Hallo Sphinks,
jetzt sind hier ja schon etliche Meinungen geäußert worden. Ich bin auch der Meinung,
du hast nicht zu große Ansprüche. Die Frage ist am Ende vielleicht doch, welche Kompromisse
du eingehen möchtest und kannst, um in einer Beziehung noch glücklich zu werden. Das
exakte Gegenüber, das man sich vorstellt findet man halt in der Regel nicht, dafür sind wir Menschen
einfach zu unterschiedlich. Ich glaube, selbst eine spezielle Kombination scheinbar selbstverständlicher
Charaktereigenschaften in einem Menschen zu finden ist sehr sehr unwahrscheinlich.
Du schreibst, dass beide Beziehungen anfangs sehr schön waren und du deine Partner sehr gemocht
hast - bis auf das Interesse an Sex bei deinen Partnern und zumindest in einem Fall der
Eindruck, dass er eine depressive Ader hat. So, wie du es beschreibst, gewinne ich den
Eindruck, dass du eine Frau mit viel Lebensenergie und durchaus klaren Vorstellungen
von deiner Zukunft bist. Mithin also in der Lage, zu einer gemeinsamen Zukunft deinen Teil
beizutragen und wichtige Entscheidungen zu treffen und nicht ewig zu verschieben. Wie
geschrieben, dass ist nur mein persönlicher Eindruck.
Die beiden letzten Partner beschreibst du dagegen als eher introvertiert, ruhig, nachdenklich,
klug. Das sind jetzt keine Persönlichkeitsmerkmale, die eine intensiv und erfüllend ausgelebte
Sexualität ausschließen. Mir fiel da nur der Hinweis auf Depressionen auf. Ich glaube, introvertiert,
ruhig, nachdenklich, klug - das sind oft Leute, die eher zu Depressionen neigen, die nicht mal
eben Entscheidungen treffen und schneller von der Menge der Ereignisse und der Dynamik
des Lebens überfordert sind. Bei depressiven Phasen ist dann irgendwann die Fähigkeit
zur Freude aufgebraucht. Selbst Dinge, die sonst immer Spass machen, sind dann nicht
mehr interessant und nur anstrengend. Ehrlich gesagt, diese Erfahrung habe ich auch schon
gemacht. Man sehnt sich nur nach Ruhe und Harmonie und kommt sich nebenbei als kraft-
und wertlos vor. Zugegeben, das ist meine sehr persönliche Sicht auf das, was ich hier gelesen
hab.
Was aber nicht ins Bild passt ist, wenn so jemand nicht intensiv über seine Situation reden mag.
Das passt für mich nicht mit Klugheit und Nachdenklichkeit zusammen. Wenn es einem mal nicht
gut geht, helfen Freunde und Familie mit Gesprächen und dann auch kritischen Fragen
weiter - und dann doch erst recht der Partner oder die Partnerin. Es sei denn, beide sind
damit überfordert. Mein Ratschlag ist am Ende: Schau bei potentiellen Partnern ruhig nach
deinen Vorlieben. Nimm dir aber die Zeit, herauszufinden, ob du mit denen auch kontroverse
Gespräche führen kannst und für dich der Eindruck entsteht, dass dann auf einer inhaltlichen
und nicht auf einer rhetorischen Ebene kommuniziert wird. Eine ausführliche, reflektierte
Erklärung für keine zärtliche Berührung, keinen Kuss, keinen echten Wunsch nach Sex haben
die beiden ja scheinbar nicht gegeben.