Mehrere Jahre Beziehung, davon 10+ Jahre verheiratet.
Eigentlich eine harmonische Ehe, nach innen wie nach außen. Haushalt geteilt, Konten geteilt, beide mit Jobs und gutem Einkommen, kulturell interessiert, niemals Streitereien, keine Affären, das Vorzeige-Ehepaar im Freundeskreis.
Aber "leider" nur eine Gutwetter-Ehe.
Als sich die ersten Probleme abzeichneten (ca. 3 Jahre vor dem Ende), verweigerte meine Frau jegliche Kommunikation, die über das Organisieren des Tagesablaufs hinausging. Wollte ich wissen, was los ist, bekam ich nur ein "Alles ok" zu hören, bevor sie mit südwärts gezogenen Mundwinkeln vorzeitig zu Bett ging.
Es kam, wie es kommen musste, irgendwann fiel ihr keine bessere Waffe gegen mich ein, als Sex zu verweigern.
Der Sex, der die letzten Jahre sowieso nur Blümchensex gewesen war und ausnahmslos durch mich initiert, kam somit vollständig zum Erliegen. Damit nahm sie mir einen großen, sehr großen Teil meiner Lebensfreude, und schnitt gleichzeitig auch eine Art der Kommunikation über unsere Körper ab.
Die Top 3 ihrer Entschuldigungen:
1. Mir ist kalt, lass uns morgen ...
2. Ich habe Kopfschmerzen, lass uns morgen ...
3. Ich bin müde, lass uns morgen ...
Aber wehe, wehe sie bekam einen Anruf von einer Freundin, da konnte sie den Schalter flugs umlegen und war am Telefon lustig, froh, unbekümmert. Wurde das Telefonat beendet, lief sie wieder mit Leichenbittermiene durch unser Haus, als würde sie am frühen Morgen der Galgen erwarten.
Ich erinnere mich an Freitag-Abende, an denen sie beim Fernsehen profilaktisch verkündete, dass sie Kopfschmerzen habe (zu müde sei etc. pp.) nur, damit ich am Wochenende bloß keinen Sex von ihr wagen würde zu erwarten.
Und ich stand wie ein Analphabet der Liebe daneben, der nichts mehr verstand und wurde von Tag zu Tag trübseliger. Denn, Idiot der ich war, liebte ich meine Frau ja noch.
Irgendwann saß sie nachts im Ehebett und verlangte heulend nach der Scheidung, denn sie wolle jetzt endlich allein sein.
Bitte schön, das Haus ist verkauft, jetzt sind wir beide allein ... jeder mit sich und jeder für sich.
Und ich frage mich, wie konnte das passieren?
Paartherapie, Einzeltherapie, vorübergehende Trennung, alles nur Kosmetik, die das Unausweichliche unnötig herauszögerten: Unsere Beziehung war zerstört. Wieso? Das weiß ich leider bis heute nicht.
Es gibt Tage, an denen fühle ich mich gut. Dann gibt es Tage, an denen ich mich weniger gut fühle. Und zum Glück gibt es Antidepressiva.
Warum habe ich das geschrieben? ich weiß es nicht. Helfen tut es mir längst nicht mehr, aber vielleicht hilft es ja dem Fragenden.