„Wenn ich im Krankenhaus bin und darauf angewiesen, dass sich das Pflegepersonal bestmöglich um mich kümmert, finde ich das ehrlich gesagt eher beunruhigend. Wenn der Pfleger beim waschen also anfangen würde, mich auch nur minimal nicht mit der gebotenen Professionalität zu behandeln, nur weil ihm grad mal meine titten gefallen, ist das extrem übergriffig. Davon abgesehen, selbst wenn es erstmal von Seiten des Pflegepersonals "nur" ein flirt ist, überlege ich mir als Patientin doch zweimal, ob ich mich traue einen Korb zu geben. Da hätte ich erstmal zu viel schiss, danach schlechter behandelt zu werden.
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen
!
Ich persönlich nehme Patienten in keinster Weise als sexuelle Wesen wahr, im "Arbeitsmodus" interessieren mich Größe und Form von Geschlechtsteilen, hübsche Gesichter und Körperöffnungen nicht.
Beim Arbeiten interessiert mit nicht, ob mein Finger gerade in einem Anus oder in einer Brotdose steckt - emotional ruft das ungefähr die gleichen Schwingungen hervor.
Und genau diese Distanz ist m.E. auch für ein professionelles Arbeiten zwingend erforderlich.
Es gibt definitiv ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Personal und Patient - als Patient ist man zum einen in einer emotionalen Ausnahmesituation, zum anderen u.U. bei jeder noch so einfachen Verrichtung von seinem Gegenüber abhängig.
Wenn zur Abhängigkeit auch noch Gefühle von Scham, Ausgeliefertsein oder Übergriffigkeit kommen...wird ein eh' schon unschöner Krankenhausaufenthalt im schlimmsten Fall traumatisch.
Professionelle Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft: super. Aber immer sachlich und mit der gebotenen persönlichen Distanz.
Die Kehrseite der Medaille: Patienten, die sich gegenüber Personal übergriffig verhalten.
Zum einen, weil die freundlichen Schwestern und jungen Ärztinnen im Zustand der eigenen Hilflosigkeit einfach schnell idealisiert werden.
Zum anderen, weil es eben auch Patienten gibt, die von ihrer Primärpersönlichkeit her - krankheitsunabhängig- übergriffige A...löcher sind.
In jedem Fall gibt es bei Unterschreiten gewisser Distanzgrenzen KLARE ANSAGEN.
Falls die nicht fruchten, kommen die Ansagen von sehr viel höherer Ebene, im schlimmsten Fall Anzeige, Hausverbot, Entlassung.
Ein weiterer interessanter Punkt in dieser Diskussion ist das Bedürfnis nach Nähe und Intimität dauerhaft unterstützungsbedürftiger Menschen.
Das Bedürfnis nach Nähe und Körperkontakt ist menschlich.
Ich stelle es mir furchtbar traurig vor, alt, einsam und gebrechlich in einer Pflegeeinrichtung zu leben und mein einziger Körperkontakt ist der -mehr oder weniger sanft- geschwungene Waschlappen.
Das ist für mich alles gut nachvollziehbar - und dennoch ist es natürlich nicht Aufgabe der Pflegenden, diese Bedürfnisse zu erfüllen.
In Deutschland kein einfaches Thema. Wie schon in diesem Thread erwähnt, sind andere Länder da deutlich weiter....