Für mich stellt sich noch viel konkreter die Frage: Wie weit darf Glaube gehen? Wie sehr darf er das eigene Leben bestimmen?
Glaube ist an und für sich ja nichts Schlechtes. Er gibt halt, er ankert einen, er erdet auch hervorragend die Seele.
Menschen die an etwas glauben, die haben etwas entdeckt, das sich "das da ist meins, das gehört zu mir" nennt.
Gestern hatte ich ein Gespräch mit einer Freundin, deren Bekannte Mormonin ist. Ich war erstaunt, wie sehr das Mormonentum (das ja streng genommen auch ein Glaube ist) in den Alltag eingreift! "Kein Sex vor der Ehe" ist da noch eine der harmloseren Regeln. "Sex darf keinen Spaß machen" (sinngemäß) dann schon nicht mehr.
Ich bin nun wenig kirchlich gläubig, glaube aber an die Würde des Menschen und bin bestrebt, niemandem Leid zuzufügen, auch nicht unbewusst.
Das ist ja nun weniger dogmatisch, aber dennoch: In dem Augenblick in dem ich einen Menschen zum Weinen bringe, ist das denn nicht auch schon der Gegensatz dessen, woran ich glaube?
Das ist es dann, wenn ich sage dass dieser mein Glaube dort mitspielen darf.
Darf er nicht, da dem Leid der spontanen Tränen das Glück danach folgt.
Würde ich meiner Maxime "niemandem Leid zufügen" dogmatisch gegenüber eingestellt sein, dürfte ich Ersteres niemals tun. Selbst dann wenn es der Person anschließend ohne jeglichen Zweifel gut tut.
Genau da sehe ich dann die Grenzen eines Glaubens: Ein Glaube soll
gut tun. Tut er dies nicht, dann ist es in meinen Augen ein Fehlglaube, denn niemand sollte sich freiwillig etwas aufbürden, das ihm oder ihr nicht gut tut.
Selbst die Mönche, die sich selbst kasteien und somit ja schon förmlich selbst foltern, tun dies, um eine innere Ruhe zu erzielen. Da es ihnen offenbar gelingt, tut auch dies ihnen letztlich gut - und damit ist ihr Glaube einer der seine Berechtigung hat.
Auf SM bezogen kann ich nur sagen: Tut er gut? Auch langfristig?
Dann kann und sollte jeder Glaube, egal worin er besteht, dort nicht eingreifen und auch nicht eingreifen können und dürfen.
Dinge die einem Menschen gut tun sollten -das ist meine Meinung- niemals durch einen Glauben verboten werden können.