Ich möchte mich noch mal an einer differenzierteren Antwort versuchen.
In meinem Freundeskreis sind momentan alle, je nach Temperament, mehr oder weniger niedergedrückt.
In meinem beruflichen Umfeld war zuletzt viel von "Schockstarre" die Rede.
Wirklich frohe Gesichter sehe ich weder unter meinen zahlreichen Nachbarn, noch auf der Straße in meinem Kiez.
Manche benehmen sich schlecht, viele geben sich miteinander Mühe. Herzlichkeit ist aber selten und ich denke, das liegt daran, daß viele nicht die dafür nötige Wärme und Leichtigkeit spüren. Wenn ich es bin, der sich in Herzlichkeit versucht, etwa der Kassiererin danke, daß sie noch arbeitet oder Nachbarn Hilfe anbiete, habe ich den Eindruck, daß es meinem Gegenüber vor allem gut tut, gesehen zu werden.
In Berlin hat nur eine verschwindende Minderheit geräumige Häuschen mit Garten, Hobbykeller und Sauna. Die Mehrzahl wohnt in Etagenwohnungen mit zu wenig Platz und zu viel Miete. Hier findet sonst viel Leben auf der Straße statt, denn in den Wohnungen ist dafür nicht viel Raum. Selbst solche gewaltigen Brachen, wie das ehemalige Flugzeugrollfeld des Tempelhofer Feldes kann der Berliner gewöhnlich nicht überqueren, ohne irgendwann mal mit jemandem Schulter an Schulter zu gehen.
Wir haben nicht sehr viel Platz zum Abstand halten.
Dazu kommt, daß ich einige Leute kenne, bei denen das Geld bald knapp wird oder schon knapp ist.
Und damit habe ich noch nicht die Leute in meinem Umfeld angesprochen, die ein erhöhtes Risiko tragen.
Ich finde es vollkommen nachvollziehbar, wenn gerade nicht nur die Libido im Keller ist.