Der/Die Vergebene - ein Neutrum für euch?
Hallo zusammen Seit ich denken und mich verlieben kann, stelle ich fest, dass mein romantisches Interesse an einem Menschen in der Sekunde in sich zusammenfällt und non-existent wird, in der ich erfahre, dass mein Gegenüber in einer Beziehung ist. Ich bin scheinbar schlichtweg nicht in der Lage, frische Liebe oder Verliebtsein aufrecht zu erhalten, wenn ich nicht die Möglichkeit einer Beziehung sehe. Wenn ich jemanden kennenlerne, dessen Beziehungsstatus ich nicht kenne oder von dem ich annehme oder weiß, dass er Single ist, ist es gar kein Problem, mich zu verknallen und zu schwärmen. Aber sobald ich erfahre, dass derjenige in einer Beziehung steckt, wird er schlagartig uninteressant für mich und das Gefühl des Verliebtseins ebbt in erschreckend raschem Tempo wieder ab - der Mensch wird zum romantischen Neutrum für mich.
Ich kann da bei mir auch gar keinen Ehrgeiz dafür entdecken, denjenigen trotzdem erobern zu wollen, in der Hoffnung, er trennt sich für mich von seinem Partner. Sobald ich feststelle, dass derjenige nicht "offen" ist für eine auf mich gerichtete Liebe, meine Verliebtheit also nicht gleichermaßen erwidert werden wird, entscheiden meine Hormone ganz von allein, sich nicht mehr an denjenigen zu verschwenden und hemmen ihre Produktion.
Freilich ist das anders, wenn derjenige zum Beispiel poyamor ist und ich weiß, er könnte sich auch in mich verlieben und eine Beziehung mit mir wäre möglich. Auch kein Problem habe ich mit rein sexuellen Begegnungen mit Vergebenen. Die hatte ich schon und es ist für mich kein Hindernis, mit jemandem zu schlafen, der in einer Beziehung steckt. Weiß ich von Anfang an, dass derjenige eine monogame Beziehung führt, kommt es gar nicht erst zur Verliebtheit.
Ich habe nach sieben Jahren Beziehung festgestellt, dass ich nach so langer Zeit der Monogamie und des wachsenden Vertrauens kein Problem damit hätte, wenn mein Partner eine zweite Freundin hätte. Also auch das geht, denn die Liebe zu mir wäre ja nach wie vor existent. Allerdings bevorzuge ich in der ersten Zeit einer Beziehung klar die Exklusivität und öffne mich erst nach und nach sexuell offenen und polyamoren Möglichkeiten.
Aber immer wieder, wenn ich mich verknalle und dann feststelle, derjenige ist in einer (vermutlich monogamen) Beziehung, brechen mein Interesse und meine Gefühle fast sofort weg. Ich bin komplett ernüchtert und kann denjenigen dann auch nicht mehr im romantischen Kontext betrachten. Meine romantischen Gefühle richten sich einzig und allein auf Singles oder Polyamore, mit denen eine Beziehung möglich wäre. Ich war daher noch nie unglücklich in jemanden verliebt, weil er in einer Beziehung steckte und ich ihn nicht haben konnte. Auch wenn ich merke, mein Objekt der Begierde interessiert sich intensiv für jemand anderen und nicht für mich, stachelt mich das nicht an, mir mehr Mühe zu geben und seine Aufmerksamkeit auf mich zu richten - nö, meine Gefühle hören dann einfach auf und ich verliere das Interesse.
Ich habe so gar kein Kämpferherz für Menschen, die mich nicht wollen und offenbar ist mein Körper lieb genug zu mir, einen Hormoncocktail nur für Menschen auszuschütten, bei denen eine gute Chance auf Erwiderung besteht. Wenn ich mich jedoch in meinem Bekanntenkreis umsehe und auch die unterschiedlichsten Geschichten unglücklich Verliebter lese, frage ich mich, wie "normal" das ist - und warum das so ist.
Es geht mir nicht darum, dass man Vergebene praktisch schon vorher kategorisch ausschließt und gar nicht erst in jemanden investiert, von dem man von Anfang an weiß, dass er vergeben ist. Mir geht es eher darum, dass bereits vorhandene Gefühle sofort erstickt werden, sobald man darüber Bescheid weiß, dass diese sehr wahrscheinlich nicht erwidert werden und man sich sehr rasch "entliebt". Der, den man vorher noch so angeschwärmt hat, wird plötzlich im romantischen Kontext uninteressant, weil es keine Möglichkeit für eine Beziehung gibt.
Mir ging das bereits im sehr frühen Teenageralter so, als ich für die ersten Stars geschwärmt habe. Sobald ich erfuhr, dass einer davon eine Freundin hatte, hörte die Schwärmerei schlagartig auf und ich konzentrierte mich lieber auf Stars, die potenziell "zu haben" waren - auch wenn ich damals natürlich noch nicht die Reife besaß, mir einzugestehen, dass Billie Joe Armstrong sich niemals in mich verlieben wird.
Ich kenne sehr, sehr viele Fälle, in denen Verliebte nicht aufhören können zu lieben, selbst wenn der Angebetete vergeben ist. Ich kenne auch Fälle, in denen sich Verliebte besonders anstrengen, in der Hoffnung, der Angebetete trennt sich für sie.
Wie sieht das bei euch aus?
• Wart ihr schonmal unglücklich in jemanden verliebt, der vergeben war?
• Gebt ihr euch bei Vergebenen besonders Mühe, in der Hoffnung, dass sie sich lohnt?
• Oder verschwendet ihr keine Gefühle mehr an jemanden, sobald ihr wisst, dass er oder sie vergeben ist?
• Richtet sich euer romantisches Interesse ausschließlich an Menschen, die "zu haben" sind, oder könnt ihr das überhaupt nicht steuern?
Liebe Grüße,
Kailyn