Tag 7 der Ausgangssperre:
Ein Nachbarskind hat Geburtstag.
Nicht nur bedeutet das eine mir aufgezwungene Party, es bedeutet auch den wohl bisher einsamsten Geburtstag dieses Kindes
Ich habe das Haus seit neun Tagen nicht verlassen, überall höre ich plötzlich Husten, vermummte Menschen gehen mit dem Hund raus und ein einzelnes Taubenpärchen regiert zeitweise die Straßen.
Die Einheimischen halten sich gut an die Anweisungen, als ich von Herrn Söder hörte, dass in Deutschland Jugendliche sich einen Spaß daraus machten, ältere Mitmenschen anzuhusten, fiel ich vom Glauben ab. Aber dann las ich hier Dinge wie "Bombendrohung im Gesundheitszentrum" und "Jugendliche rasen durch Wohnviertel und beschimpfen Nachbarn" (Die Jugendlichen waren zwischen 22 und 37
) Und als wäre man auf eine Insel nicht schon einfach genug zu finden, haben sie es auch noch ins Internet gestellt.
Teilweise liegen die Nerven blank und es entwickeln sich Situationen in denen Leute auf offener Straße (najagut, wo sonst) von der Polizei niedergeprügelt werden. Hier wird nicht diskutiert. Schon sich der Ausweiskontrolle zu entziehen kann eskalieren.
Ich werde versuchen, das Haus die gesamten 15 Tage nicht zu verlassen. Möchte wirklich keinem gereizten Schlagstockschwinger begegnen, der mich für den blondesten Menschen hält, den er seit Wochen gesehen hat und darauf den Columbo-Rambo-Modus aktiviert...
Gibt es eben erstmal kein frische Gemüse.
Wasserfilter funktioniert noch, sonst muss ich Wasser kaufen gehen (unbedenkliches Trinkwasser aus der Leitung is nich).
Ich darf nicht zu meiner Klimmzugstange
und habe nun mit Yoga angefangen, sehr erfrischend.
Hoffentlich erweitern sie nicht auf 30 Tage.
Positives:
Ich weiß jetzt genau wie schnell man hier alles abriegeln und die Insel lahmlegen kann, wenn es drauf ankommt.
Kein Hund der raus muss.
Die Nachbarin kann gut singen.
Es sind noch zwei Franzis im Kühlschrank.
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