Heute hatte ich das Vergnügen, mit AirBerlin nach Ibiza zu fliegen. Fluggerät war ein A321. Dieser startete bereits mit Verspätung in Berlin Tegel, aber das ist ja normal.
Nach einer kurzen Flugzeit kam im hinterem Teil der Maschine Unruhe auf. Die Stewardessen waren auf einmal mit Desinfektionsmittel zu gange. Dann wurde der Nothilfekoffer (Fach über meinem Kopf) herausgehoben. Und man flitzte mit Fieberthermometer los.
Einige Zeit später die Frage an die Passagiere: Man habe einen medizinischen Notfall, ob ein Arzt oder ähnliches an Bord sei.
Der fand sich dann scheinbar.
Die Unruhe blieb. Der Service stockte. Fieberthermometer vor, wieder zurück. U.s.w. Zwischendurch mal noch ein paar Essen serviert und Kotztüten weggebracht. Auch Windeln waren unterwegs. Volle.
Ich habe dann die Chef-Stewardess angesprochen, ob ich helfen könne. Ich habe auch Mundschutz dabei gehabt und bot den an. Es sah mir verdächtig nach H1N1 aus. Die Frau sah mich sehr überrascht an. Sie war sehr unruhig, wirkte betont ruhig und beherrschte sich bei jeden Pinkler, der prompt da vorn lang mußte, nur mit Mühe. Nein, man sei gut ausgebildet, habe es im Griff und bedankt sich. Es sei ein Kind, 5 Jahre mit einer Mandelentzündung und hohem Fieber. Sicher keine Schweinegrippe.
Beim Servieren der Getränke und des Brötchens zwischen dem Klingeln einzelner Gäste und dem Fiebermessen verzichtete ich dankend auf dieses. Ob es mir gut ginge... Alles in Ordnung mit Ihnen? Ja.
Bei der Landung wurden die Passagiere dann sehr eindringlich aufgefordert, sitzen zu bleiben und den Einstieg eines Arztes abzuwarten. Dieses gelang leider nicht, die Leute waren wenig haltbar und drängten. Jedenfalls durften wir dann aussteigen und wurden in den Bus verfrachtet, der dann eine Weile auf dem Rollfeld stand. Dicht an dicht standen die Leute darin. Super. Viren-Hopping... Viele schnupften ja ohnehin.
Zwischenzeitlich wurde ein gehbehinderter Mann aus dem Flugzeug von einer Stewardess über die Treppe hinausgeleitet. Ein Arzt (?) stieg zu und irgendwann durfte der Bus losfahren. Daumen hoch von der Stewardess. Und im Terminal das übliche Spiel. Kofferjagd und so weiter. Keine Infos, keine Merkblätter oder ähnliches.
Über 250 Passagiere sind nun über die Insel verteilt. Das spanische Paar neben mir flog weiter nach Valencia.
Das Virus dürfte, wenn es an Bord gewesen ist, innerlich gejubelt haben.
Wenn das die Pandemie-Schutzmaßnahmen sind, dann gute Nacht, wenn ein Killervirus mal umgeht.
Was das Verhalten der Leute an Bord angeht, dafür habe ich kein Verständnis, auch nicht für die Eltern des Kindes. Ein Kind bekommt nicht aufeinmal nach dem Start einer Maschine Fieber (oder?).
Wir brauchen mehr Problembewußtsein, mehr Herz und Verstand bei vielen Menschen. Insbesondere bei den Bildzeitungskonsumenten mit Proletenverhalten, was ich da heute beobachten durfte. Ein wahrer Genuß.
Viel Hoffnung habe ich nicht. Aber warum auch...
Buenas noches.
JS