Verbundenheit und Vertrauen in Wort & Schrift

Ja, ich habe Verbundenheit in Wort und Schrift erlebt. Und erlebe sie auch heute noch. Gleich einer meiner ersten Kontakte hier wurde zu seiner und meiner Überraschung ein Schriftwechsel der sehr intensiv und ehrlich war, so ziemlich vom ersten Wort an. Und wir erhielten ihn über 5 Jahre lang aufrecht. Inklusive mehrerer (platonisch verlaufenen) Besuche, wenn ich mich im Urlaub in seiner Gegend aufgehalten habe. Ohne ihn wäre ich vermutlich heute eine andere.

Das war bisher der längste Schreibkontakt. Es gibt seit dem immer wieder Menschen, mit denen ein tiefes, berührendes Gespräch möglich ist. Manchmal nur wenige Mails lang, manchmal über ein paar Monate. Ich weiß es vorher nie.
Und vor Joy gab es eine Zeit, in der ich einige intensive Brieffreundschaften hatte.

Was macht das möglich?
Manchmal denke ich, wenn ich schreibe bin ich ein anderer Mensch. Näher dran an meinem innersten Kern. Inspirierter. Beim Schreiben kommt ganz oft etwas anderes aus meinen Fingern als ich denke. Ich beobachte mich selbst intensiver als beim Sprechen. Ich werde natürlich auch nicht unterbrochen. Ich mag dieses Gefühl. Das ich Zeit habe mich auszudrücken, das jemand Interesse daran hat und sich die Zeit nimmt meine Gedanke zu lesen, in sich auf zu nehmen, eigene Gedanken und Empfindungen dazu zu mischen, sich hinsetzt und mir zurückschreibt. Und ich nehme dann die Gedanken des Anderen auf, schaue was sie mit mir machen. Natürlich ist das intim wenn sich beide berühren lassen. Es ist einerseits wie ein Tagebuch zu schreiben. Aber das Tagebuch hat eine eigene Persönlichkeit und antwortet

Und manchmal ist es frustrierend. Wenn mir etwas unter den Nägeln brennt, ich eine zweite Meinung dazu möchte und dann die Antwort (natürlich) nicht so schnell da ist.
Oder ich nicht geerdet genug bin und mich in diesem virtuellen Kontakt verliere - das war grade zu Beginn etwas, das ich gelernt habe.

Genau diese Erfahrung habe ich auch gemacht und ich möchte sie nicht missen. Und wenn dann noch die erotischen Neigungen/Wünsche/Vorstellungen halbwegs miteinander übereinstimmen, dann können sich wunderschöne sinnlich-lüsterne Dialoge ergeben; dies vielleicht auch deshalb, weil ein persönliches Treffen nicht angepeilt wird. Auch kann ich mich mit einer persönlich unbekannten Person weit besser und ungezwungener intim austauschen, da es keine gemeinsamen Bekannten gibt, die irgendwann etwas erfahren könnten.

Ja, doch, solche Kontakte habe ich auch. Nicht viele.
Mit diesem oder jenem ist eine Freundschaft entstanden, und wir schreiben inzwischen an unsere "nomale Mailadresse".
Ist sehr vertrauensvoll. Witzig. Lästernd. Tut gut.

Ja kenne ich durchaus


Ja ich habe solche Schreibkontakte, es gibt durchaus Vertrautheit im weitesten Sinne.
Das dies nicht ganz dem entspricht wie über Jahre gewachsene Freundschaften offline, sehe ich durchaus auch so, aber nichts desto Trotz "fühlt" es sich durchaus auf andere Art so an.

Es wird sich in nicht festgelegten Zeitabständen ausgetauscht, was ich sehr angenehm empfinde und es werden durchaus intimere Details unterschiedlicher Art auf's Tableau gebracht, aber nicht im Sinne von sich geil schreiben. Das hat in dem Fall für mich keinen Platz und würde falls meine Brieffreundschaften es in die Richtung steuern wollen würden (was nicht der Fall war bis jetzt), zügig ansprechen dass dies nicht meine Intention ist.

Ich gehe mit vielen meiner Themen generell sehr offen und mein Eindruck ist oft so, dass sich ein natürlich Entwickelnder Flow im Bezug auf persöhnliche Geschichten einstellt der auf Gegenseitig beruht.
Und wie erst kürzlich festgestellt kann es sich bei einem Treffen dann in verschiedene Richtungen bewegen. Die eine ist dass man sich auch offline was zu sagen und erzählen hat, die Brieffreundschaft einfach auf Grund der Entfernungen trotzdem oder gerade deswegen bestehen bleibt.
Oder ich mich bereits offline etwas Distanziere und die Brieffreundschaft auf Eis lege, wenn ich z.B. merkte, dass mein Gegenüber doch mehr Hoffnungen in das Treffen legte, als eigentlich von vornherein klargestellt.

Ich denke auch es fällt oftmals leichter persöhnliches einfliessen zu lassen, wenn man z.B. über Forums Posting usw ähnliche Schnittmengen und/oder Minde-Sets entdeckt oder erkennen kann.
Und auch die Erfahrungen in Sachen Dating via JC und was noch so alles hier mit einhergeht, ist Menschen die dieses Forum nicht kennen, eher Fremd.
Nicht mal aus Prüderie, eher zwecks mangelnder Einsicht in das Geschehen hier.

Ja,
ich habe solche Kontakte un bin mit ihnen sehr offen. So wie mit denen, die ich treffe auch.
Dass ich mit ihnen nichts körperlich anfange, hat außer in einem Fall nur mit der Entfernung zu tun.
Das besondere an diesen Menschen ist, daß wir uns sehr gut verstehen, sie und ich gerne über uns, das Leben, Partnerschaft, Treue und Sex nachdenken, und ein ähnliches Mitteilungsbedürfnis zu diesen Themen haben.
Das besondere ist also grade *nicht*, sie niemals zu treffen....

Ja ich habe das hier gefunden.
Einmal eher locker,
Einmal mit täglichem Austausch über Gott und die Welt, Vorkommnisse im Alltag, Kinder, Männer, Tiere, auch Verluste und Trauer.
Eine Freundin halt.

@ ferrero

Oh ja, die gibt es tatsächlich, darauf bin ich sehr stolz und möchte keinen dieser sehr vertrauten Kontakte missen.

Die Seele fühlt anders als der Körper
• die geht anders mit Nähe und Ferne um,
und insofern wurde es möglich, dass ich Wenige - und eine
kennenlernen dürfte, in denen es möglich war, sich in Tiefen
und Persönlichkeit berühren zu lassen. Das geschieht nicht jeden
Tag und kann auch nicht mit jeder gelingen. Aber, Gedanken, Bilder
können genügsam sein und die Gemeinsamkeit glückliche Augenblicke gebären.

Ja, ABER ...

Ich habe es schon einige Male aufgrund glücklicher Umstände geschafft, diese "Brieffreundschaften" persönlich kennen zu lernen und habe dabei genau das beobachtet, vor dem die besseren "Onlinedating-Ratgeber" warnen.
Durch die ausschließlich schriftliche Kommunikation baut man sich vor seinem inneren Auge ein idealisiertes Bild des Anderen, dem der reale Mensch dann nicht standhalten kann.

Ich treffe mich nur mit Menschen, die MIT mir sprechen und nicht ständig ÜBER sich und mich sprechen wollen.

Siehe da... die halten alle stand. Das funkt nicht immer. Das finde ich auch völlig okay. Aber die vorab empfundene Sympathie und Verbindung war da und blieb auch.

Ich telefoniere oft mit Kontakten, die nicht in meiner unmittelbaren Nähe wohnen. Da kann ich mir auch eher ein Bild machen....

Wenn ich mit Jemandem schreibe, dann mache ich mir ein Bild (!) von ihm/ihr, versuche aus den Zeilen auch Stimmungen und Zwischentöne heraus zu lesen, die im persönlichen Gespräch eher als nonverbale Kommunikation aus Mimik und Gestik kommen.
Wenn jemand schreibt, dann hat er Zeit, formuliert meistens etwas überlegter, als in einem mündlichen Gespräch.
Das macht einen ganz anderen Gesamteindruck.

Das Phänomen/Problem gibt es übrigens auch anders herum.
Ich habe auch schon Frauen in echt kennen gelernt, die mich im Gespräch total fasziniert haben, aber mit denen das Schreiben echt eine Qual war.


Telefonieren ist meistens näher an der Realität als schreiben, aber auch da habe ich schon ganz eigenartige Überraschungen erlebt.

Der Aufbau und die Entwicklung von Verbundenheit und Vertrauen zu einer Person kann sich für mich nur im realen Leben vollziehen (und zwar nicht über Worte, sondern durch Taten und durch viele Nagelproben im Verlauf von Zeit) - alles andere ist (für mich) nur eine hübsche Einbildung.

Ich halte es daher am ehesten für möglich, dass die angesprochene virtuelle Verbundenheit/Vertrauen mit einem anderen Phänomen zu tun haben - ähnlich eines Anrufs bei der Telefonseelsorge oder eines Aufenthalts im Beichtstuhls: In einem Raum von (oft nur vermeintlich so eingeschätzter) geschützter Anonymität fällt es vielen Menschen leichter sich zu öffnen als im Angesicht von Person zu Person. Das wird dann als Verbundenheit und Vertrauen benamst (ist es aber m. E. überhaupt nicht).

Früher gab es auch Briefreundschaften , die gepflegt wurden und Jahre lang hielten.
So geht das bei online Briefreundschaft auch , wenn man so will.
Die handhabe ich genauso.

Richtig. Ich habe mit gut einem Dutzend Leuten hier im Joy mehr oder weniger regelmäßig Kontakt, witziger Weise sind die meisten diejenigen, die ich relativ zu Anfang meiner Anmeldung hier im Joy kennengelernt habe. Dabei ist die Regelmäßigkeit und der Kanal des Kontakts sehr unterschiedlich ausgeprägt. Mit ein paar schreibe ich alle paar Wochen mal hier im Joy, man tauscht den aktuellen Stand aus und gut ist‘s; andere wiederum machen regelmäßig Komplimente für Fotos und Videos, so dass man darüber in Kontakt bleibt; dann gibt es welche mit denen man fast freundschaftlich über WhatsApp in Kontakt ist und sich auch über private Dinge austauscht und dann gibt es noch die Kontakte, mit denen man sich regelmäßig austauscht und die man bereits persönlich kennengelernt hat und vielleicht sogar Sex miteinander hatte. Mit einem ist daraus eine Art Affäre entstanden, die momentan aber aus beruflichen Gründen seinerseits ruht und wieder mit einem anderen ist eine gute Freundschaft mit einem kleinen + entstanden. Wir haben beinahe täglich Kontakt, tauschen uns über alles mögliche aus, treffen uns für gemeinsame Clubbesuche und wollen uns demnächst auch mal für andere Freizeitaktivitäten treffen.

Ging früher und geht heute Brieffreundschaften nicht immer ein persönliches Kennenlernen voraus?
Was ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu den virtuellen Kontakten mit Unbekannten wäre, die hier thematisiert werden.

Wie wollte man denn damals eine Brieffreundschaft in Schottland erst mal persönlich kennen lernen?
Da bekam man eine Adresse und hat geschrieben. Einfach so und das ging.

Sie

Ist mir auch völlig neu, dass man Brieffreundschaften vorher persönlich kennengelernt hat... Das kam doch wenn überhaupt erst nachdem man sich schon eine Weile lang geschrieben hat zustande.

@********nerd

Was Du schreibst klingt durchaus plausibel. Allerdings nicht mehr und nicht weniger als das, was die schreiben, die bereits anderes erlebt haben.

Auch ich habe bereits anderes erlebt.

Niemand war weniger angenehm oder nah als vorher empfunden.

Allerdings sind die, die ich als spürbar empfunden habe, sehr wenige.

Resonanz funktioniert für mich digital ebenso wie analog.

Nein, ich hatte auch Briefreudschaften mit Menschen in Thailand, die kannte ich davor nur übers Telefon, dienstlich.

Das darf sicherlich jeder wieder so handhaben , wie er mag.

Offensichtlich habe ich einfach einen anderen Begriff von Verbundenheit, Vertrauen und Freundschaft.
Aber juuuut ...

@********nerd

Müsstest Du, um das bewerten zu können, die Verbundenheit der anderen nicht kennen?