„
Mich würde interessieren, ob es hier auch Littles und Caregiver gibt und wie eure Erfahrungen so sind. Ich bin vor ein paar Tagen auf diese Begriffe gestoßen, aber bin mir nicht sicher, wie weit und ob es auf mich zutrifft. Deswegen bin ich an euren Erfahrungen sehr interessiert und würde mich über einen Austausch freuen.
Ich bin schon sehr devot und reagiere auf kleinste Veränderungen meines Gegenübers; da reicht eine kleine Veränderung in der Stimme oder ein Blick. Für mich ist es keine Rolle, sondern mein Leben. Da gibt es keinen An-/Ausschalter. Ich empfinde viel intensiver wie andere in meinem Alter.
Ich habe in meinem bisherigen Leben drei Beziehungen geführt, die auf einer gewissen Form der Exklusivität, Zugehörigkeit und irgendeiner Art von Liebe aufgebaut haben (romantisch oder freundschaftlich).
Die erste führte ich neun Jahre lang mit meinem Ehemann. Obwohl ich ihm gegenüber niemals das Bedürfnis nach sexueller Unterwerfung gespürt habe, war er all die Jahre für mich Beschützer, Kümmerer, Fels in der Brandung, Orientierung und auch Führungsperson. Im Laufe der Jahre verschob sich unser Verhältnis immer mehr hin zu einer Art Beziehung, die man als CG/l Dynamik hätte interpretieren können, aber AUCH in Richtung Domestic Discipline. Er war sozusagen der "Herr im Haus", der Entscheidungen traf, Regeln aufstellte und auch sanktionierte, aber er war gleichzeitig ebenfalls sehr liebevoll, zugewandt, kümmernd, fürsorglich und hat in vielen Belangen auf mich "aufgepasst". Er war der Erste, bei dem meine kindliche Seite sich zeigte und wo ich komplett ich selbst sein konnte.
Die zweite Beziehung führte ich mit meinem ersten BDSM-Spielpartner, bei dem die Extreme sehr stark ausgelebt wurden. Er war mein Dom, aber gleichzeitig auch mein "Daddy" (obwohl ich ihn nie so genannt habe). Die Beziehung lebte von extremem D/s und gleichzeitig von extremer Fürsorge. Er war für meinen Geschmack unheimlich sadistisch (eher auf der psychischen Schiene) und doch gleichzeitig so wahnsinnig liebevoll und fürsorglich. Wir bewegten uns hauptsächlich an den beiden Enden des Spektrums, also bei "sehr hart" und "sehr zart", was, so gebe ich zu, manchmal tatsächlich ziemlich anstrengend war. Aber ich denke, da er gerne so extrem hart spielte, war der extrem sanfte Ausgleich dazu auch nötig. In dieser Beziehung kamen zum ersten Mal ganz konkrete Facetten der DD/lg Dynamik zum Vorschein, wie gebadet werden, Haare kämmen, "klein sein", Kitten Play und diese ausgelassene Verspieltheit, die ich sonst bei vielen Dominanten vermisse, weil sich so viele einfach viel zu ernst nehmen.
Die dritte Beziehung führe ich mit meinem aktuellen Spielpartner und er war dann auch der Erste, der mir überhaupt von Littles erzählte, weil er mich zumindest in Teilen als "little" empfand. Ich selbst kannte mich damals mit DD/lg gar nicht aus, beziehungsweise stellte mir darunter immer sowas wie Ageplay und Age Regression vor, wo man entweder jemanden außerhalb der eigenen, realen Altersklasse spielt (oft mit Windeln, Schnuller, etc), oder sich temporär mental in den Zustand eines deutlich jüngeren Menschen begibt (was bei den meisten vollkommen asexuell abläuft) und dabei tatsächlich dann so richtig real auf einen Caregiver angewiesen ist (das ist ist manchmal fast schon dissoziativ).
Also strampelte ich noch ein kleines Weilchen dagegen an, dass er mich als Little wahrnahm, beschloss dann aber, den Kontakt zu dieser Community zu suchen und mich darüber zu informieren.
Heute weiß ich, dass DD/lg genau mein Ding ist und ich es auf meine ganz eigene Weise auslebe.
Es ist eine Mischung aus klassischem D/s, das ich persönlich bisher immer 24/7 gelebt habe (also Machtgefälle auch außerhalb von Sessions und jederzeit für den dominanten Part einzufordern) und teilweise bis ins Edgeplay geht, und einer Daddy/Little-Dynamik, bei der ich jederzeit mein inneres Kind zeigen darf, ohne dass das als unangebracht und kindisch wahrgenommen wird.
Klein sein, Mädchen sein, das gehört zu meiner Persönlichkeitsstruktur, deswegen habe ich rund um die Uhr "kleine" Momente und eher weniger langanhaltende Phasen. Ich habe den Littlespace bisher ein einziges Mal über Stunden erlebt und vermute, dass das bei mir ein eher selten vorkommendes Phänomen ist.
Nichts desto trotz empfinde ich mich als erwachsene Frau und kann auch alles, was man von einem Erwachsenen erwartet. Manches davon mache ich nicht besonders gerne, aber ich kann es und wenn es erforderlich ist, ist das Little auch mal ganz schnell beiseitegeschoben.
Aber ich LIEBE es, mich gegenüber jemandem, dem ich vertraue und den diese Seite begeistert und nicht befremdet, eben voll und ganz Ich sein zu dürfen und zu mir gehört eben auch das klein sein und damit einhergehende Bedürfnisse nach Führung, Orientierung, Disziplin und ganz viel Aufmerksamkeit, Fürsorge und Spielerei.
Mein jetziger Spielpartner ist der Erste, den ich je "Daddy" genannt habe und für mich war das ein weiterer, sehr fundamentaler Schritt, mich selbst und meine Bedürfnisse anzuerkennen. Für mich ist mein Daddy eben nicht nur Dom und (BDSM)Sexpartner, sondern auch jemand, dem ich meine kindliche Bedürftigkeit anvertraue und vor dem ich mich nicht scheue, mit albern quietschiger Stimme zu sprechen und mich aufzuführen wie ein kleines Mädchen, wenn mir danach ist. Seine Art, mit mir umzugehen, gibt mir den Raum dazu und löst auch das Bedürfnis in mir aus, mich ihm so zu zeigen. Ich kann richtig darin aufgehen und weiß, dass er diesen "Raum" hütet und beschützt und mir da entgegenkommt.
Es gibt so viele, die es befremdet, wenn eine erwachsene Frau kindlich albern wird, oder sehr anschmiegsam und verletzlich. Ich suche mir Partner, welche alle Facetten von mir anerkennen. Die Frau, das Mädchen, die Sub, das Little.