Ist es OK, wenn ich wieder darauf zurückkomme, wann man sich als sapiosexuell bezeichnen kann?
Ich denke, so wie bei all diesen sexuellen Selbstbezeichnungen, liegt es vor allem daran, ob einem diese Neigung so stark das Leben und die Partnersuche beeinflusst, dass man denkt, dass es sich richtig anfühlt, diese Neigung als Selbstbezeichnung quasi in seiner Identität zu führen.
Und ich denke nicht, dass es heißen muss, dass einem deshalb andere Eigenschaften des potentiellen Partners (Ausssehen, andere Neigungen) egal sein müssen, sondern obige Definition genügt meiner Meinung nach schon. Hier vorab ein Beispiel:
Jemand der in erster Linie auf ganz klassischen heterosexuellen Geschlechtsverkehr steht, den es aber anmacht, auch mal mit dem eigenen Geschlecht rumzumachen oder ein wenig BDSM-Spiele hinzuzufügen, der aber gut ohne Partner vom eigenen Geschlecht oder BDSM-Spiele auskommt und seine Partnersuche oder Stadtwahl nicht daran orientieren würde, würde sich üblicherweise nicht als "queer" oder "BDSMer" bezeichnen.
Jemand der aber wegen dieser Neigungen Beziehungen trotz Liebe beenden musste, deswegen in eine Großstadt gezogen ist und deswegen im Joy gezielt nach Menschen sucht, die offen dafür sind, würde das möglicherweise schon. Und kann sich queer nennen, obwohl er auch noch auf BDSM steht und auch noch auf gutaussehende Menschen. Das beides schmälert seine Queerness nicht.
Und ähnlich sollte es also mit der Sapiosexualität sein. Wenn man merkt, dass einen Sex (egal welcher Art) nur mit Intellektuellen befriedigt, und man deshalb ansonsten gute Beziehungen mit Leuten, die ganz "normal" gebildet und intelligent sind, beendet hat, in eine Unistadt gezogen ist und sich bewusst mit Intellektuellen umgibt, um dort einen Partner zu finden, dann wären das ähnliche Voraussetzungen für so eine Selbstbezeichnung.
Und dabei spielt es keine Rolle, wenn man zB zusätzlich auch noch auf BDSM steht oder auf gutaussehende Menschen.
(Und hier noch was persönliches: Ich würde mich aus diesem Grund nicht als sapiosexuell bezeichnen. Was nicht heißt, dass mir der Intellekt meiner Partnerinnen nicht wichtig ist. Aber: Meine sexuelle Befriedigung hängt nicht davon ab, dass ich mit meiner Partnerin stundenlang über den Existentialismus diskutieren kann. Es ist OK für mich, das mit Menschen zu machen, mit denen ich nichts sexuelles habe - meine sexuelle Befriedigung, Beziehung und Partnersuche hängt also nicht davon ab.
Und deshalb würde ich mich nicht so nennen, wie ich mich aber als Fetischist und BDSMer bezeichne, denn diese Neigungen beeinflussen meine Partnerwahl, Beziehungen und sexuelle Befriedigung.)