Liebe JC-erInnen
Ich kann soviele hier Geschriebenen nur zustimmen und möchte meine Erfahrungen dazu stellen.
Bei Beginn unserer Beziehungsöffnung war ich vollständig überzeugt, eifersuchtsfrei zu sein. Als meine Frau und ich einen Dreier mit einem Mann im SC hatten, habe ich mich total gefreut, für mich, für sie, für ihn.
Später war klar, dass wir uns völlig öffnen und unsere Polyamorie zulassen. Ohne Plan B oder einen Weg zurück. D.h. wenn einer einen zusätzlichen Partner hat, dann bedingungslos.
Ich habe sogar meine Frau aktiv unterstützt, Kontakt zu ihrer alten Jugendliebe wieder aufzunehmen, was dazu geführt hat, dass sie auch mit ihm zusammen ist.
Ich habe mich gefreut, für sie, für ihn, für mich, denn alles erschien so passend, sinnhaft und gut.
Dann kam der Hammer. Schwere Eifersuchtsschübe, Destruktionismus, teilweise heftige Erschütterungen dadurch in meiner Ehe. Unbeschreibliche Gefühlsschwankungen, denen ich kaum Herr wurde. Jemand schrieb von Schreiattacken beim Autofahren - läuft!
Was mir geholfen hat, war diese Eifersucht als Gefühl anzunehmen. Denn viele Monate wollte ich nicht zugeben, eifersüchtig zu sein.
Und erst dann hatte ich die Möglichkeit, mich mit den Gründen der Eifersucht zu beschäftigen und diese auch zu beseitigen.
Solange ich die Eifersucht wegdrückte, desto weniger konnte ich sie bekämpfen. Ich musste sie als Teil von mir akzeptieren, aber dann in geordnete Bahnen lenken.
Es gibt Gründe für Eifersucht, viele sind hier genannt worden (Verlustängste, Kontrollzwang, niedriges Selbstwertgefühl, ...), da kann sich jeder selbst hinterfragen, was der konkrete Grund bei ihm/ihr ist. Um Eifersucht angehen zu können, kommt man/frau meiner Meinung nach nicht drumrum, sich aktiv mit dem Mindset, det Vergangenheit und den Erwartung an Beziehung auseinander zu setzen.
In meinem Fall habe ich die größten Baustellen bei mir erkannt, obwohl natürlich auch meine Frau und ihr Freund auch nicht die erleuchtesten und unproblematischsten Menschen sind. Ich habe aber einfach bei mir angefangen und sehe die Auseinandersetzung mit den Gründen der Eifersucht unabhängig von der Beziehung als wichtig und wesentlich für meine Reifung als Mensch. Und letztendlich, in dem setup unseres polyamoren Konzeptes als alternativlos.
Fazit:
1. Ich konnte rational eifersuchtsfrei sein, die Gefühle hauten mir trotzdem in die Fresse.
2. Eifersucht annehmen, so hatte ich die Chance daran zu arbeiten.
3. Es ist verdammt schwer und langwierig und schmerzhaft, aber es ist es wert, denn
4. es bringt mich als Mensch weiter, unabhängig von meiner Beziehung.
LG
Hendrik