„Liegt es an der Literatur? Ich höre öfters, für Männer sei da zu viel Geschmachte. Es sei nicht alles zu weich, nur treffe nicht die Wünsche. Was wünschen sich Männer denn, gäbe es erotische Literatur für sie speziell? Gemeint ist heterosexuelle Literatur.
Worauf stehen Männer beim Lesen? Nur das harte? Das glaub ich nicht.
Was kickt den Mann bei erotischer Literatur? Wie sollte sie sein?
Männer vermisst ihr etwas? Gibt es eine Lücke?
Nun, fast die gesamte Pornofilm-Industrie richtet sich nach wie vor ans männliche Publikum, trotz vielfältiger Bemühungen, die oftmals einfältigen und stupiden "Rein-Raus-Cumshot"-Settings für Frauen attraktiver zu machen.
Offenbar bevorzugen Männer in der Masse eine andere Art der Stimulation als die Mehrheit der Frauen - die jeweiligen Ausnahmen haben jedenfalls Form und Ausführung einschlägiger Produktionen oder gar den Mainstream nicht maßgeblich beeinflussen können.
Warum sollte das beim Konsum von "Literatur" so anders sein?
Ich nehme als persönlich betroffener Autor - der sich zumindest bemüht, erotisch und nicht pornografisch zu schreiben - wahr, dass Männer sich eher von direkten, nicht allzu komplexen Settings und entsprechender Action animieren lassen (natürlich nicht alle, aber wohl die Mehrheit), wohingegen ein größerer Teil der Frauen zu Szenen tendiert, die in Handlungsstränge, am besten in ganze, zuende erzählte Geschichten eingebettet sind.
Aber mal unabhängig von den Geschlechtern gibt es sicher anspruchsvollere Leser und auch solche, denen die Form einigermaßen egal ist (und alles dazwischen).
Der "literarische Qualitätsanspruch" leidet nun im Zeitalter des Alltagsgebrauches von FB, WA, SMS, E-Mail und Ähnlichem sehr, denn die allgemeine Ausdrucksweise verflacht zunehmend und der durchschnittliche Anspruch der Lesenden sinkt entsprechend - der Erfolg von Fifty Shades und vergleichbaren Machwerken zeigt dies überdeutlich.
Somit wäre z.B. auch die von PeterPan69 empfohlene Geschichte "Beschreibung eines Bildes" unter literarischen Gesichtspunkten deutlich überarbeitungswürdig; kein Lektor, der was auf sich hält würde sie in dieser Form zur Veröffentlichung freigeben.
Das Angebot erotischer Literatur geht heute häufig nicht mehr durch verbessernde Hände (z.B. durch ein professionelles Lektorat), für wenig Geld kann jeder Laie seine schriftlichen Ergüsse weltweit publizieren. Das dürfte sich auch auf das Publikum auswirken - früher hieß es bei den Profis: Was Du liest, wirkt sich auf Deinen Schreibstil aus.
Dies mag sich auch auf die generell 'Duldungsgrenze' der Leser auswirken, gemäß der Weisheit: "Im Lande der Blinden ist der Einäugige König". Wenn man heute viele Texte lesen muss, die vor Buchstabendrehern oder verhunzten Autokorrekturen nur so strotzen, wird man sich zwischendurch bereits über zusammenhängende Sätze mit richtig geschriebenen Wörtern freuen - auch wenn dasselbe Adjektiv dreimal hintereinander benutzt wird
Lesen Frauen eigentlich häufiger als Männer? Und anspruchsvoller?