@ PandorasBuechse
Eine gute Frage - und aus meiner Sicht wohl des Pudels Kern an der Sache:
Die meisten glauben, die könnten nur geben, wenn sie genug hatten. Beim Lieben ist das nicht so (bei anderen Dingen vermutlich schon), man kann auch lieben, ohne jemals geliebt worden, ohne genährt und "satt gemacht" worden zu sein.
Tatsächlich geht es einem selbst immer besser, je öfter, kraftvoller und intensiver mal liebt - auch wenn nichts zurück kommt. Liest sich sicher komisch, ist auch kaum zu glauben - doch in diesem Fall gilt der Satz: "Wahrheit ist keine Meinung!". Es ist so! Nur macht kaum jemand diese Erfahrung, weil der Mut fehlt.
Bei mir selbst war es mein Leben lang so, dass ich immer in einem Gefühl des Mangels gelebt habe, in einem Liebesdefizit - und ich glaubte, mir stünde es zu, dass ich mehr geachtet, anerkannt, wahrgenommen und eben geliebt werde. Und ich lebte in dem Wahn, dass ich ja nichts geben kann, wenn ich nichts kriege (der alltägliche Wahnsinn der meisten Paare), dass ich erstmal genährt werden müsse, um dann etwas geben zu können. Aber Liebe ist in uns, auch wenn wir niemals geliebt werden, wenn wir sie zulassen und nicht etwas denken: Keiner mag mich, also mag ich die anderen eben auch nicht.
Für jemanden etwas zu tun, sich für ihn aufzuopfern, sich ihm total anzupassen - das wird uns oft als Liebe verkauft (vor allem von all den Müttern, die selbst so sind). Doch das ist keine Liebe, das ist Berchnung: Ich bin so lieb zu dir, also liebst du mich auch dafür, oder?" Das ist die Sucht nach Anerkennung über einen schrägen, aber üblichen Umweg ...
Bis ich eines Tages zu lieben begann. Nicht zu begehren, nicht zu wollen, sondern einfach nur zu sein (etwa so, wie es Erich Fromm so wunderbar in "Haben oder Sein" beschrieben hat). Und plötzlich wurde auch ich geliebt, habe es geradezu magisch angezogen ... Vermutlich, weil ich voller Liebe war, auch für mich selbst. (Wie kann ich hoffen, dass man mich liebt, wenn ich mich selbst nicht leiden kann und mich nicht liebenswert finde?)
Heute lebe ich in dieser Hinsicht in einer unfassbaren Fülle, die es natürlich leicht macht, selbst zu lieben. Da hab ich leicht reden. Aber - es war auch schon anders. Und anstatt wie ein Baby nach der Flasche zu schreien, hab ich irgendwann entschieden, einfach anderen die Flasche zu geben, ohne etwas dafür zu erwarten - und bin dafür sowas von belohnt worden ...
Hilft Dir das etwas weiter bzw. beantwortet es Deine Frage?
(Der Antaghar)