"Edel sei der Mensch,
hilfreich und gut"
stand immer im Poesiealbum, wenn einem nichts anderes einfiel. Die Frage im Thread war, ob Glück in der Liebe mit dem Vorhandensein von Geld korrreliert (oder umgekehrt!). Sie wurde angeregt diskutiert, und ich kann eigtl. allen Seiten etwas abgewinnen. Kurzum: Joyclub, wie wir ihn schätzen.
Allerdings: nicht nur viele "Drittweltler" können oder wollen sich den Luxus einer solchen Diskussion nicht leisten, sondern auch manche, die vom Leben hierzulande enttäuscht und niedergeschlagen sind. Und das könnte einfach mal akzeptiert werden, ohne solchen Personen noch obendrein ein schlechtes Gewissen einzureden.
Insofern kommen mir die Beiträge vom Zuschnitt "Schaut mal, bei uns hat die Beziehung gehalten, obwohl wir 'nix' hatten" (besonders schön, wenn sie aus der Schweiz kommen...) so vor, wie wenn auf einer Gourmet-Messe danach gefragt würde, ob man eigentlich satt sei. Damit meine ich nochmals nicht, daß wir als Bewohner relativ reicher Länder in Sack und Asche gehen müssen. In einigen Teilen der sog. Dritten Welt lag in historischer Zeit die Wiege der Kultur, ja Menschheit, in anderen, manchmal denselben, werden heute unermeßliche Naturreichtümer von nachkolonialen Oberschichten verpraßt. In wieder anderen allerdings auch gerade nicht, und die fangen nun an, uns Behäbiggwordene zu verunsichern.
Glück und Wohlsein werden individuell und staatlich so gut wie immer ohne die Schuld anderer verplempert, sei es durch eigene Fehler, sei es, weil andere schlicht besser (stärker, leistungsfähiger, geschickter, selbstbewußter...) geworden sind, mitunter auch nur durch Zufälle. In Kulturvergleichen verdichten sich solche Abstiege begrifflich meist schnöde zur "Dekadenz"...
Viele vergessen etwa, daß hier vor 60 Jahren eher Vierte Welt war. Was einen englischen Journalisten damals aus den Socken haute, war ein selbstgepflückter Blumenstrauß in einer Hamburger Schuttkellerwohnung. Deren Bewohner hatten gewiß eine zutreffende Vorstellung vom Glück. Und für Deutschland wurde daraus im Durchschnitt das, was man auf Denglisch gern eine "Mission" nennt. Wer sieht die eigentlich heute noch hier? Im objektiven Wohlstand! Mir jedenfalls fällt es schwer. Die Demographie paßt dazu perfekt.
Klar ist, daß wohl jeden die Vorstellung des romantischen Glücks bar jeder materiellen Abhängigkeit oder sonstigen Verpflichtung umtreibt. Daß sie ohne Mangel an Geld i.a. leichter realisierbar ist als beim Vorliegen des Gegenteils, darf wohl als Binsenweisheit gelten. Das ist auch meine sehr gewisse persönliche Erfahrung, so rum und andersrum. Uns Männern schadet das Wissen um derartige und aus biologisch nachvollziehbarem Grund bei wohl 95% aller Frauen vorhandenen Zusammenhänge überhaupt nicht, und deshalb wird ja auch um die 5% anderen so gerangelt
Sind nicht die meisten von uns wegen dieser Suche hier? Und übersehen wir dabei nicht manchmal, daß auch Obsessionen zu Realitätsverlust und letztlich Dauerenttäuschung führen können? Dies passiert dann allerdings genauso unabbhängig vom Wohlstand, wie einem das "wahre" Liebesglück zufliegt oder entflieht. Ausgleichende Ungerechtigkeit gewissermaßen. Seien wir ehrlich mit uns: so betrachtet, ist der Joyclub in vielem auch eine traurige Veranstaltung, ja Zeitverschwendung.
Jedenfalls werden die meisten im Leben von mehr als nur einem materiellen, sozialen, physischen oder psychischen Zwang eingeholt und insoweit von ihrem Glücksideal getrennt. Wie jeder dann damit umgeht und seine Lage bewertet, ist eine individuelle Sache und kann nur schlecht von außen "therapiert" werden. Verdächtig bleibt mir aber, wer über dem unendlichen Leid der Welt das gewiß relative Glück und Unglück des Nächsten klein redet.