„Polyamorie /verlieben in offenen Beziehungen
Hallo
Mein Mann und ich führen eine sehr glückliche, offene Beziehung.
Beide haben wir eine affäre jeweils, die sehr emotional ist.
Jetzt wollen wir es es etwas erweitern, sodass wir uns erlauben wollen, uns zu verlieben
Wir wollen keine Beziehung mit den anderen, nur etwas verliebt sein genießen..
Wir haben lange drüber geredet und uns entschieden.
Lebt das jmd und hat Erfahrung?
Ist das schon polyamor?
Hm, sich entscheiden, sich zu verlieben oder nicht, kann man doch sowieso nicht, oder? Man kann sich nur entscheiden, wie weit oder ob man diesem Gefühl, das man nicht kontrollieren kann, nachgeht.
In deinem letzten Beitrag hier klingt das auch schon etwas anders, so als seien es für euch beide bereits (zumindest emotional) gleichwertige Beziehungen zu euren Affären.
Ich frage mich sowieso, wo man da die Grenze zieht, bzw. wie man das jeweils eindeutig definieren soll. Wenn ich mich mit einer Person treffe und nicht nur Sex mit ihr habe, sondern vielleicht auch mal etwas anderes gemeinsam unternehme, Gespräche führe und mich dann noch verliebt habe, wo ist da der Unterschied zu einer "richtigen" Liebesbeziehung? Das ist doch dann eigentlich genau das, was man unter gelebter Polyamorie versteht. Oder wie sieht euere Beziehung zu den Affären genau aus, bzw. worin unterscheidet sie sich zu eurer gemeinsamen Beziehung?
Bei mir und meiner langjährigen Partnerin kam das eigentlich auch recht unerwartet, wobei wir wohl, ohne uns dessen jetzt wirklich bewusst zu sein, schon lange/immer polyamor waren.
Wir haben aber fast 7 Jahre lang eine monogame Beziehung geführt (ohne dass es jemals explizit Bedingung für uns gewesen wäre), dann hat sich meine Lebensgefährtin verliebt. Fast zeitgleich hatten wir für einige Wochen eine langjährige gute Freundin von mir zu Besuch, die ich eigentlich schon immer geliebt habe (zumindest seit wenige Jahre nach dem Kennenlernen, was da auch schon fast 15 Jahre zurücklag). Zu ihr hatte ich auch schon lange ein sehr inniges Verhältnis, das auch eine starke körperliche Komponente hatte (haben immer viel und intensiv gekuschelt, uns gegenseitig gestreichelt und massiert), aber zu Sex war es noch nie gekommen, obwohl wir uns auch attraktiv fanden. Aber es passte halt nie und sie hatte auch immer feste (monogame) Beziehungen und große Angst, diese zu gefährden.
Als sie dann bei uns war, war sie aber gerade in sexueller und liebestechnischer Hinsicht völlig unterversorgt und unglücklich und irgendwann habe ich sie dann verführt (meine Lebensgefährtin wusste, dass ich schon lange sexuell an meiner guten Freundin interessiert war und hatte uns quasi das "Okay" gegeben). Der Sex fiel für uns beide unerwartet toll, wir waren stundenlang wie im Rausch. Da sie aber am nächsten Tag verunsichert war, ob sie jetzt nur mein "Sexspielzeug" sei, hab ich ihr gesagt, dass ich sie eh schon lange liebe und wenn sie es sich vorstellen könne, gerne eine feste Beziehung mit ihr führen würde, unter der Voraussetzung, dass ich auch mit meiner Lebensgefährtin zusammenbleibe.
Tja, ab da hatte ich dann zwei Beziehungen. Und auch, wenn ich nur mit einer von ihnen zusammenwohne, gab es für mich emotional keine wirkliche Hierarchie. Zur "neuen" Freundin hab ich mich sexuell stärker hingezogen gefühlt (mit der anderen hatte ich aber auch weiterhin regelmäßig Sex), aber mehr geliebt habe ich keine von beiden.
Das ist natürlich gar nicht so einfach, zwei Beziehungen unter einen Hut zu bringen, aber da ich selbstständig bin und zu Hause arbeite, mir meine Zeit selbst einteilen kann, war es für mich auch nicht so schwer, mich so zu verhalten, dass niemand auf der Strecke blieb - meine LG hatte (und hat) ja außerdem auch noch die zweite Beziehung.
Manchmal haben sogar beide für einige Tage bei uns gewohnt (zwischen den beiden anderen lief allerdings nie etwas) und wir haben uns dann in den Zeiten beide mehr auf unsere "neuen" Partner konzentriert. Aber das war immer ein harmonisches Miteinander ohne Eifersucht oder sonstige negative Gefühle. Allerdings hab ich eh noch nie soetwas wie Eifersucht innerhalb einer Beziehung empfunden - das Gefühl kenne ich tatsächlich nur, wenn ich verliebt war in eine Frau, mit der ich nicht zusammen sein konnte.
Bei meiner Lebensgefährtin hält die zweite Beziehung bis heute (schon über zwei Jahre), meine andere Beziehung ist aber leider seit einer Weile zu Ende. Sie hatte sich irgendwann in einen Kollegen verliebt und ich ihr sogar geholfen, mit ihm zusammenzukommen (ich denke halt: gleiches Recht für alle. Und ich wollte, dass sie glücklich ist). Leider hat sie dann irgendwann für sich gemerkt, dass es ihr mit zwei Männern auf Dauer doch zu stressig wird, so dass sie mit mir dann keinen Sex mehr haben wollte, auch wenn ihr die Entscheidung schwar fiel. Aber er hatte auch ein Problem damit, dass sie auch noch mit mir zusammen war und sie hatte Angst, ihn wieder zu verlieren (die Beziehung zu dem anderen hatte auch den Vorteil, dass er in ihrer Nähe wohnt, während ich etwa 160 km entfernt wohne - haben uns trotzdem oft gegenseitig besucht).
Nun ist es (nach ein paar Monaten Pause, die ich brauchte, um Abstand zu gewinnen und mich mit der Situation abzufinden) zwischen uns wieder wie früher, eine sehr innige Freundschaft mit Kuscheln etc. aber ohne Sex.
Aber weil ich es so schön fand und gerne noch mit einer weiteren Frau neben meiner Lebensgefährtin Sex oder eine richtige Beziehung hätte, bin ich nun hier.
Es ist auf jeden Fall bei Polyamorie nötig, dass man ganz viel Vertrauen hat und offen und ehrlich über alles (!) miteinander redet. Aber ich denke, das ist ohnehin immer Bedingung für eine gute Beziehung, auch für eine monogame.
Für mich persönlich kommt Monogamie jetzt allerdings nicht mehr in Frage, aber da bin ich mir mit meiner LG ja zum Glück auch einig.