Ich drösel mal alles auf, auch das von mir geschriebene und plakativ Überzogene sowie gespiegelte.
Im Grunde hocken wir noch in den gleichen Interaktionsmustern fest wie im Mittelalter. Es gibt Rapunzel auf ihrem Turm, die passiv wartend ihre(n) Holden erwählt. Und es gibt die Ritter, voll des Gebahrens aktiv werben. Im Grund hat sich daran nichts geändert. Die Frauen warten eher passiv auf nette Kontakte, die Männer werben durch Anschreiben. Die Frau zieht Wertgefühl aus der Bandbreite an Angeschriebenwerden, die Männer aus dem Erfolg, den sie mit Werben haben. Selbst im Club gibt es diese Verhaltensweisen und auch Verhaltensnormen. Männern rät man zu Aktivität (nicht an der Bar einfach nur warten das was passiert), Frauen eher zu Passivität (Der Richtige kommt schon noch).
Was man dabei schnell übersieht, das diese Verhaltensweise eigentlich für die Brautschau gedacht war- also für die Blüte unseres Körpers. Dieses Verhalten kippt, wenn wir nicht mehr in der Blüte unseres Lebens stehen (gemessen an damals) und das Leben unseren Körper gezeichnet hat.
Es gerät dann ins Kippen, wenn Passivität bei der Frau nicht mehr den gewohnten Erfolg zeigt (Die Auswahl an Bewerbern schwindet) Oder beim Mann wenn sein Werben trotz Raffinessen erfolgloser wird. Dann beginnen wir uns und unseren Körper in Frage zu stellen. Und dies mit dem Ratgeber schlechthin um Unglücklich zu werden: wir fangen an uns zu vergleichen. Vergleichen mit Körpertypen, von denen wir meinen, das sie erfolgreicher wären.
Dabei übersehen wir allzu leicht, das darin eine große Falle liegt und auch eine Enttäuschung vorpogrammiert ist. Denn ich als Person werde nicht mehr gewählt- sondern ich werde gewählt, weil der Vergleich positiv ausfällt (Oberkörper wie..., Schwanz wie...., Haarpracht wie..., blank wie....). Dabei ist es egal, ob wir mit einer Person oder einem Ideal verglichen werden. Wir als Person sind nicht der Grund für den Erfolg, sondern das positive Resultat eines Vergleiches. Die andere Seite wird damit an das Vergleichsobjekt gekettet. Und der Erfolg ist davon abhängig, wie wir dem Ideal entsprechen. Das setzt uns unter Zugzwang. Wir machen uns Sorgen, ob wir dem Ideal entsprechen können, oder unsere Abweichungen wenigstens sinnvoll begründen können (Schwangerschaft, Unfallnarben etc.).
Was wir dabei vergessen, sind wir selbst. Wir verlieren uns selbst in dem Zwang erfolgreich zu sein.
Das wird verstärkt durch einen gewisse Gruppenzwang an den Handlungs- und Bewertungsmustern festzuhalten. Das was an meinen Beiträgen so polarisierend war, war in aller Regel dann, wenn ich als Mann weibliche Bewertungs- und Handlungsmuster übernommen habe. Oder wenn ich beide Verhaltensmuster außer Funktion gesetzt habe. Das geht ja gar nicht- weswegen mir dann u.a. Trotz unterstellt wurde.
Wenn ich aber aus den Mustern nicht aussteigen kann ohne Repressalien fürchten zu müssen, und an Kriterien gefesselt werde, die immer schwerer zu erfüllen sind- ist das sinnvoll? Die ganzen Sorgen in diesem Thread sind doch nur da, wenn der Vergleich zum Ideal negativ ausfällt.
Frauen reagieren darauf in der Regel mit kaschieren durch Klamotten und Schminke, Männer kaschieren meißt mit Brunftgehabe. Also Komplimenten. Dieter Lange sagte einmal: "Man kann einer Frau keine Komplimente machen. Wenn, dann ist es nur ein taktisches Maneuver, und das wißt ihr auch!". Der darauf folgende Satz legt sogar noch eine Schippe drauf. Weil auch mit einem Kompliment gar nicht die Person gemeint ist, sondern nur zum Ausdruck bringt, das es einen positiven Vergleich gibt. Denn jemand, der auf große Brüste steht, wird eine Frau nicht wegen ihrer kleinen Brüste ein Kompliment machen. Wenn, dann nur als taktisches Maneuver, um Aufmerksamkeit zu generieren oder Verehrung vorzutäuschen. Im Grunde aber aus dem egoistischen Antrieb Erfolg zu haben. Um die Frau selbst ging es im Grunde nie.
Wie entkommen wir dem ganzen nun? Durch Ablehnen (nicht durch Überkompensation...) alter Verhaltensmuster. Und indem wir aufhören uns permanent zu vergleichen. Und auch durch eine andere Zielsetzung. Wir sind nicht gescheitert, wenn es auf Foren oder im Club nicht klappt. (Einfach) sich Selbst bewusst werden. Sich seinem Selbst bewusst werden. Ohne uns in die üblichen Gefüge einzufügen.
Ich als Mann muss meinen Erfolg nicht damit beweisen, das ich von vielen Frauen "gebucht" werde. Ich bin frei. Ich muss nicht die Erwartung erfüllen wie ein Ritter werbend umherzuziehen. Auf das ich zum Vergleichsobjekt werde. Es ist völlig egal wie mein Körper gebaut ist. Es zählt, was mit mir möglich ist (Interaktion). Nur danach fragt so gut wie nie jemand. Schade eigentlich. Sucht doch eigentlich niemand jemand für die heimische Vitrine zm Ausstellen. Dennoch urteilen und sorgen uns darum, als wenn es nur um eine Ausstellung in der Vitrine ginge.