Die Sache mit der CD und LP ist ein guter Vergleich. Die Schallplatte ist etwas für Nostalgie-Sammler, CD für Musik-Genießer.
Hmmm, hier würde ich schon mal widersprechen.
Wenn Du mit Musik-Genießer den definierst, der mit einem vom Tieftöner rhytmisch die Straße entlang hüpfenden Auto unterwegs ist, dann wirst Du schon recht haben.
Wenn Musikgenuß jedoch etwas mit Klangqualität zu tun hat, dann denke ich, wird der Genießer sicherlich auch noch in ein paar Jahren vor seinem sündhaft teuren Plattenspieler sitzen, und aus dem Aufbereiten seiner Schallplatte eine Zermonie machen. Der Dynamikumfang einer Schallplatte ist bei weitem höher als der einer CD.
Wenn ich mich recht erinnere, dann hat mit 1986 mal ein HiFi-Enthusiast erklärt, dass in spätestens 10 Jahren die Schallplatte ausgestorben ist. Das ist mittlerweile 23 Jahre her und ich wundere mich, weshalb plötzlich nicht nur Klassik, sondern auch Pop und Rock wieder auf Platte zu kaufen ist. Sooo schnell scheint analog also nicht tot zu kriegen sein, wenn da mittlerweile sogar schon wieder Geld in die Hand genommen wird, um Musik auf 'veraltete' Medien zu bekommen.
So wird auch einmal die Analog-Fotografie etwas für Sammler und Künstler sein, die Digitalfotografie und ihre Weiterentwicklung fürs Business und die große Masse.
Hier stimme ich Dir ein Stück weit zu. Die große Masse wird weiter auf der digitalen Welle schwimmen, weil es einfach die billigere und einfachere Lösung ist. Letzendlich bestimmt auch der Herdentrieb, was gerade in ist und gekauft wird. Auch in vielen Bereichen des Business wird aufgrund der Hektik unserer Gesellschaft die Digitaltechnik klar dominieren.
Ob es trotzdem so sein wird, dass die analoge Fotografie komplett stirbt, das sei mal dahin gestellt. Es gibt noch immer ein paar ganz große Fotografen, die ausschließlich analog arbeiten und so lange die noch Material abnehmen, wird sicher auch noch welches angeboten.
Das zeigt auch die PhotoKina dieses Jahr, wo allen Unkenrufen zum Trotz von zwei Herstellern neu entwickelte Filme vorgestellt wurden. Wenn die Digitaltechnik das Maß aller Dinge ist, weshalb stürzt sich dann ein gewinnorientiertes Unternehmen in beträchtliche Unkosten, um eine neue Variante eines Produkts zu entwickeln, das vom Aussterben bedroht ist?
Die Vergangenheit hat gezeigt, dass nicht die Qualität den Maßstab setzt, sondern dass es durchaus andere Kriterien gibt, die über Erfolg oder Mißerfolg entscheiden, als Beispiel nenne ich mal Microsoft vs Apple oder VHS vs Beta oder Video2000.
Im Übrigen: Ich hab im Ganzen Tread keinen einzigen Beitrag bemerkt, der darauf ausgelegt war, dass nur analog das Wahre ist und Digital nichts taugt. Es haben sich nur einzelene Leute zu Wort gemeldet, die (neben der digitalen Technik) noch immer auch analog fotografieren. Es geht also gar nicht um die Grundsatzfrage, sondern eher darum, ob wer noch an seinen Wurzeln haftet.
Wenn man mit Materialverschleiß, Umweltverträglichkeit usw. punkten will, dann sollte man evtl. gegenüberstellen, wie viele Fotografen vor 20 Jahren ihre filme entwickelt und ausbelichtet haben und dem gegenüber stellen, wie viel Müll durch die digitale Wegwerfgesellschaft heutzutage produziert wird. Jede Handy-Cam eine Mischung aus Kunststoffen, Chemikalien, Schwermetallen und sonstigem Problemmüll - wenn man das Ding nach spätestens 2 Jahren in die Tonne wirft. Das gilt für ne SLR auch, aber da kann ich zumindest behaupten, dass meine analogen SLR's eine Halbwertzeit von 20 Jahren und mehr haben. Ob das meine digitale SLR erreichen wird, wage ich mal zu bezweifeln.
Und was die Bildqualität betrifft: Auch hier werden wir ersäuft in der Masse des Mainstream. War früher ein hochempfindlicher s/w-Film mit seiner groben Körnung ein Stilmittel, so wird heute halt alles glattgebügelt und plastifiziert. Und selbst wenn man mit Photoshop&Co. Rauschen hinzufügt, ein digitales Korn das dem korn eines analogen Films nahe oder ger gleich kommt, habe ich bisher noch nicht zu sehen bekommen - belehrt mich eines besseren.
Gut, die Sache ist wohl eher, dass kaum einer mehr den Unterschied kennt und daher mit dem zufrieden sein wird, was er vorgesetzt bekommt. Wo wir wieder den Kreis zur CD oder zum MP3-Player schließen.
Fazit: Für mich - vielleicht aussterbenden Photo-Dinosaurier - hat die analoge Fotografie durchaus noch einen Stellenwert, auch wenn der in meiner eigenen fotografischen Arbeit grade mal noch 15-20% ausmacht.
Ich sehe lieber ein ehrliches Bild out of the box als ein mit Photoshop kaputt bearbeitetes irgendwas, was mit Fotografie nix mehr zu tun hat.
Das bedeutet nicht, dass ich die Digitaltechnik als Hexenwerk verteufle, eher im Gegenteil: Ich lebe u.A. von Bits und Bytes. Ich nehme mir lediglich heraus, nicht alles, was mir die Werbung vorkauen will auch runter zu schlucken.
Meine Reisereportagen in die entlegensten Gebiete dieses Planeten mach ich auch noch immer auf einem mittlerweile 27 Jahre alten Motorrad mit mom. 220.000km auf dem Tacho. Allen Unkenrufen zum Trotz hat mich das alte Mädchen brav begleitet und auch ohne Klopfsensor, Barometerdose, ABS & Co. immer wieder gesund nach Hause gebracht. Wo mein Fahrwerk an seine Grenze stößt, da muß ich halt mit Erfahrung und Fahrtechnik und manchmal auch mit Kraft kompensieren. Ich hab etliche moderne Farzeuge ausprobieren dürfen, tauschen wollte ich - bis zum heutigen Zeitpunkt - nicht.
Klar, ich hab auch seit 15 Jahren ein GPS mit an Bord, den Kompass hab ich trotzdem nicht entsorgt. Es könnte ja mal sein, dass ich im Nirgendwo mal keinen Laden finde, der mir mit ner Batterie aushelfen kann.
So ist das auch bei der Fotografie. Warum sollte ich Gerätschaften und Wissen um die analoge Technik über Bord werfen, wenn ich damit ab und an noch richtig Spaß an 'echter Handarbeit' haben kann? Wenn ich's mir genau überlege, dann sitz ich an einem digitalen Bild von der RAW-Entwicklung bis zum s/w-Print meist länger als an der Entwicklung und Ausbelichtung eines analogen Fotos.
Fred