Mir geht es wie Velvet. Die Menschen, die sich bei mir auf gewaltfreie Kommunikation beriefen (und oft auch etwas darauf einbildeten), waren durchgehend passiv-aggressiv, manipulativ: das war äußerste emotionale Gewalt (wenn man sich denn darauf einließ) in schöner gewaltfreier Verpackung. Das war mir - ganz gewaltfrei als Ich-Aussage - dermaßen widerlich, dass mir körperlich schlecht davon wurde. Ehrlich: da lass ich mich lieber anschreien. Damit komm ich klar.
Und da kann ich Tatjana durchaus nachvollziehen: sehr schnell möchte man als empfindsamer Mensch, der das durchschaut, so jemandem gerne eine reinhauen, nur damit er mit dem aggressiven Rumeiern um den heißen Brei aufhört. Man fühlt sich versucht, die mentale Gewalt, der man da ausgesetzt ist, mit einer körperlichen Verteidigung zu beenden.
Meist bricht man aber einfach die Kommunikation ergebnislos ab. GfK-Menschen - die, die mir begegnet sind - sind Aale, die sich jeder konkreten, konstruktiven, ergebnisfähigen Auseinandersetzung mit einer nichtssagenden Ich-Aussage entziehen. Wenn man ein echtes Problem hat, wie in Gernots Beispiel, und es gelöst haben muss, und wenn dann derjenige sich derart schlüpfrig macht - dann hat die Kommunikation als Mittel ausgedient. Dann muss man sein Problem, das ja real ist, anders lösen. Mit Konsequenzen. Bei Gernots Beispiel der Anwalt und das rechtliche Zwangsmittel. Bei einem anderen hab ich einfach seine Sachen, um die es ging, auf den Müll gestellt.
Und das ist das Problem der GfK in meinem Erfahrungsschatz: durch sie wird die Möglichkeit zur verbalen Auseinandersetzung als Mittel der Austragung und Beilegung eines Konfliktes komplett entwertet. Man ist
gezwungen, als Befreiungsschlag den Konflikt zur Austragung auf eine andere Ebene zu verlegen - die rechtliche, die physische, im schlimmsten Fall die gewalttätige.
Und diesen Ebenen ist gemeinsam, dass dort zwangsläufig eine viel größere Eskalation erfolgt als im Gespräch. Hat Gernot die Justiz eingeschaltet, lässt sie sich nur schwer wieder aufhalten und ist mit Kosten für das Gegenüber verbunden. Die Sachen aus der Wohnung zu werfen und vom Sperrmüll abholen zu lassen, fügt dem anderen einen materiellen Schaden zu -
den er hätte vermeiden können, wenn er eine vernünftige Auseinandersetzung zugelassen hätte.
Inwieweit diese passive Aggression und das aalglatte Ausweichen systemisch sind oder ob sie nur einen Missbrauch der Techniken darstellen, kann ich nicht beurteilen. Aber die Versuchung scheint doch groß zu sein, wenn nahezu alle GfKler, denen ich begegne, das so anwenden.