Lieber THX78...
Ich habe zu dem, was du schreibst, eine sehr scharfe Haltung. Kurz gefasst lautet sie: "In einer Liebes- oder Sexualbeziehung gibt es entweder nur Gewinner oder nur Verlierer." Das bedeutet: Sobald sich auch nur eine der beteiligten Personen als "Verlierer*in" fühlt, dann wird auch die andere Person in dieser Beziehung über kurz oder lang unglücklich werden.
Du schreibst, für deine Frau wäre sexuell im Prinzip alles bestens. Ich frage mich, ob das wirklich stimmt. Das würde ja bedeuten, dass für deine Frau auch die Tatsache, Ehefrau eines sexuell frustrierten Mannes zu sein, emotional ohne Bedeutung ist.
Sollte dem so sein, dann hieße das in meiner Sicht ziemlich zwingend, dass die Beziehung zwischen euch beiden alles mögliche sein kann, aber nicht das, was ich eine "Partnerschaft" nenne.
Aber wie gesagt habe ich ja große Zweifel an der Vermutung, für sie sei alles in bester Ordnung. Könnte es sein, dass dem gar nicht so ist?! Könnte es nicht sein, dass ihre verwehrende Haltung dir gegenüber wahlweise ein Menge aussagt über die Teile eures Miteinanders, die außerhalb des Schlafzimmers stattfinden? Könnte es sein, dass hier so manches im Argen liegt? Könnte es sein, dass ihr auch in anderen Fragen nicht gut darin sein, kooperative Lösungen zu finden, in denen sich beide geachtet und gesehen fühlen?
Oder, auch denkbar: Könnte es sein, dass deine Frau grundsätzliche Ängste davor hat, sich mit dem Thema "Sexualität und Lust" auseinanderzusetzen? Könnte es sein, dass sie mit ihrer eigenen Sexualität so arg im Konflikt liegt, dass sie gar nicht anders kann, als deine Wünsche als einen Angriff auf ihr Selbstbild als Frau aufzufassen?!
In beiden Fällen könnte es, gerade nach so langer gemeinsamer Zeit, schwierig werden, über diese Themen miteinander zu kommunizieren, ohne dass sich eine/r von euch bedrängt, angeklagt, marginalisiert oder entwertet fühlt.
Ja, auch ich empfehle euch, miteinander zu sprechen. Und das sowohl dringend als auch wahrhaft aufrichtig. Ich empfehle euch aber, euch für diese Themen einen unabhängigen Beistand zu finden. Das kann eine gemeinsame Freundin oder ein gemeinamer Freund sein, eich Coach oder eine Therapeutin.
Ich selbst biete diese Art von Beratung längst auch via Telefon oder Videochat an, weil die Menschen, die meinen Support suchen, inzwischen im ganzen Bundesgebite verstreut wohnen. Falls ich dir oder euch hier eine Unterstützung sein könnte, schreibe mir gerne eine PM.
Vielleicht hilft dir oder euch dieser Artikel von mir, in dem ich darlege, wo aus meiner Sicht die Baseline dafür verläuft, was ich eine Liebe oder Partnerschaft "auf Augenhöhe" nenne. Viele Paare, die ich kenne, haben ihn bereits genutzt, um miteinander über das Fundament des eigenen Miteinanders zu sprechen. Vielleicht stecken auch für dich und euch ein paar Gedanken darin, die euch helfen, liebevoller, offener und auch ehrlicher miteinander in Kontakt zu kommen.