Das halte ich für irrelevant, wird doch auch die Fachkompetenz des dort tätigen Personals durch die Verlagerung des strukturellen Schwerpunktes von unbefristeten Stellen zu McJobs immer mehr verwässert. Mit einer weiteren Nebenwirkung der Verschlankung der Behörden: Wie glaub- und vertrauenswürdig ist denn ein Staat, in dem der Bürger dem Behörenangestellten seinen Job erst erklären muß (überspitzt formuliert)?
Ach, Du hältst Erfahrung mit der Klientel für irrelevant?
Und ausserdem weisst Du, dass ich meinen Job schlecht gemacht habe? Interessant.
Nein, ich halte nicht Deine Erfahrungen für irrelevant. Jeder macht seine eigenen. Nur werden zu oft aus den eigenen Erfahrungen Verallgemeinerungen abgeleitet.
Ich kann die Qualität Deiner Arbeit nicht beurteilen, das steht mir nicht zu und darum habe ich das auch nicht getan. Es spielt für Deine Fußnote auch keine Rolle, ob Du im Sicherheitsdienst einer ARGE, als Sachbearbeiter in einer Dienststelle der BA, Fallmanager oder Abteilungsleiter tätig warst. Die Bemerkung, das Du in dem Bereich tätig warst, suggeriert dem Leser eine höhere Sachkompetenz bei der Beurteilung der Gesamtsituation.
Der Hinweis darauf ist nett, aber ein allgemeines Bild der Situation wird immer von den speziellen Erfahrungen überlagert sein, die jeder von uns macht. Der eine hat in seinem Job nur mit Kotzbrocken zu tun die zu faul zum arbeiten sind, und andere haben eben ein anderes Bild.
Mein Hinweis auf die McJobs in Behörden und Ämtern und den dort wie überall strukturbedingt nachfolgenden Kompetenzschwund des Personals skizziert nur eine allgemeine Folge der schönen neuen Welt. Das war nicht als Kritik an Deiner Person gemeint.
Die Abhängigkeit vom Staat und die zunehmende Lebensunfähigkeit in einem zunehmend darwinistisch geprägten Land ist eine Folge der Einkommens- und Arbeitsmarktverschiebungen - und nicht auf fehlenden Leidensdruck oder schwache Arbeitsmoral der Bezieher von Transferleistungen zurückzuführen!
Hab ich auch nicht gesagt.
Hab ich Dir auch nicht unterstellt.
Ich habe es schon einmal gesagt und es kann auch vor "ehemaligen im Bereich Transferleistungen Beschäftigter"nicht oft genug wiederholt werden: Diese Sozialhilfekarrieren hat sich das Land durch seine unsoziale und die nicht vorhandene Arbeitsmarktpolitik in den vergangenen Jahrzehnten selbst herangezogen.
Diese Sozialhilfekarrieren wurden in einer Zeit begründet, in der es gerade nicht so "darwinistisch" zuging.
Möchtest Du Dein PDS-Wahlkampfgeschwaller konkretisieren?
Wann wurden sie denn Deiner Meinung nach begründet? Seit der "geistig-moralischen Wende" (1986) ist jedenfalls genug Zeit vergangen, um eine Eltern- und eine Kindergeneration zu verkorksen.
Wer in einem Elternhaus ohne Perspektiven aufwächst, wer seine Eltern in Frust und Depression versinken sieht, weil sie seit Jahren vergeblich auf der Suche nach einem unbefristeten, fair bezahlten Vollzeitjob sind, hat keine Vorbilder. Die Eltern werden mürbe gemacht, sie werden zuerst krank, dann chronisch krank und schließlich erwerbsunfähig.
Wie hübsch. Wie viele von diesen vom Raubtierkapitalismus zerstörten Modellfamilien kennst Du?
Ich finde Deinen Zynismus ziemlich deplaziert.
Man kann nach der Schule nicht einfach "etwas machen" - man muß es! Was tut ein Jugendlicher ohne Ausbildungsplatz oder Jobangebot? Er dreht eine Platzrunde - was soll er sonst tun?
So ist es derzeit, ja. Und wie wäre es mit einem BGE? Davon sprach ich schließlich.
Okay, das habe ich mißverstanden. Wie es mit einem BGE wäre, weiß ich natürlich nicht (habe meine Glaskugel verlegt). Aber ich vermute, es wären viel mehr Jugendliche zu Experimenten in verschiedene berufliche Richtungen bereit, weil sie nicht mehr befürchten müssen den Anschluß zu verpassen. Und sie hätten verstärkt Mut, auch in unattraktive und körperlich/seelisch sehr belastende Berufe (z.B. Altenpflege, Krankenpflege) hineinzugehen, weil sie nicht mehr in Vollzeit arbeiten müßten.
Selbst die Festlegung auf ein bestimmtes Ausbildungsziel hat ein kurzes Haltbarkeitsdatum.
Hör ich immer wieder. Komischerweise arbeiten fast alle aus meinem Abi-Jahrgang auch nach 20 Jahren noch im erlernten Beruf.
Hoffe nicht, das das die einzige Grundlage für Dein Menschenbild ist.
Die Lebensplanung und Weiterentwicklung eines Menschen verläuft nach anderen Zyklen als jene Prozesse im Wirtschaftsleben, die über Wohl und Wehe eines ganzen Landes entscheiden können. Das diese Tatsache seit Jahrzehnten ignoriert wird, ist auch einer der Gründe für das soziale Desaster, in dem wir gerade zu schwimmen beginnen.
Und wie genau möchtest Du das ändern? Die Wirtschaftszyklen richten sich in Zukunft nach der Lebensplanung von EGon Kasulke und seiner Frau?
Genau, am besten legen wir alle die Hände in den Schoß und wurschteln so weiter wie bisher. Naja, solange Dein Abi(!)-Jahrgang das aushält...
Eine weitere Folge der Planungsunsicherheit. Die Forderung der Wirtschaft, seiner Sprachrohre und Claquere nach mehr "Flexibilität" des Einzelnen verhindert das "Seßhaftwerden". Familiengründung macht zeitlich und räumlich unflexibel, und erschwert somit die langfristige Überlebensfähigkeit in diesem System. Und "locker" nehmen das immer weniger Junggebliebene!
Das spielt eine Rolle, klar, ich halte es aber nicht für den ausschlaggebenden Faktor.
Es gibt nicht
den ausschlaggebenden Faktor - jeder Faktor hat Wirkung und alle verstärken sich noch durch die Wechselwirkung gegenseitig.
Bei der Preisentwicklung spielen sehr viele Faktoren eine Rolle - die meisten sind nicht greif-, geschweige denn kontrollierbar. Den Anstieg der privaten, der kommunalen und der staatlichen Kosten an einem einzigen Faktor festzumachen, halte ich milde ausgedrückt für sehr gewagt. Klingt eher wie ein lockeres Totschlagargument.
Die Lohnkosten sind kein preisprägender Faktor? Doch, oder? Also.
Ich hab nicht behauptet, dass es der einzige ist.
Stimmt, das hast du nicht. Aber Du suggerierst mit Deiner Anmerkung, das das BGE überproportional zur Preissteigerung beitragen würde. Kaum etwas zeigt sich jedoch so von irgendwelchen Steuerungsmaßnahmen so unbeeindruckt, wie die Preisentwicklung. Sie werden immer steigen - ob mit oder ohne BGE.
Erwerbsmäßige Arbeit hat in den einkommenschwachen Berufszweigen unter den derzeitigen Bedingungen kaum noch etwas verlockendes mehr. Wer heute arbeitet tut dies mehrheitlich nur weil er muß um den Kühlschrank vollzubekommen, am Konsum teilzunehmen, oder aus Gewohnheit und um dem Tag seine Struktur zu erhalten.
Hilf mir: Warum soll ich sonst noch arbeiten gehen, ausser für den vollen Kühlschrank und die Konsumteilnahme?
Du weißt es wirklich nicht, oder? Du warst noch nie arbeitslos?
Jetzt verstehe ich.
Ein sehr großer Anteil der Innenpolitik muß sich damit auseinandersetzen, was die Bürger eines Landes beschäftigt. Wenn das nicht im Interesse seiner Politiker ist, sollte man über eine Ablösung derselben nachdenken. Erst recht wenn der Wunsch laut wird, man möge doch solche Themen lieber nicht öffentlich diskutieren! Politik wird nicht unter Ausschluß der Öffentlichkeit gemacht - jedenfalls noch nicht ganz.
Ich habe geschrieben, dass sich die Diskussion fast ausschließlich um die Höhe des BGE drehen würde. Da bleibt dann nicht mehr viel Raum für andere wichtige Themen.
Ich finde schon, das die Höhe eines hypothetischen BGE ausführlich erörtert werden sollte. Trotzdem werden noch genug Lobbyisten und Interessenvertreter den Politiker auf die Füße treten, damit ihre Auftraggeber nicht zu kurz kommen. Was "wichtig" ist und auf die Agenda kommt bestimmen diese Kreise doch schon lange.
Das mag für manche (auch für solche, die "mal im Bereich Transferleistungen gearbeitet" haben) seltsam klingen - aber das ist normal!
Du nervst. Gewaltig.
Stattgegeben. Der mußte einfach sein, ich konnte nicht anders.
Wer sich mit den realen Verhältnissen auseinandersetzt und nicht mit dem zufriedengibt, was einem die Medien oder die Dienstherren vorkauen, und wer seine eigenen Wahrnehmungen gegen das eigene abstrakte Wissen über die Vorgänge ehrlich abwägt, wir eine Menge Argumente finden, die dafür sprechen.
Du weisst ja nicht nur, wie ich damals gearbeitet habe, Du weisst ja auch, wie ich mir Informationen beschaffe, bzw. eben nicht! Und Du weisst auch, dass ich nicht nachdenke! Bemerkenswert.
Das Gleiche wissen wir auch nicht von denen, über die hier geurteilt wird. Das Gleiche weißt du auch nicht über mich. Und trotzdem erhebst Du den Anspruch auf die Anerkennung der von Dir so dargestellten Wahrheit.
Und wenn kein Abschlußbericht veröffentlicht wird kann man sogar vermuten, das die Ergebnisse nicht im Sinne der politischen und wirtschaftlichen Elite des Landes ausfielen.
<Loriot> Ach was! </Loriot>
Ach so, das war also nicht ernst gemeint. Na dann.