Neues Jahr. Polyamorie?

Wenn Du Dich dazu bekennen willst, würde ich an Deiner Stelle den Kollegen als "Der mich im Sturm erobert" und den anderen als "Dem ich alles anvertraue" vorstellen. Das würde jedenfalls mehr Klarheit schaffen als solche Bezeichnungen wie "Freund" oder "Partner" und es steht nirgends geschrieben, dass ein Titel aus nur einem Wort bestehen darf.

Polyamorie ist für mich mehr als einen Abend gemeinsam im Club verbringen. Es bedeutet für mich auch ein Wochenende- oder eben auch den Urlaub gemeinsam mit dem 2. Partner zu verbringen.

Wie stellst du es dir vor? Polyamorie ist nicht MMF. Jedenfalls nicht unsere Art.

Ein polyamorer Mensch ist ein Mensch, der mehr als einen anderen Menschen liebt. Der Unterschied zwischen Polyamorie und einem Dreier liegt demnach nicht darin, dass im einen Fall dafür in den Urlaub gegangen oder miteinander ein Wochenende verbracht und im anderen Fall in den Club gegangen würde. Der Unterschied liegt allein darin, dass sich die Beteiligten im einen Fall lieben wollen. Im anderen Fall kann es hingegen auch sein, dass Beteiligte den Sex von Liebe trennen wollen.

Unter Umständen kann also auch ein Clubbesuch Polyamorie sein und wenn sich die Beteiligten an einem MMF lieben, dann ist eben auch dieser MMF Polyamorie.

Die These, Polyamorie sei nicht MMF trifft nur auf solche MMF's zu, bei denen die Beteiligten den Sex von Liebe trennen wollen.

Vielleicht bin ich ja "altmodisch", aber der Begriff "Polyamorie" passt in diesem Kontext für mich überhaupt nicht. Wobei dieser ja momentan ohnehin inflationär in nahezu jede Diskussion eingestreut wird.

Du triffst dich vorrangig zum vögeln mit deinem Kollegen, seit einigen Wochen spürst du dass da mehr draus wird als Sympathie und Anziehung (von deiner Seite). So - dies ist erstmal der Stand der Dinge.
Von Liebe würde ich (!) da schon erstmal überhaupt nicht reden. Liebe (so wie ich sie verstehe) muss wachsen, reifen. Dazu muss man einen Menschen kennen und nicht nur die paar Stunden die man im Bett verbringt.
Daher würde ich an deiner Stelle erstmal ein paar Gänge vom Gas gehen was die Zukunftsplanungen angeht. Du bist 25, also auch noch recht jung, da ändern sich viele Dinge ohne dass man dies vorher gewollt/gewusst oder geahnt hätte.

Mein Tipp: Lass es mal laufen und schau einfach wohin es sich entwickelt. Eine Dreiher"BEZIEHUNG" ist nochmal eine ganz andere Hausnummer als neben dem Partner ein lockeres Affärchen am Laufen zu halten. Klar, Polyamorie klingt immer "besser" oder "Wertiger", aber an der Stelle da überhaupt dran zu denken sehe ich euch noch lange nicht. Da gehört schon mehr dazu als ein paar Wochen/Monate 1-2x die Woche zu vögeln.

Liebe muss nicht wachsen oder reifen. Sie ist nicht steigerbar. Entweder ich liebe oder nicht. Es gibt auch keine echte oder wahre Liebe. Nur Liebe.
Ich habe mich schon immer schnell in andere verliebt. Meinem Freund habe ich damals viel zu früh gestanden wie ich empfinde, was er nicht gut aufgenommen hat. Wir sind jetzt 4 Jahre zusammen und ich empfinde nicht mehr oder weniger als Liebe. Auszugehen ich könnte meinen Kollegen nicht lieben, finde ich sehr schade. Bevor wir uns sexuell angenähert haben, kannten wir uns schon 6 Monate. In dieser Zeit habe ich mich Stück für Stück zu ihm hingezogen gefühlt. Wie er mit der Kundschaft redet und scherzt, wie liebevoll er mit seiner kleinen Tochter umgeht, wie kreativ und geschickt er ist, wie er autoritär und selbstbewusst Entscheidungen trifft, wofür unsere Chefs nicht den Mumm haben. Als er eines Tages ganz offen meinte, er hätte von mir geträumt, war das eine riesen Erleichterung für mich, da ich von mir aus keinen Mut gehabt hätte ihn um mehr zu bitten als kollegiale Hilfe. Ja es stimmt wir konnten danach die Finger nicht bei uns behalten. Darüber hinaus haben wir auch sehr viel intime Dinge besprochen, uns unsere ängste und Traumata gestanden. Dass wir ineinader verliebt sind, wissen wir beide aber von Liebe, auch wenn ich es bereits so empfinde, sprechen wir bisher nicht. Ihn als Affaire, Freundschaft+ oder ähnliches abzustempeln wird ihm und meinen Gefühlen nicht gerecht. Wie auch immer hier die Meinungen zu meinen Beziehungen auseinander gehen, ich lasse mir nicht absprechen, dass ich liebe.

Mit den Ausführungen in meinem vorherigen Beitrag wollte ich nicht werten. Wenn diese Ausführungen so verstanden werden können, als hielte ich Polyamorie für wertiger, dann bitte ich, dies zu entschuldigen.

Ob Du Dich jetzt, wo da für Dich mehr ist, mit Deinem Kollegen noch vorrangig zum Vögeln triffst, wage ich zu bezweifeln. Vielleicht kommt es Dir auch genauso sehr darauf an, dieses Mehr zu erleben.

Ich rate Dir, weder vom Gas zu gehen, noch Gas zu geben, denn dann würdest Du eure Entwicklung in eine Richtung lenken. Wenn Ihr drei das, was euch da widerfährt mit anderen teilen wollt dann hat das nicht unbedingt etwas mit Zukunftsplanung zu tun. Ich jedenfalls freue mich sehr darüber, dass Du es mit uns teilst.

Du darfst Liebe für dich definieren wie es für dich am besten passt.
Weder ich noch jemand anderes werden dir das hier absprechen oder absprechen wollen.
Wenn du Liebe für sich so definierst: Alles jut.
Andere definieren es anders und das ist ebenfalls in Ordnung. Solltest du halt auch akzeptieren.

Ich würde eine andere Formulierung bevorzugen, die nicht auch so verstanden werden kann als sei es ihr darum gegangen eine Definition für den Begriff Liebe zu finden, die zu ihrem eigenen Vorteil ist: "Schön, dass Du einen Begriff gefunden hast, für das, als was Du Deine Gefühle erkannt hast".

Da fällt mir ein! Natürlich hat Joli Recht. Liebe kann gar nicht wachsen. Liebe ist Erkenntnis. Und welche Erkenntnis wir Männer als Liebe begreifen wissen wir auch schon seit tausenden von Jahren: "Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch" (1. Mose 2, 23).

Oder mit meinen eigenen Worten: Ich liebe eine Frau dann, wenn ich sie als unwiderstehliches Wesen gleicher Art erkenne.

JOLI, darf ich Dich dazu einladen, meinen Beitrag:

Könnt ihr Sex und Liebe trennen?

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