Der Partner als Pflegefall: Wie würdet ihr damit umgehen?

Im Dezember 2017 erlitt meine Frau einen Schlaganfall und ist seitdem halbseitig gelähmt. Sie hat sich mit vielen Schmerzen und großen Anstrengungen soweit rehabilitiert dass sie in der Wohnung am Stock gehen kann und somit ein halbwegs gutes Leben möglich ist. Dabei habe ich sie so gut es ging unterstützt und kein eigenes Leben mehr gehabt. Mittlerweile bin auch ich reif für eine Reha. Meine Ärztin und die meiner Frau drängen mich mal Urlaub zu machen und mich auch um mich zu kümmern.
Was mir am meisten fehlt kann mir ein Urlaub allein aber nicht geben. Ich vermisse Zärtlichkeit, Hautkontakt, ein Kuss...Das Rein und Raus alleine ist nicht das Wichtigste dabei.
Deshalb habe ich mich hier angemeldet. Aber da ich nicht Herr über meine Zeit bin sind Treffen nur selten möglich. Spontan schon gar nicht.
Die moralische Seite muss jeder selbst bewerten.
Aber vor Verurteilungen bitte erst mal nachdenken. Danke.
Hans

Die Frage ist wohl eine der schwierigsten in einer Beziehung.
Würde ich ein Pflegefall werden, auch in jungen Jahren reicht ein Unfall, würde ich meine Ehe beenden. Ich würde jeden Besuch von meinem Mann im Krankenhaus verweigern. Ich würde nicht wollen, dass er mich so sieht. Sein Leben negativ beeinflusst wird. Er sorgen hat. Ängste etc. Da wäre ich radikal. Weil ich ihn Liebe und nur das Beste für ihn will. Ob ich Recht damit hab, keine Ahnung.

Aber was wenn er pflegebedürftig wird? Ich würde bleiben, weil es sein Wunsch ist. Trotzdem lass ich mich nicht erpressen. Auch wenn jemand krank ist, muss er nicht unfair spielen.
Wir führen eine offene Beziehung, was sich aber ändern könnte. Meine Libido schläft zwar gern auch Mal ein, was in der akut Situation garantiert der Fall wäre.wenn es sich ändern sollte, würde ich das Gespräch suchen. Würde er ein öffnen der Beziehung ablehnen, würde ich heimlich fremd gehen. Und dazu steh ich auch völlig. Wenn ich sauer und genervt bin, hat er auch nix davon. Noch Streit und Stress während der Erkrankung hilft niemand. Dann bin ich lieber bei einer "Freundin" und komm entspannt und glücklich heim und kann voll für ihn da sein.
Bin der festen Meinung jeder der kognitiv voll da ist, merkt, wenn er betrogen wird. Ob Pflegefall oder nicht. Dann ist es an dem Partner die Augen aufzumachen und das anzusprechen. Schweigt er, ist es ein stilles Einvernehmen.

Was ich im Beruf gelernt habe, nie zu vergessen, dass auch der Pflegebedürftige ein sexuelles Wesen ist. Oft geht es gar nicht um Sex, aber vielleicht nur kuscheln oder eine Massage. Nicht nur der gesunde mensch muss verzichten. Der betroffene verliert so viel. Wenn ich mir plötzlich in die Hose mach, ist meine kleinste sorge dass ich meine Frau nicht mehr befriedigen kann. Man Stelle sich einfach eine Katheter Anlage vor. Plötzlich ist ein Schlauch im Geschlechtsteil und mein pipi läuft in Beutel und alle können es sehen. Es riecht auch etwas. Ich hab darüber völligen Kontrollverlust. Da würde ich Mal glatt vergessen, dass ich damit jemals Sex hatte. Wenn dann der Partner ankommt und von penetrativen Sex redet, an liebsten mit einer Frau ohne Schlauch drin... Ja da würde ich auch sauer werden, Sprüche unter die Gürtellinie schießen und still und leise alleine heulen weil ich dem Anspruch nie gerecht werden kann. Nur die Frage wer da wen verletzt hat zu erst?

Sex und Liebe kann man strikt trennen ,
Liebe gehört nur den Partnern dem Paar,

wer richtig liebt gönnt auch ,
nicht der Sex mit anderen zerstört Beziehungen ,
die Lüge der Vertauensmissbrauch , dann lieber dem
gesunden sein Vergnügen gönnen und Ihm die Lüge
ersparen ,

übrigens die hier gedruckten Posts , Respekt , Respekt ,
Ihr seid vollo kay mit Euern Ansichten und Meinungen .

Zwischen meinem Mann und mir besteht so oder so die Vereinbarung, daß Sex außerhalb der Beziehung möglich ist, auch Verliebtheit und Zärtlichkeit. Aber da ich auch etliche Jahre in der häuslichen Pflege aktiv war, war das "was wäre, wenn" bei uns schon auch vor Öffnung unserer Beziehung Thema.

Obwohl ich sehr großen Wert auf Offenheit / Ehrlichkeit in Beziehungen lege: ich bin nicht der Auffassung, daß man dem Partner immer und unter allen Umständen die Wahrheit zumuten kann und sollte. Heißt im Klartext: wenn ein zu pflegender Partner da ist, kann es auch Ausdruck außerordentlicher Rücksichtslosigkeit sein, ihn oder sie wissen zu lassen, daß Sex mit anderen gelebt wird.

Kommt auf seine seelische Verfassung an.
Ja das würde ich auch berücksichtigen.
Schonungslose Wahrheit kann auch schon verletzen.

@****89
Das hört sich schön an, nur solltest du noch in der Lage sein, das alles so zu koordinieren.
Bleib gesund

wie würde sich jeder verhalten eine gute

wir haben uns in unserer Partnerschaft geeint, geheiratet und dem anderen etwas versprochen....für ihn da zu sein, die Partnerschaft mit Leben zu erfüllen.
Schicksalschläge gehören zum Leben dazu, auch der dass einer von uns mal ein Pflegefall werden kann, dies ist das Leben.....dann sind wir füreinander da und pflegen den jeweils anderen.....

Dazu gehört aber auch dem anderen nicht einzusperren, ihn nicht dazu verdammen in Askese zu verharren.
Jeder darf trotzdessen seine Sexualität leben. Das haben wir uns versprochen.

Beziehung- Partnerschaft- in guten so wie schlechten Zeiten. Ein Partner der zum Pflegefall wird, bleibt der Partner und man geht diesen Weg gemeinsam, zur Not bis zum bitteren Ende.
Echte Liebe funktioniert auch ohne Sex - meine persönliche Meinung...

Danke, so seh ich das auch und ich weiß wovon ich rede ohne hier zuviel Preis zu geben, mein Mann hatte erst Pflegegrad 2 mittlerweile 3 dazu einen GdB von 100 und div.Merkzeichen.
Klar man darf sich selbst nicht aufgeben, aber der Sex ist nicht ( mehr ) das wichtigste war aber schon vorher nicht mehr so der Fall, da mir Kuscheln, Nähe, Wärme sehr viel mehr als der reine Sex gibt, haben aber noch ausreichend Sex.

Ich werde meinen Mann auch nie ins Pflegeheim abschieben oder gar verlassen, würde er andersrum auch nie machen, wir sind und bleiben ein glückliches Ehepaar, er ist nicht nur mein Mann sondern auch bester Freund, Seelenverwandter, an unserer Ehe nehmen sich Freunde, Bekannte, Familie ein Beispiel, da wir sowas von Harmonieren, es gab noch nie einen größeren Streit, zudem haben wir noch das ein oder andere Ziel im Leben bisher haben wir alles zusammen erreicht.

Natürlich ist es manchmal schwer, grade wenn mein Mann eine schlechte Phase hat als eh schon und man dann nicht helfen kann ausser Medikamente und die Hand zu reichen oder wenn mal wieder der Notarzt kommen muss bzw.er mal wieder von Arzt/Krankenhaus zu Arzt/Krankenhaus muss, allein in den nächsten 12 Tagen stehen 3 ambulante Termine in Krankenhäuser an.

Nichtsdestrotrotz fehlt es mir an nichts, bin Glücklich mit meinem Leben, Kinder und Mann, nehme mir meine Auszeiten oder auch uns mein Mann ist da immer für eine Überraschung gut zb.Wellness Wochenende ohne Kidds.
Würde mich nie beschweren oder sagen das mein Mann eine Last für mich ist auch wenns logischerweise mal Tage gibt wo es schwer ist, bin jeden Morgen Glücklich wenn er aufsteht ihn zu sehen, hoffe das er noch sehr sehr lange an meiner Seite bleibt wie @****os schon schrieb bis zum bitteren Ende.

Ich habe mich mal ein bisschen durch die Kommentare gekämpft. Und mir blutet teilweise echt das Herz. Wie achtlos hier teilweise mit diesem Thema umgegangen wird.. vor allem wie unsensibel über den TE geschrieben wird.

Wenn ich Worte lese wie "abgeschoben" usw dreht sich mir der Magen um. Es sollte beachtet werden, dass JEDER Mensch seine Grenzen hat. Diese liegen bei jedem Menschen woanders. Auch bei der Pflege und noch so großer Liebe zum Partner darf man sich selbst auf keinen Fall vergessen. Das ist übrigens auch in einer normalen Beziehung wichtig.

Die Entscheidung was nun in diesem konkreten Fall richtig ist, kann nur der TE für sich heraus finden. Und ja... wenn Sex dazu gehört, dann ist es legitim! Das hat m.M. nichts mit mangelder Liebe zu tun.

Wie hier schon oft geschrieben wurde bin auch ich der Meinung, dass man definitv auf Sex verzichten kann. Temporär. Ich weiß ehrlich nicht wie es bei mir wäre. Allerdings bin ich ein sehr sexueller Mensch. Ea kann durchaus sein, dass ich nach ein paar Jahren definitiv mein Bedürfnis nach Nähe anderweitig befriedigen würde.

Vorher natürlich nach Absprache. Bei emotionaler Erpressung würde ich ihn liebevoll in die Schranken weisen. Wir würden einen Weg finden müssen uns anders Nahe sein zu können.

Es ist ein unvorstellbar schwieriger Weg, ich wünsche viel Kraft auf diesem.