Ich glaube, es hängt doch sehr viel damit zusammen, dass der gesellschaftliche „Standard“ in unserer Gesellschaft Monogamie ist (ich denke, die Mitglieder im JC sind hier nicht unbedingt repräsentativ). Dieses Modell wird von vielen als Norm unreflektiert übernommen; ist ja am Anfang i.d.R. auch nicht problematisch, da man sich dank rosaroter Brille sowieso keinen anderen Partner vorstellen kann
Grundsätzlich könnte man folgende Beziehungsmodelle (jetzt nur mal auf das Thema „weitere Sexualpartner“ bezogen) unterscheiden:
A: Modell Monogamie: Zwei lieben sich/ entwickeln sich gemeinsam weiter/ genügen sich auf Dauer ohne weitere Partner (ja soll’s auch geben… sogar hier im JC).
B: Modell anfänglich Monogamie; dann kommen weitere Wünsche/ Vorstellungen/ Versuchungen (wie auch immer) auf -> werden besprochen, gemeinsame Lösung wie Öffnen der Beziehung, Swingen, tolerierte Alleingänge, … kann im Extremfall bei völligem Auseinanderdriften der Vorstellungen auch zu Trennung führen
C: Modell anfängliche Monogamie: dann kommen weitere Wünsche/Vorstellungen… auf -> diese werden nicht besprochen; es kommt zu heimlichen Lösungen (Fremdgehen)
D: von Anfang an alternatives Modell: offene Beziehung, Swinger, Poly…
Worum es bei den ganzen Fremdgeh-Threads in der Regel immer geht, ist das Modell C:
meistens kommt es erst im Laufe der Jahre zu Veränderungen, die „Beziehungs- und Kommunikationsmuster“ sind jedoch schon ziemlich eingefahren.
Ist es noch eine glückliche Beziehung, wenn über essentielle Dinge nicht gesprochen werden kann? Ist es ok, wenn einer der Beteiligten jede Diskussion darüber abblockt? Ist es ok, wenn das Thema überhaupt nicht angeschnitten wird, aus Angst vor den Konsequenzen? Ist es vielleicht so, dass der Betrogene es heimlich „akzeptiert“ und lieber nichts wissen will, um den möglichen Konsequenzen aus dem Weg zu gehen (Komfortzone zu verlassen)? Wiegt das Thema „Sex“ in der Beziehung so schwer wie evtl. andere gemeinsame Themen wie Kinder, Besitz usw.? Wie gut kann der „Fremdgänger“ lügen/täuschen, d.h. wie groß ist die Hoffnung, nicht „erwischt“ zu werden? Wie ist die Einschätzung des „Trennungsrisikos“ bei Wechsel zu Variante B? Ist es nur eine kurzfristige „Verblendung“, die eine lange gemeinsame Zeit nicht aufwiegt? Usw. usw.
Und was ist dabei noch Liebe?
Eine moralische Beurteilung seines Handelns muss jeder selbst vornehmen. Ich denke, da ist entscheidend, wo man seine Prioritäten setzt…
Meine Wahrnehmung ist, dass oft das Modell C die Vorstufe zur Trennung ist (zumindest bei einer entsprechenden Auseinandersetzung mit dem Thema). Und das der nächste Versuch dann eher mit Modell D gestartet wird