Déjà-vu
Ich sage es mal so hart wie es ist: trenne Dich von ihm und suche Dir einen Freund, den Du nicht mit jemandem anderen teilen musst. Verschwende Deine wertvolle Zeit nicht weiter.
Ich dachte echt, ich habe ein Déjà-vu-Erlebnis, als ich Deinen Beitrag gelesen hatte: ich war damals 19 als ich an der Uni ein Mädel aus Leer/Ostfriesland kennengelernt hatte. Wir hatten uns dann damals recht schnell ineinander verliebt. Das Problem war nur, dass sie in Leer noch einen Freund hatte. Laut ihrer Aussage war die Beziehung aber am Ende, weil nichts mehr lief und sie auch keine Gefühle mehr für ihn hatte. Ihre Eltern mochte den Typen ebenfalls nicht, weil er zu bauernhaft rüberkam. Insofern hatte ich mir damals auch nichts dabei gedacht, einem Typen die Frau einfach auszuspannen. Sie wollte es ja auch so...
Die beiden hatten allerdings nach der Trennung immer noch ständig Kontakt, vorallem weil er nicht von ihr lassen konnte und sie regelmässig in Leer zu Hause war. Es fing dann damit an schwierig zu werden, als ich es mir mit ihren Eltern verscherzt hatte. Gut, ich war damals ein wenig frisch und aufgedreht, aber eigentlich kein Grund mich gleich in die Wüste zu schicken. Aber urplötzlich war ich sackdoof und der Ex war urplötzlich doch ein toller Typ. Im darauffolgenden Sommer hatten die Eltern dann den Ex sogar mit in den gemeinsamen Familienurlaub eingeladen und ihm den Urlaub finanziert. Nur ich musste zuhause bleiben und habe dann erst später erfahren, dass der Ex mit von der Partie war. So ging es dann immer weiter. Der Ex fing nach seiner Bundeswehrzeit an in Berlin zu studieren. Die Eltern kamen aus Leer öfters geschäftlich zu Besuch. Ich musste immer leise verschwinden, denn der Ex kam dann zum gemeinsamen Abendessen und alle haben irgendwie glücklich Familien gespielt.
Laut ihrer Aussage lief nie irgendwas zwischen den beiden, während wir zusammenwaren. Eigentlich wollte sie ja gar nix mit ihm zu tun haben. Sie liebte nur mich, bla bla bla...
Das ging sieben (!) Jahre so. Immer wieder Versprechen ihn nicht mehr zu treffen, die Sache mit ihren Eltern zu regeln und dann stand er doch mal wieder plötzlich vor der Tür. Hat mich doof angeguckt und tatsächlich gefragt, was ich denn in ihrer Wohnung mache. Er wäre doch ihr Freund usw. Ein völliger Irrer.
Ich weiß gar nicht mehr, wie ich das damals gefühlsmässig überhaupt aushalten konnte. Vielleicht war es ein gewisser Gewöhnungseffekt. Ich bin innerlich fast an der Situation, meinem ständigen Misstrauen ihr gegenüber und ihren Lügen, die immer wieder rausgekommen sind, zerbrochen. Eigentlich hat mich die Zeit bis heute geprägt und wesentlich meine Wesenszüge bestimmt.
Ich hatte dann nach sieben Jahren zum Glück an der Uni eine andere Frau kennengelernt und mich von ihr getrennt. Ich musste mir ein Jahr später noch von Freunden und Bekannten anhören, wie sehr sie mich doch geliebt hatte und dass sie ja immer noch so unter der Trennung leiden würde. Sie würde die Tage seit unserer Trennung zählen usw. Als ich sie sehr viel später nach zwei Jahren mal traf, behauptete sie auf Nachfrage immer noch steif und fest, dass nie was zwischen ihr und ihrem Ex während unserer Beziehung gelaufen war. Ein fettes Netz aus Lügen, krassen Einbildungen und Illusionen. Anders kann ich mir bis heute nicht erklären, warum sie so an unserer Beziehung gehangen hat.
Mein Fazit heute: zwei bis drei schöne Jahre, okay, aber vier bis fünf Jahre wirklich verschwendete Zeit. Warum verschwendet? Ganz einfach: ich bin heute 39, habe jetzt erst mein erstes Kind gezeugt und fühle mich zwar nicht zu alt für meine Tochter, wäre gerne aber um diese Jahre jünger. Hätte ich damals nur den Mut gehabt, schneller einen Schlußstrich zu ziehen, dann hätte ich vielleicht die Frau fürs Leben schneller gefunden und hätte meinen Vaterwunsch viel früher erfüllen können.
Ich bin mir auch sicher, dass es wirklich verschwendete Zeit war, denn danach hatte ich eine weitere siebenjährige Beziehung, die auch nicht problemlos verlaufen und über die Jahre, aber aus anderen Gründen, immer mal wieder schwierig war. Allerdings möchte ich keine einzige Sekunde dieser Beziehung missen, denn kein Problem hat mich jemals mehr so verletzt können, wie damals die Probleme mit meiner Ex und ihrem Ex. Kein Problem hatte jemals mehr diese Qualität.
Beiß die Zähne zusammen, trenne Dich von ihm, tauche unter und lass Dich nicht vollquatschen, mache einen Strich unter die Beziehung und suche Dir einen anderen Deckel für Deinen Topf. Der Spruch ist blöd, aber trifft es genau: lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende. Dein Freund wird Dich nie glücklich machen können und die Narben, die diese Beziehung auf Dauer hinterlassen wird, wirst Du nie im Leben wieder los.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Kraft, egal wie Du Dich entscheidest. Wenn ich Dir irgendwie helfen kann, melde Dich einfach.
Liebe Grüße
U.