TV´s sind keine Männer in damenwäsche
Hallo Vale,ich kann deinen Ärger über dieses Vorurteil sehr gut verstehen. Meine eigene Erfahrung hat mir im laufe der letzten Jahre über einige Dinge Klarheit verschafft.
Weist du, Vale, ich sehe unter den genital-männlich geborenen Menschen die temporär eine weibliche Rolle annehmen zwei grundsätzlich unterschiedliche Motivationen:
Typ 1 ist innerlich Mann, voll und ganz. Er ist heterosexuell und begehrt Frauen. Vielleicht ein bisschen mehr als andere Männer, ihn interessiert auch das Innenleben von Frauen. Indem er Damenwäsche trägt, versucht er "nachzufühlen" was Frauen in dieser zarten Wäsche empfinden. Vielleicht macht er die aufregende Entdeckung, dass ein Männerbein in Strümpfen oder Strumpfhose sich scheinbar in ein Frauenbein "verwandelt". Etwas weiter diesen Gedankengang verfolgend findet er vielleicht auch Lust am Gedanken eine Frau zu verkörpern ... und damit selbst das zu werden, was er begehrt. Indem er sich zur Frau wandelt hat er zwei Dinge zusammen: Zum einen eine vollkommen willige Frau, mit der er all das machen kann, was im normalen Leben nicht so einfach von einer Frau zu bekommen ist ... und er hat ein reicheres sexuelles Empfinden, nicht nur die männliche Lust, sondern auch die weibliche ... oder das, was er dafür hält.
Bei diesem Mensche ist das Ziel der Transformation sexuelle Erfüllung. Danach kommt nicht selten ein Schamgefühl, der Gedanke: Wenn mich andere so sehen könnten. Diese Menschen fühlen sich hin und hergerissen von dem süchtig machenden Gefühl die Frau zu sein, die man selbst begehrt und dem Wunsch "eigentlich" ein normaler Mann sein zu wollen.
Stärkere Individuen schaffen es ein Aktzeptanz zu ihren Gefühlen zu entwickeln, gehen mit ihrer Neigung sogar an die Öffentlichkeit. Vielleicht perfektionieren sie sogar die Frauenrolle, um nicht nur erregende Fotos zu machen, sondern sogar real zu fühlen, was eine Frau beim Verkehr mit einem Mann empfindet ... Obwohl sie eigentlich heterosexuell sind, erregt sie der Gedanke "als Frau" "benutzt" zu werden - so wie sie es selbst gerne mit einer Frau machen würden.
... ... ... ich denke, wenn ich deine Äußerungen richtig verstanden habe, fühlst du dich diesem Typ nicht zugehörig.
Da kommen wir zu Typ zwei ... und jetzt handele ich mir wahrscheinlich einigen Ärger ein:
Typ zwei ist biologisch als Junge auf die Welt gekommen ... nach außen sichtbar. Aber im Kopf, in der Hirnstruktur ist da etwas anders als bei normalen Jungs. Die Ursache weiß man heute in der unterschiedlich verlaufenen virilisierung des Gehirns. Virilisierung=vermännlichung. Männliches und weibliches Gehirn unterscheiden sich nämlich in wesentlichen Strukturen ... allerdings sind diese Unterschiede statistischer Natur, es gibt keine genormten Männer - oder Frauengehirne.
Um diese männlichen Hirnstrukturen anzulegen, braucht der Fötus ... jetzt kommts: ÖSTROGEN!. Ja, das klingt skuril, ist aber tatsächlich so. Nun, wie man sich denken kann, hat ein männlicher Fötus keine Organe, die wesentliche Mengen an Estradiol produzieren. Und er hat zu diesem Zeitpunkt auch noch keine männlichen Keimdrüsen, um Testosteron zu produzieren. Wozu Testosteron? Weil Testosteron so ein Gebilde aus "Legobausteinen" ist. Wenn man ein, zwei kleine Kohlenstoff-Legoklötze weg nimmt .. hat man Östrogen. Praktisch, ne? Jetzt kommt der Trick: Der Fötus nimmt das Testosteron .. von der Mutter um daraus Östrogen umzubauen! Ja, auch Frauen haben gar nicht mal so wenig Testosteron in ihrem Körper.
Allerdings: Wenn ein Mensch in Stress gerät ... in sehr großen Stress, durch Krankheit oder durch psychologische Belastung ... produziert er weniger Testosteron. Das gilt für Männer wie für Frauen. Deshalb haben Manager oft Potenzprobleme ...
Wenn Mama also im entscheidenden Moment nicht ausreichend Östrogen im Blut hat .. dann kann der Fötus auch nicht genügend Testosteron produzieren um sein Gehirn "ausreichend" zu vermännlichen. Im extremsten Fall bleibt die Vermännlichung vollkommen aus. Wenn später die eigenen Keimdrüsen arbeiten, ist dieser Teil der Hirnentwicklung abgeschlossen. Das bedeutet, dass zwar der Körper vermännlicht ... aber das Gehirn irgendwo in der Entwicklung von gar nicht männlich = Mädchen bis ? ja, was eigentlich?
Heute gibt es Humanbiologen und Neurologen, die davon ausgehen, dass bestimmte Erscheinungen, wie untypische Geschlechtspreferenz (homo- bisexuell) oder aber auch besondere musische / künstlerische Begabungen auf zwischengeschlechtliche Hirnstrukturen zurück zu führen sind. Und irgendwo in diesem ganzen neuronalen Salat scheint es eben auch eine Stelle zu geben, die uns sagt ob wir ein Junge oder ein Mädchen sind.
Wenn dieses Areal eine normal "männliche Größe" hat, scheint es ein männliches Geschlechtsbewusstsein auszulösen. Wenn es eine "weibliche" Größe hat ( über ein Drittel kleiner als das männliche), fühlt sich die Person als Frau. Und wenn die Größe irgendwo dazwischen liegt? ... Tja, da kommen Menschen wie du .. oder ich ins Spiel. Vielleicht sind die Unterschiede zwischen TV und TS darin zu sehen, dass sich dieses Areal (ich hab mal was von "Mandelkern" gelesen) in der Größe unterscheidet ... wir also ein "weiblicheres Gehirn" haben. Vielleicht machen aber auch andere Aspekte den Unterschied.
Mir ist nämlich aufgefallen, dass recht viele TV sehr gute körperliche Voraussetzungen mitbringen, um zeitweise in die Rolle einer Frau zu schlüpfen, viele haben ein recht feminines Gesicht ... große Augen, schmales Kinn, ect.
Vielleicht ist es ja auch so, dass bei manchen TV dieser Leidensdruck im wesensfremden Sozialgeschlecht leben zu müssen nicht so groß wird, weil sie sich körperlich nicht so fremd sind. Denn gerade Transidente leiden ja an ihrem männlichen Erscheinungsbild ... und nicht wenige haben auch Grund dazu
Also ... du siehst, ich sehe dich nicht als Mann in Damenwäsche. Obwohl ich im Prinzip auch an Männern in Damenwäsche nichts anrüchiges finde. Es törnt mich jetzt nicht an, ich hab schon lieber so richtige, kernige Männer, aber abstoßend oder gar pervers finde ich das nicht. Eigentlich können sich Frauen über so - im wahrsten Sinne des Wortes - "einfühlsame" Männer freuen, die machen sich wenigsten mal Gedanken darüber wie eine Frau sexuell empfindet :))
liebe Grüße
hanna