Domestic Discipline und Rechtfertigungen
Hallo zusammen Ich lebte jahrelang in einer (Stino)Beziehung, die stark geprägt war vom traditionell-archaischen Rollenbild. Konkret bedeutete das, dass ich nach meiner Schwangerschaft das feste Arbeiten aufgab und ganz Mutter und Hausfrau wurde - und merkte, dass ich das sehr mochte und mich in dieser für mich sehr "weiblichen" Rolle ungemein wohlfühlte.
Mein Partner auf der anderen Seite war als Mann Ernährer und hatte die überwiegende Entscheidungsgewalt, die so weit ging, dass ich mich größtenteils an ihm orientierte und ihm meist das letzte Wort überließ, ich seit Jahren schon meine eigene EC-Karte nicht mehr benutzte, sondern die Verfügungsgewalt über das Geld ihm überließ (und ich auch stets fragte und Bitten äußerte, wenn ich mir etwas kaufen wollte) und er mir auch regelmäßig Aufgaben gab, bei denen ich bei Nichtausführung sanktioniert wurde. Körperlich gestraft wurde ich zwar nicht, aber ich musste mich in Verzicht verschiedener Annehmlichkeiten üben, wenn ich Aufgaben nicht nachkam.
Diese allgemeine, männliche Führung und Orientierung war etwas, in dem ich mich gut einrichten konnte und wohlfühlte - und ich glaube, dass das auch die bevorzugte Art ist, wie ich eine Beziehung führen möchte. Ich gebe zu, dass ich ein sehr traditionelles Verständnis der geschlechtlichen Rollenbilder habe, dieses präferiere und mich damit wohlfühle. Dies gilt selbstverständlich rein für meine Beziehungen und nicht für andere Menschen, die damit nichts am Hut haben. Und ich gebe auch zu, dass ich mich wahrscheinlich gerade deshalb so wohl in der "alten Tradition" fühle, weil ich diese bewusst und frei wählen kann und es im Fall der Fälle durchaus eine Alternative für mich gäbe.
Auf der anderen Seite habe ich auch Erfahrung mit BDSM-Beziehungen, die jedoch bisher niemals Liebesbeziehungen waren. Hier lag der Augenmerk des Machtungleichgewichts mehr auf den "Rollen", die man sich zuschrieb (Dom/Sub) und weniger auf dem Geschlechterverständnis. Und ich glaube, das ist auch der Grund, warum meine BDSM-Beziehungen von außen immer mehr akzeptiert und verstanden wurden, als die Art, wie ich meine Stino-Beziehung führte.
Ich persönlich hätte nichts gegen eine Kombination aus beidem.
Was mich persönlich interessieren würde, wäre, wie euer Umfeld auf die Art und Weise reagiert hat, wie ihr traditionelle Rollenbilder mit zusätzlich klarem geschlechtlichen Machtungleichgewicht auslebt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich deutlich mehr für meine traditionelle Stino-Ehe kritisiert wurde, als für meine BDSM-Beziehungen.
Es wurde sich zum Beispiel sehr stark daran gestoßen, dass ich als Frau auf eine "Karriere" und ein gutes, festes Einkommen - und damit zum Teil auf Souveränität - verzichtete und stattdessen eine "Hausmami" war. Nicht nur, dass ich das war, ich war es auch noch gerne! Land unter in der Welt des modernen Feminismus. Viele, besonders Frauen, konnten nicht verstehen, dass ich mich in so vielen Gebieten, besonders finanziell, derart abhängig von meinem Mann machte.
Und ich gebe zu, dass mich das eine Weile auch sehr beschäftigte und mich manchmal auch heute noch beschäftigt. Hattet ihr jemals Gewissensbisse aufgrund der Art und Weise, wie ihr eure Beziehung in archaischer Weise lebt? Hattet ihr auch mit einem Umfeld zu kämpfen, das euch einreden wollte, das sei "unrecht", würde die Frau unterdrücken und dass Feministen nicht dafür gekämpft hätten, dass eine Frau Heimchen am Herd sein und es dem Mann schön machen "muss"?
Ich habe erst in den letzten ein, zwei Jahren damit angefangen, meine Position bewusst zu verteidigen und mir nicht mehr blöd kommen zu lassen, nur weil ich diese Art von Beziehung mag. Ich merkte zum Beispiel durch meine erste BDSM-Beziehung, dass ich diese Art von "Spiel" super mit Domestic Discipline ergänzt bekomme, da ich mich, obwohl wir kein Liebespaar waren, in den Momenten, die wir in seiner Wohnung verbrachten, auch mit zum Beispiel Haushalt und Kochen beschäftigte und das für mich ganz normal war und sich gut anfühlte.
Ich wurde mehr dafür kritisiert, meinem Dom den Haushalt "nachzutragen", als dafür, dass er zum Teil wirklich grenzwertige Dinge innerhalb des D/s Machtgefälles mit mir anstellte.
Warum ist das wohl so? Und kennt ihr dieses Phänomen?
Ich würde mich sehr auf eure Erfahrungen freuen und wie ihr es geschafft habt, ganz selbstbewusst in eurem Umfeld damit umzugehen.
Liebe Grüße,
Kailyn