Dann gebe ich meinen Senf auch mal hinzu. (Achtung, Wissenschaft, vom Laien wiedergegeben)
Lange wurde versucht einen Auslöser für Homosexualität zu finden. Zuerst in der klassischen Psychologie mit Kindheitstraumata, Kindern die nicht mir der Brust gestillt wurden, Einflüsse in der Jugend, etc. Mit Aufkommen der Genomanalyse wurde dann auch sehr eifrig versucht das "Schwulen-Gen" zu finden, welches aber nie gefunden wurde, genauso wie auch nie ein Rasse-Gen gefunden wurde.
Im Verlauf der letzten hundert Jahre konnte aber trotzdem eine wichtige Erkenntnis gefunden werden. Es gibt nicht "den" Auslöser für Homosexualität, es gibt unzählige. Ähnlich wie es beim IQ nicht ein Intelligenz-Gen gibt, sind beide multivariate Phänomene. IQ und Sexualität sind aber längst nicht die einzigen Beispiele hierfür, in der Natur gibt es unzählige solcher Eigenschaften. Alle gemein haben sie dass sie normalverteilt sind, also in Form der aus dem Matheunterricht bekannten Glockenkurve.
Dies würde bedeuten dass Sexualität, zumindest was die genetischen Anlagen angeht, normalverteilt ist und somit der Großteil der Menschen um die 50% rumschwirren, also bisexuell sind. Zu den Extremen (Homo- und Heterosexualität) hin werden es dann immer weniger.
Doch halt, die meisten Menschen sind doch heterosexuell. Nur ein recht geringer Anteil der Bevölkerung ist homosexuell; ein noch geringerer bisexuell. Dies liegt darin begründet dass Homosexualität nach wie vor als "anormal" oder "schändlich" angesehen wird, trotz aller Fortschritte die in diesem Feld in den letzten Jahrzehnten erreicht wurden, zumindest in verschiedenen Teilen der Welt.
Dieser soziale Druck "nicht-schwul" oder eben heterosexuell zu sein, verzerrt die Glockenkurve in genau diese Richtung. Das beginnt bei der Erziehung, den Erfahrungen die man während des Erwachsenwerdens macht, der Offenheit für Neues und sogar einer Stoffwechseländerung die Mütter während der Schwangerschaft eines Jungen erfahren können.
Dieser besondere Fall ist sogar recht kurios, da es einen der größten einzelnen Einflussfaktoren ist, der für Homosexualität gefunden wurde. Je mehr ältere Brüder man hat desto größer die Chance dass dieser Faktor bei einem zum Tragen kommt. Bevor jetzt alle kleinen Brüder Angst kriegen, es klärt auch dann noch weniger als 1% der Gesamtvarianz aller Faktoren, statistisch gesprochen.
Um auf den vorherigen Punkt zurückzukommen, könnte man sich grob vorstellen dass alle zwischen 0% (Hetero) und 50% (Bi) auch gut als Heterosexueller klarkommen und sich womöglich in der Umkleide auch mal einen Kerl genauer beobachtet haben, aber sich ansonsten noch nie wirklich ihre Heterosexualität in Frage gestellt haben. Wenn das Verhältnis dann doch etwas höher wird, dann merkt man da vielleicht doch mehr Anziehung und man experimentiert ein wenig und redet aber nicht weiter drüber. Danach kommen die bei denen es mit heimlich oder zufällig experimentieren nicht mehr reicht und die schon klar spüren dass der Anblick eines Gleichgeschlechtlichen doch auch schon was hat und als letztes dann die, die es als Qual empfinden würden nicht komplett bi-, bzw. homosexuell zu leben.
Und was den Anteil von LGBT-Menschen in der Gesellschaft angeht, also wenn Infratest anruft und fragt ob man bi- oder homosexuell ist, dann ratet mal selbst wie viele der vorgenannten Gruppen teils selbstverständlich teils aus Scham verneinen. Die ersten Studien über Penislänge wurden übrigens auch per Telefon durchgeführt, 3x dürft ihr raten wie repräsentativ das für die Realität war
Bevor das hier noch länger wird, nur so viel: Ja, der LGBT-Anteil in Europa steigt langsam aber stetig und besonders bei jüngeren Altersgruppen (14-29) kann man erkennen dass die Normalisierung von Homosexualität zunehmend mehr Menschen die Freiheit lässt ihre Sexualität komplett auszuleben. Vielleicht erreichen wir irgendwann mal wieder die gemunkelt schwindelerregenden Anteile eines antiken Griechenlands oder Roms, aber zum Erstaunen vieler muss man nicht mal so weit zurück.
In der katholischen Kirche gab es vor langer Zeit die sogenannten Wunschbruder- oder Schwesternschaft. Unzählige Grabsteine mit den Namen gleichgeschlechtlicher Personen können in England gefunden werden. Einige, weniger bekannte Ableger der katholischen Kirche führen diesen Brauch anscheinend sogar immer noch fort. Ich hatte sogar mal irgendwo gelesen dass es wahrscheinlich ist dass man im 18. Jahrhundert mehr gleichgeschlechtliche Paare in den Straßen sah als heutzutage.
Um abzuschließen möchte ich meinen Profil Spruch nochmal bemühen: „Egal ob homosexuell oder heterosexuell. Sind wir nicht alle sexuell?” Von daher, Jungs und Mädels, wenn ihr euch fragt ob euch etwas gefallen könnte oder ihr ziemlich sicher seid dass es euch gefallen wird, geht einfach entspannt und unvoreingenommen an die Sache ran, sucht euch jemand mit dem ihr gut klarkommt und der ähnlich tickt, redet drüber und probiert es einfach. Hauptsache man hat Spaß und bleibt authentisch