„Naja, genau das (nämlich keine hoffnungserweckenden Aussagen machen und vorfreudefrei ins Date gehen) kommt eben meist nicht wirklich gut an.
Hm. Ich weiß nicht ... also so wirklich vorfreudefrei (was für ein nettes Wort für einen eigentlich ziemlich tristen Zustand
) kann man doch nicht wirklich sein, oder? Wäre es so bliebe man eher zu Hause ...
Die Sache mit dem gebremsten Schaum hat aber durchaus etwas für sich. Wer sich bereits in illusionäre Erwartungssphären geschraubt hat
kann ja eigentlich gar nicht mehr anders als ernüchtert werden. Ist das nicht wie mit den Parties? Die besten sind doch oft die zu denen man mit den geringsten Erwartungen gegangen ist, oder?
Ich sitz nun schon eine Weile auf meinen Fingern weil ich überlegt habe ob ich nun was dazu schreibe oder nicht - aber wie der aufmerksame Leser bereits argwöhnt - und wo ich gerade schon mal in Schwung bin ....
Das Beispiel mit dem Blinddate wo allesganz wunderbar war bis auf die Optik ist für mich ein tolles Beispiel dafür was - aus meiner Sicht natürlich - bei vielen von uns so grundsätzlich verkehrt verdrahtet ist. Wir schmeißen die Perlen weg und hängen uns ganz stolz die Schalen um den Hals ...
Was ist denn tatsächlich selten und kostbar? Ein Mensch mit dem wir uns wirklich gut verstehen, wo alles passt - oder einer wo die Optik dafür ausreicht um unseren persönlichen 'Geilheitsidealen' zu entsprechen? Also bei mir zumindest ist definitiv das Erste das Kostbare. Akzeptables Aussehen gibts mehr als genug - und so what?
Was ist beim Sex wirklich das was uns flashen kann, die Optik, von der wir sowieso die meiste Zeit nur einen verzerrten Ausschnitt haben - oder das ganze andere Paket, fühlen, riechen, schmecken und vor allem die unglaubliche Intimität die sich entwickeln kann wenn wir das mit jemandem teilen können mit dem wir wirklich einen Kontakt herstellen können und nicht Onanie à deux betreiben ...
Ist nicht einfach sich von dieser überwältigenden Prägung auf Optik zu lösen die von Klein auf auf uns eintrümmert. Wo wir auch hinsehen, wir werden mit gefälligen Bildchen animiert weil die meisten Medien die uns etwas andrehen wollen eben nicht wirklich etwas anderes können - sie können nur Bildchen. Deswegen muss alles mit entsprechenden Bildchen unterlegt werden und wir verknüpfen, wie etwas vermeintlich aussehen müsste damit das dabei rauskäme was wir uns wünschen. Denn es sind ja nur diese Bildchen die immer die richtige Wahl sind, die immer das richtige sagen und tun. Im Film. Oder Buch. Oder vor den Freunden.
Das Dumme ist dass wir uns mit dieser Konditionierung selbst bescheißen. Der Kompromiss beim Aussehen und der Kompromiss beim Charakter ergeben zusammen nämlich nicht 100% sondern auf allen Ebenen bloß Mittelmaß. Das 'Gesamtpaket' ist eigentlich Scheiße weil es
in nichts toll ist. Es ist überall nur Kompromiss und an jeder Ecke findet man für jede der Eigenschaften etwas, was deutlich besser wäre ...
Besser wäre es, man forscht was einem
wirklich wichtig ist und sieht zu dass man
davon möglichst viel bekommt. Was immer das für einen selbst auch sein mag. Denn 'Kompromisse' bei Dingen die einem eigentlich eh nicht so wichtig sind sind keine wirklichen Kompromisse. Aber wenn man etwas, was einem richtig wichtig ist dafür eintauscht dass man etwas mehr von etwas bekommt an dem einem eigentlich gar nichts liegt ist das blöde - oder nicht?