Warum nicht nah am Bild kritisieren?
Es ist unnötig und bedauerlich, wenn Kritik an den vorgestellten Arbeiten zu so unredlichen Mutmaßungen über die Motivation einer Kritikerin führen. Ob der Kritiker selbst ein guter Fotograf ist, steht auf einem anderen Blatt und ist zum Glück nicht relevant. Roger Ebert hat beispielsweise noch nie einen guten Film gedreht und ist nichtsdestotrotz einer der renommiertesten Filmkritiker auf dieser Kugel.
Ich bin selbst ein ganz miserabler Dilettant in der Fotografie, was nichts daran ändert, dass ich erkennen kann wenn einige der vorgestellten Fotos ganz wunderbar zeigen wie ein Akt nicht sein sollte. Die Mängel beruhen auf ein paar für Hobbyisten (auch Profiknipser sind natürlich hier und da nicht gefeit) typischen Unzulänglichkeiten: es wird zu viel und mangelhaft retuschiert, verfeinert und weichgezeichnet. Aufhellen der Augäpfel ist eine schöne Sache, aber wer´s übertreibt verleiht seinem Motiv eine beängstigende Leblosigkeit. Scharfzeichnen will gelernt sein und man muss nicht alles nachschärfen bis beinahe Artefakte entstehen oder bei sehr kritischer Betrachtung schon sichtbar sind. Colorkey muss man nicht mögen. Ich fand´s schon in 'Schindlers List' peinlich. Falls jemand meint, die Retusche sei eine Frage der stilistischen Ästhetik und ein Blick auf´s Cover der Vogue würde ausreichen die These zu untermauern muss man entgegnen, dass Akt ein Genre ist in dem (anders als auf der Vogue) die Wirklichkeit nicht zwangsläufig entbehrlich ist.
Eine ausschließlich negative Kritik an dem was Thomas Schober hier gezeigt hat, erscheint mir aber nicht nur ungerecht, weil mir selbst noch nie eine richtig gute Fotografie gelungen ist. Es würde auch das Talent des Fotografen im Umgang mit Licht und Schatten falsch bewertet. Auch wenn die Bildbearbeitung leider unzulänglich ist - der Mann hat ein gutes Auge und geht sorgfältig und seriös mit Licht um. Das schafft eine solide Handwerkliche Substanz und in diesem Punkt ist die Erfahrung und das Können des Fotografen unübersehbar.
Die offenbar bevorzugten Sujets Herrn Schobers, sind in meinen Augen allerdings eindeutig zu abgegriffen um wirklich interessant zu sein. Es gibt wahrscheinlich Myriaden eingeölter, wassertropfenbestäubter Titten auf den Aktfotografien dieser Welt. Der Anblick weiterer Exemplare ist aus diesem Grund kein großer Gewinn.
Wie gesagt, wenn jemand öffentlich seine Arbeiten zeigt, muss Kritik gestattet sein oder?