nach Anonymität hat, möchte ich nicht in meinem Bekanntenkreis haben.
Und ins Bett gehen, würde ich mit so jemandem schon drei Mal nicht.